iTunes-Abo Musiklabels drängen Apple zu Flatrate

Von Arndt Ohler
Führende Musikkonzerne verhandeln mit Apple über ein neues Geschäftsmodell für den Onlinemusikladen iTunes. Kunden könnten künftig Apple-Geräte wie den iPod oder das iPhone mit einem Aufschlag kaufen und dafür auf sämtliche Musiktitel in Apples Onlinekatalog unbegrenzt zugreifen.

Möglicherweise wird Apple künftig ein neues Geschäftsmodell für iTunes einführen. Kunden wäre es dann möglich, mit iPod und iPhone umbegrenzt auf Musik aus dem iTunes-Store zuzugreifen. Strittig sei derzeit vor allem noch die Umsatzbeteiligung, die der US-Computerkonzern den Musikanbietern für die Freigabe ihrer Titel zugestehen will, erfuhr die FTD von mit den Verhandlungen vertrauten Musikmanagern.

Apple würde damit Nokia folgen. Der Handykonzern hatte unter dem Label "Comes with Music" ein ähnliches Angebot angekündigt. Die Musikindustrie erhofft sich von solchen Modellen stabilere Umsätze, nachdem das massenhafte Musikkopieren ihr die Grundlage des Geschäftsmodells entzieht und die CD-Verkäufe schrumpfen. Apple kann hingegen auf einen Schub für den Absatz der eigenen Geräte spekulieren.

Während Nokia den Musikkonzernen etwas unter 80 Dollar pro Handykäufer überweisen will, der sich für das Angebot "Comes with Music" entscheidet, bietet Apple dem Vernehmen nach bislang etwa 20 Dollar. Ein Apple-Sprecher wollte sich dazu nicht äußern.

In Nokias Modell ist der Zugriff auf das Musikangebot beim Kauf eines Handys für ein Jahr kostenfrei. Kunden können Lieder über das Mobilfunknetz auf das Handy laden und sie dort oder auf einem Computer speichern. Zahlen müssen sie nur für die Übertragung der Daten. Musikmanager rechnen mit einem Start von "Comes with Music" im September dieses Jahres. Die Musikkonzerne arbeiten derzeit unter Hochdruck daran, neue Abomodelle in Kooperation mit Internetanbietern, Handyherstellern oder Produzenten von Musikspielern wie Apple auf den Markt zu bringen. In Branchenkreisen heißt es, dass auch mit dem Handyhersteller SonyEricsscon Gespräche über den Start eines ähnlichen Angebots im Gange sind.

Zweites Modell im Gespräch

Mit Apple, so ist zu hören, wird noch ein zweites Modell diskutiert: ein Monatsabo für etwa 7 bis 8 Dollar. Für diesen Betrag könnten die Nutzer sich so viel Musik anhören, wie sie möchten, und etwa 40 bis 50 Lieder jährlich dauerhaft speichern. Dieser Dienst käme jedoch nur für das iPhone infrage, da für die Abrechnung die Telefonrechnung genutzt werden könnte.

Die neuen Modelle sollen der Musikindustrie helfen, wieder mehr zahlende Musikfans zu gewinnen und damit die Umsatzschwäche der vergangenen Jahre zumindest deutlich zu lindern. Probleme bereitet der Musikindustrie vor allem der rasche Rückgang der CD-Verkäufe. So gab der Umsatz mit Musik in den USA 2007 im Vergleich zu 2006 um etwa zehn Prozent nach und dies trotz des rasch wachsenden Geschäfts über Internet und Handys. Selbst wenn nur ein Bruchteil der jährlich etwa rund 1 Milliarde verkaufter Handys mit einem Musikabo ausgeliefert würde, dürfte die Musikindustrie davon deutlich profitieren. Apple hingegen könnte das neue Geschäftsmodell nutzen, um den Verkauf seines Multifunktionshandys iPhone zu stärken. Trotz des enormen Rummels zur Einführung des Telefons im Sommer 2007 ist es weder in den USA noch in Europa ein Verkaufsschlager geworden.

Das Verhältnis der Musikmanager zu Apple ist zwiespältig. So trägt der Konzern zwar zu einem Großteil der über das Internet erzielten Umsätze der Musikunternehmen bei. Diese dominante Position hat Apple-Chef Steve Jobs in den vergangenen Jahren aber immer wieder genutzt, um sich gegen die Wünsche der Musikmanager zu sperren.

Prominentestes Beispiel ist der Einheitspreis von 99 Cent je Lied bei iTunes. Die Musikmanager fordern seit Langem, ältere Lieder preiswerter, neue Hits dafür teurer zu verkaufen - ohne Erfolg. Apples Onlinemusikshop iTunes ist mittlerweile der zweitgrößte Musikhändler in den USA hinter dem Handelskonzern Wal-Mart. Der Apple-Ableger zählt nach eigenen Angaben über 50 Millionen Kunden und hat seit seinem Start 2001 über vier Milliarden Lieder verkauft.

FTD

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