Mehr als sechs Millionen Mal werde sich der Ball allein in diesem Jahr verkaufen, berichtet der Sportartikelhersteller. Damit werde der "Roteiro" zum bisher meist verkauften Ball der Welt. Die Ballproduktion bei dem Herzogenauracher Unternehmen hat eine lange Tradition. 1963 stellte Firmengründer Adi Dassler die ersten Bälle her - damals natürlich aus Leder. Der fränkische Tüftler entwickelte eine eigene Balltestmaschine. Schnell wurde Dassler zum Partner der Fußball-Weltverbände. Bei den Olympischen Spielen 1968 spielten die Teams erstmals mit einem adidas-Ball.
1970 kam WM-Ball "TelStar"
Als erster Weltmeisterschaftsball aus Franken war zwei Jahre später in Mexiko der "TelStar" im Einsatz. "Tel stand für Television, weil der schwarz-weiße Ball im Fernsehen besonders gut zu sehen war", erzählt adidas-Manager Günter Pfau. Seit 1970 liefert adidas die Bälle für alle wichtigen Fifa- und Uefa-Turniere wie die Weltmeisterschaft und die Europameisterschaft. Bei der WM 1986 nahm der Lederball Abschied, erstmals war das Fluggerät aus Kunststoff. "Leder hat den Nachteil, dass es bei Kälte und Nässe schwer und hart wird", erklärt Ballexperte Pfau. Kunststoff reagiere auf Witterungseinflüsse wesentlich gleichmäßiger.
Bevor ein Ball vor die Füße der Fußballstars rollt, hat er umfangreiche Tests zu bestehen. Genau vorgeschrieben sind vom Fußball-Weltverband die Maße des Spielgeräts: Es muss zwischen 420 und 445 Gramm wiegen und einen Umfang von 68,5 bis 69,5 Zentimetern haben. In firmeneigenen und externen Labors werden Eigenschaften wie Rücksprung, Flugbahn, Wasseraufnahme, Abrieb oder die "Kopfballfreundlichkeit" geprüft. Für den silberblauen "Roteiro" gab es im Nürnberger Frankenstadion eigene Kameratests: Ist der Ball auch bei schlechtem Wetter oder unter Flutlicht gut im Fernsehen zu erkennen?
20 Bälle pro EM-Spiel
"Daneben fließt das Feedback von Fußballprofis in die Entwicklung ein", sagt adidas-Manager Pfau. Den "Roteiro" testete Bayern München 2003 beim Trainingslager in Marbella. Auch Spieler von Real Madrid, darunter Zidane und David Beckham, wurden gefragt, ehe die industrielle Produktion in Thailand begann. Pro EM-Spiel werden übrigens 20 Bälle geliefert. In der Vorrunde waren sie neben Ort und Datum sogar mit den beiden Ländernamen der jeweiligen Teams versehen. "Für das Finale wollen wir das nochmals versuchen", sagt Pfau.
Für die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland will adidas den "Roteiro", den die Firma als den "ersten nahtlosen und thermo- verklebten Spielball" anpreist, weiter entwickeln. "Die Pläne sind geheim", sagt Pfau. Doch auch wenn bei den Entwicklern in Herzogenaurach schon die Köpfe rauchen - eine alte Fußball-Weisheit dürfen sie nicht außer Acht lassen: "Der Ball ist rund."