Weihnachtsgeschäft Märklin hat Krach mit Händlern

Von Oliver Wihofszki und Mark Krümpel
Mitten im Weihnachtsgeschäft hat sich Märklin mit seinen Fachhändlern zerstritten. Die Händler beklagen Umsatzeinbußen, weil die Modellbahnfirma den Verkauf auf eigene Rechnung über das Internet und im werkseigenen Museumsladen stark ausbaut.

Wegen der Kritik gab es ein kurzfristig einberufenes Treffen der Märklin-Geschäftsführung mit Händlern im Firmensitz in Göppingen bei Stuttgart. "Es geht turbulent zu", gab ein Teilnehmer einen Zwischenbericht von der bis in den Abend laufenden Tagung.

Vor allem der seit Ende Oktober laufende ausgeweitete Sonntagsverkauf im neuen Märklin-Museumsladen stört viele Händler. "Dort ist jetzt das ganze Sortiment zu haben, und das zu Preisen, die unseren Bestand entwerten", sagte einer. Weil im Märklin-Museum nicht mehr nur Souvenirs verkauft werden, sondern aktuelle Handelsware, haben sich Händler an Behörden gewandt, um nachzufragen, ob der Sonntagsverkauf nicht gegen das Ladenschlussgesetz verstößt. Ein Märklin-Sprecher bestätigte, dass es noch keine endgültige Genehmigung für den umfassenden Sonntagsverkauf gebe. "Wir haben den Antrag schon lange gestellt und gehen davon aus, dass wir die Erlaubnis bekommen", sagte er.

Märklin war im Mai von den ehemaligen Familiengesellschaftern für rund 30 Mio. Euro an den Finanzinvestor Kingsbridge Capital verkauft worden. Kurz danach übernahm ein Managerteam um den Sanierungsexperten Ulrich Wlecke die Leitung der Traditionsfirma.

Seitdem werden nicht nur konzerneigene Vertriebskanäle wie ein im November eröffneter Märklin-Internetshop ausgebaut. Auch die Fachhändler sollen unterstützt werden, um die Marke besser zu präsentieren. "Das ist gut für uns. Trotzdem spüren wir am Umsatz, dass Märklin selber in den Verkauf einsteigt", sagte ein Händler aus der Nähe Stuttgarts. Nach eigener Einschätzung leidet er stark unter dem Museumsverkauf im benachbarten Göppingen. Ein Märklin-Sprecher sagte, dass mit der Sitzung am Dienstag der Dialog mit den Händlern gesucht werde. "Wir wollen die Befürchtungen ausräumen."

FTD