Der Chef der streikenden Lokführergewerkschaft GDL, Claus Weselsky, hat eine Pause im Arbeitskampf angekündigt. Im Interview mit dem ZDF "heute-journal" sagte Weselsky am Samstagabend, er wolle dem Ergebnis am Montag nicht vorgreifen. Er denke aber, dass es ab Montag mindestens "eine Woche Pause" geben werde. Damit solle auch der Bahn Gelegenheit gegeben werden, "entsprechende Vorbereitungen zu treffen". Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt forderte die GDL zu einer Rückkehr an den Verhandlungstisch auf.
Er bedauere sehr, dass die Reisenden diesem Streik ausgesetzt seien, erklärte Weselsky am Samstagabend im ZDF heute journal. Aber die Bahn habe die Gewerkschaft zum Arbeitskampf "provoziert und gezwungen". Die Bahn halte weiter daran fest, Verhandlungen unter Vorbedingungen zu führen, die für die GDL unannehmbar seien.
Die vom DB-Konzern vorgelegten Angebote sähen "auf den ersten Blick gut" aus, fügte Weselsky hinzu. Doch die "entscheidende Komponente" werde "verschleiert". Knackpunkt des Streiks ist die Forderung der GDL, künftig die Tarifverhandlungen nicht nur für die Lokführer zu führen, sondern auch für andere Berufsgruppen wie Zugbegleiter und Bordgastronomen. Für diese ist bisher die konkurrierende Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) zuständig.
Der Streik, der noch bis Montagmorgen andauern soll, führte am Samstag bundesweit zu Verspätungen und Zugausfällen. Um den Arbeitskampf quasi noch in letzter Minute abzuwenden, hatte die Bahn am Freitag ein neues Angebot vorgelegt. Dieses sieht eine dreistufige Gehaltserhöhung um fünf Prozent bis Juli 2016 sowie eine Einmalzahlung von rund 325 Euro vor. Zudem bot der Konzern an, zum Abbau von Mehrarbeit 200 zusätzliche Lokführer einzustellen.
GDL wirft Bahn "faule Tricks" vor
Die GDL wies den Vorstoß zurück und warf dem Konzern "faule Tricks" vor. Die Gewerkschaft fordert unter anderem fünf Prozent mehr Lohn und eine Verkürzung der Wochenarbeitszeit. Die Bundesregierung plant ein Gesetz zur Tarifeinheit, um ein Gerangel mehrerer Gewerkschaften in einem Betrieb zu begrenzen. Bei Gewerkschaften, aber auch in der Koalition stoßen die Pläne auf Vorbehalte.
"Wenn in Tarifverhandlungen konkrete Angebote auf dem Tisch liegen, sollte verhandelt werden", sagte Dobrindt der "Bild am Sonntag". "Die Bahn ist das zentrale Verkehrsmittel in Deutschland, das jeden Tag Millionen von Fahrgäste befördert", sagte Dobrindt weiter. "Tarifauseinandersetzungen wie auch Streik sind ein elementarer Bestandteil der Tarifautonomie, dazu gehört aber auch die Verpflichtung zum verantwortungsvollen Umgang damit, das heißt auch die Folgen für betroffene Dritte möglichst gering zu halten."