Drogenkonsum Das macht Crystal Meth in der Schwangerschaft so gefährlich

Ärzte schlagen Alarm: In Sachsen kommen immer mehr durch Crystal Meth geschädigte Babys auf die Welt. Der Konsum hat fatale Folgen – für Mutter und Kind.

Es gibt Dinge, die während einer Schwangerschaft absolut zu meiden sind: roher Fisch beispielsweise, Alkohol und Zigaretten. Und vor allem: harte Drogen. Dennoch zeichnet sich in Sachsen aktuell ein unerfreulicher Trend ab. Dort werden nach Angaben des Dresdener Universitätsklinikums Carl Gustav Carus immer mehr Crystal-geschädigte Babys geboren. Seit dem Jahr 2007 würden die Zahlen drastisch steigen – allein im Regierungsbezirk Chemnitz um knapp 400 Prozent.

Zwar liegen die Zahlen immer noch in einem überschaubaren Bereich: In den vergangenen drei Jahren habe es bei landesweit rund 105.000 Geburten zwischen 160 und 180 betroffene Kinder gegeben. Doch der Kinderarzt Jürgen Dinger schätzt die Dunkelziffer als recht hoch ein: "Ich denke, 50 Prozent müssen wir da mindestens noch einmal draufschlagen."

Geografische Verteilung von Crystal-Delikten 2014

Daten: BKA

Crystal Meth ist derzeit vor allem in Sachsen weit verbreitet. Die Nähe zu den Drogenküchen im Nachbarland Tschechien schwemmt die Droge auch nach Deutschland. Doch worum handelt es sich dabei genau – und wie gefährlich ist das Mittel tatsächlich für Mutter und Kind? Mit diesen Fragen hat sich unter anderem bereits das Sächsische Staatsministerium für Soziales und Verbraucherschutz beschäftigt. Ein Überblick.

Was ist Crystal Meth?

Hinter der Designer-Droge versteckt sich eine chemische Substanz, die aus Amphetamin hergestellt wird. Ihr chemischer Name lautet N-Methylamphetamin. Die Droge liegt meist in kristalliner Form vor – daher auch ihr Name. In Szenekreisen ist sie unter den Bezeichnungen "Meth", "Ice" oder "C" bekannt.

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Wie wirkt die Droge auf den Körper?

Crystal Meth veranlasst das Gehirn dazu, Botenstoffe wie Dopamin und Noradrenalin auszustoßen und macht rasend schnell abhängig. Konsumenten fühlen sich aufgeputscht und euphorisch, ihr Hunger- und Durstgefühl lässt nach, sie können nicht mehr schlafen. Zudem spüren Betroffene einen gesteigerten Drang sich zu bewegen und ihre Risikobereitschaft wächst.

Langfristig entstehen durch den Konsum zahlreiche gesundheitliche Probleme: Betroffene magern ab, sie entwickeln Angstzustände, Psychosen und leiden unter Panikattacken. Auch der Körper leidet. Abhängige haben häufig mit Nierenbeschwerden, Bluthochdruck und Herzrhytmusstörungen zu kämpfen – bis hin zum Herzversagen.

Was passiert, wenn in der Schwangerschaft Crystal genommen wird?

Crystal ist plazentagängig. Das bedeutet: Die Droge verweilt nicht ausschließlich im Blut der Mutter, sondert wandert über die Plazenta in den Körper des Ungeborenen – das Kind konsumiert also mit. Zudem verringert die Droge den Blutfluss im Mutterkuchen. Als Folge wird das Kind nicht ausreichend mit Nährstoffen und Sauerstoff versorgt. Auch das Risiko einer Frühgeburt ist erhöht.

Welche Auswirkungen hat das auf das ungeborene Kind?

Wissenschaftler der University of Toronto haben im Jahr 2005 untersucht, wie sich die Droge auf die Entwicklung Ungeborener auswirkt. Durch den Konsum kann es zu vielfältigen Schäden und Störungen kommen: Babys entwickeln Herzfehler, Fehlbildungen, eine Lippen- und Gaumenspalte oder sind geistig behindert. Ihr Geburtsgewicht ist häufig zu niedrig. Crystal-Babys leiden zudem häufig unter Lernbehinderungen und ADHS. Vermutlich haben die Kinder später selbst ein höheres Risiko, an einer Drogensucht zu erkranken, da entsprechende Rezeptoren bereits in der Entwicklungsphase im Mutterleib eingestellt wurden.

Brauchen Sie Hilfe oder haben Sie Fragen zum Thema? Die kostenpflichtige  Sucht & Drogen Hotline ist anonym und rund um die Uhr erreichbar. Träger ist die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Eine Übersicht mit Drogen-Beratungsstellen in Ihrer Nähe gibt es hier.

ikr, mit Agenturen

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