Drogenkrise in Kalifornien Jeder fünfte Tod zwischen 17 und 24 Jahren geht auf Fentanyl zurück

Zwei Obdachlose schlafen auf einer Straße in San Francisco. Die Fentanyl-Krise hat Kalifornien weiterhin fest im Griff.
Zwei Obdachlose schlafen auf einer Straße in San Francisco. Die Fentanyl-Krise hat Kalifornien weiterhin fest im Griff.
© UPI Photo / Imago Images
Die Fentanyl-Krise in den USA ebbt nicht ab. Laut einer aktuellen Studie geht jeder fünfte Tod von Menschen zwischen 17 und 24 Jahren in Kalifornien auf Drogen zurück. Die Politik wirkt zunehmend verzweifelt.

Sie schlafen nicht, sie essen nicht, sie sind nur auf der Suche nach dem nächsten Schuss: Drogenabhängige in den USA prägen mittlerweile das Straßenbild ganzer Stadtteile. Insbesondere in Kalifornien werden die Ausmaße der Opiod-Krise deutlich. Wie die Beratungsfirma "California Health Policy Strategies" (CHPS) mitteilt, hat sich im Bundesstaat die Anzahl der Todesfälle im Zusammenhang mit einer "vermeidbaren" Drogenüberdosis seit 2017 verdoppelt. Demnach seien knapp ein Fünftel aller Todesfälle zwischen 17 und 24 Jahren in Kalifornien auf Drogenmissbrauch zurückzuführen. Im Mittelpunkt der Krise steht einmal mehr das Schmerzmittel Fentanyl.

Kalifornien: Zwei- bis dreimal mehr Tote durch Drogen als durch Autounfälle

Laut der Studie sei die Anzahl der Opioid-bedingten Todesfälle in Kalifornien innerhalb von vier Jahren um 1027 Prozent gestiegen. Starben 2017 noch 537 Menschen an einer Überdosis Fentanyl oder anderer Opioide wie Heroin, waren es 2021 mindestens 6054. 

In 90 Prozent der Fälle seien entweder Fentanyl und oder ein Amphetamin wie Crystal Meth in der Blutbahn der verstorbenen Person gefunden worden. Fentanyl allein sei für mindestens 55 Prozent aller tödlichen Überdosen verantwortlich, so die Autoren. Laut des Amerikanischen Gesundheitsministeriums CDC gingen 2022 rund Zweidrittel aller Todesfälle auf Fentanyl zurück. 

Mittlerweile gehöre eine Überdosis zu den "Top Ten" der Todesursachen in Kalifornien – ungefähr gleichauf mit Lungenkrebs, noch vor Diabetes. An Drogen stürben zwei- bis dreimal mehr Menschen als bei Autounfälle, ordnet die Studie ein. 

Starke Unterschiede zwischen ethnischen Gruppen 

Bemerkenswert ist ebenfalls, dass bestimmte ethnische Gruppen in den vergangenen Jahren deutlich häufiger an einer Drogenüberdosis starben als andere. Insbesondere Afro-Amerikaner sind von der Drogenkrise betroffen. Sie machen etwa sechs Prozent der Bevölkerung in Kalifornien aus – 2021 aber 13 Prozent aller Drogentoten. 

Aber auch andere ethnische Gruppen in den USA sterben besonders häufig an Drogen. Die Anzahl der Todesfälle steige unter Afro-Amerikanern (208 Prozent), Latein-Amerikanern (201 Prozent) und "Native-Americans", also Menschen, die von amerikanischen Ureinwohnern abstammen (150 Prozent), am stärksten. 

Politik wirkt in Fentanyl-Krise zunehmend ratlos

Schon seit Jahren kämpft die US-Politik gegen die Opioid-Krise, deren Ausgangspunkt mutmaßlich die inflationäre Ausgabe von opioidbasierten Schmerzmitteln ab Ende der 1990er Jahre war. Bisher haben es weder die Regierung in Washington, noch die Bundesstaaten geschafft, effektive Maßnahmen gegen die Drogenepidemie zu finden. 

Kaliforniens Governor Gavin Newsom verkündete kürzlich, zusätzlich 172 Millionen US-Dollar investieren zu wollen, um das Medikament Naloxon flächendeckend auszugeben. Das Mittel wird bei akuten Überdosen verwendet, um einen Herz-Kreislauf-Stillstand zu verhindern. Zwar wirkt es ausgesprochen gut, das strukturelle Problem der weit verbreiteten Opioid-Abhängigkeit löst es aber keineswegs. 

"Wir haben noch viel Arbeit vor uns", erklärte der Gouverneur Anfang des Monats. "Das zehrt an mir. Und als Elternteil jagt es mir eine Heidenangst ein." 

Die kalifornischen Gesetzgeber hielten am Mittwoch die erste Anhörung eines neuen Ausschusses ab, der zur Linderung der Fentanyl-Krise in Kalifornien beitragen soll. 

Quellen: Studie, The Guardian

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