geworden. Mehr als 600.000 Übernachtungen chinesischer Besucher wird es nach Schätzungen der Deutschen Zentrale für Tourismus (DZT) dieses Jahr geben. Künftige Reiseerleichterungen in Europa sollen das Geschäft noch weiter ankurbeln.
Begeisterte Shopper
"Die Chinesen kaufen in Deutschland am liebsten Mode", weiß das Unternehmen Global Refund, das in Düsseldorf die TaxFree-Mehrwertsteuerabrechnungen aus Deutschland bearbeitet. Der durchschnittliche Bon belief sich laut Global Refund zuletzt auf rund 217 Euro. Ein Drittel der gut 33 Millionen Euro angemeldeten Umsätze haben im vergangenen Jahr Geschäfte in Frankfurt für sich verbuchen können, die damit klar vor Köln und München lagen. Frankfurt profitiert dabei bislang stark von seinem Großflughafen, der neben London und Paris die Anlaufstation in Europa für chinesische Touristen ist.
An der richtigen Ansprache mangelt es aber häufig noch in vielen deutschen Hotels und Geschäften, hört Stefanie Lyngbye vom Hamburger Reiseveranstalter Caissa immer wieder von ihren chinesischen Kunden. "Sie fühlen sich oft schlechter behandelt als andere Touristen." Zudem seien sie zwar kaufkräftige, aber auch sehr wählerische Konsumenten. "Uhren wollen sie in der Schweiz kaufen, Parfüm in Paris."
Kuckucksuhren und Boss-Klamotten
Die vollgepackten Programme orientieren sich keineswegs nur an den wichtigsten Sehenswürdigkeiten, sondern auch an den Einkaufsmöglichkeiten: Feste Programmpunkte in Deutschland sind etwa der Kuckucksuhren-Hersteller Drubba am Titisee und der Boss-Fabrikverkauf im schwäbischen Metzingen. Das bei den Japanern beliebte Meissner-Porzellan findet jedoch bei den Chinesen mit ihrer Jahrtausenden währenden Tradition auf diesem Gebiet wenig Beachtung.
Die chinesischen Touristen interessierten sich besonders für Markenwaren und schauten dabei kaum noch auf den Preis, hieß es aus der Branche. Dies gelte aber nicht für die Buchung einer Reise nach Europa, meinte Lyngbye. "In China herrscht ein absoluter Preiskrieg." Hotels, Gaststätten und Verkehrsunternehmen würden sich daher ständigen Wünschen der Veranstalter nach Billigstpreisen gegenüber sehen. Gewarnt wird in der Branche bereits vor Dumping-Angeboten, die in der Hoffnung auf große Geschäfte in der Zukunft anvisiert würden.
Ab September gilt Europa-Visum
Große Erwartungen werden auf die Reiseerleichterungen für chinesische Touristen gesetzt, die ab September mit nur einem Visum ganz Westeuropa bereisen können. "Wir haben unseren Vorsprung von einem Jahr genutzt. Da wird noch mehr für Deutschland abfallen", sagte der China-Experte Horst Lommatzsch von der Deutschen Zentrale für Tourismus.