Filmkomödie "Eltern" Papi ist die beste Mami

Die Familiendebatte ist im Film angekommen: In "Eltern" versuchen Christiane Paul und Charly Hübner, Kinder und Beruf zu vereinbaren - und scheitern. Genau das macht die Komödie jedoch sehenswert.

Diesen Film sollten sich wirklich nur Menschen angucken, die eigene Kinder haben. Alle anderen Zuschauer werden sich in einer Parallelwelt wähnen: Sie sehen zwar ganz normale Menschen, verstehen aber kaum, was sie tun. Das geht gleich in der ersten Szene des Films "Eltern" los. Das ist doch Charly Hübner, bekannt aus dem "Polizeiruf 110". Aber warum trägt der ein Roboterkostüm? Warum läuft da Musik von Trio? Warum flitzen ganz viele Kinder in komischen Kostümen durch den Raum? Und schlussendlich: Warum sitzen da so viele Erwachsene rum? 

Erklärung an alle Nicht-Eltern: Wir befinden in der Einstiegsszene des sehenswerten Films "Eltern auf einem Kindergeburtstag. Und die arten heute gerne mal in Kostümfeste aus. Einfach nur feiern und spielen - das geht nicht mehr. Das schließt oftmals auch die Eltern ein, die keine Autoritätsperson mehr darstellen wollen, sondern sich gerne zum Affen machen und mit den Kindern rumtollen. Dazu läuft die Musik, die Eltern in ihrer eigenen Kindheit gehört haben. Und die vielen Erwachsenen? Nun, die gehören inzwischen dazu. Viele Eltern fühlen sich heute ausdrücklich miteingeladen, wenn ihr Kind zum Geburtstag geht.

Mutti arbeitet, Vati hütet die Kinder

Willkommen im Familienleben des Jahres 2013! Wer aus seiner eigenen Kindheit noch Vorstellungen von strikten Hierarchien - hier die Erwachsenen, da die Kinder - und klaren Rollenbildern hat, muss einsehen, dass die Welt in jeder Hinsicht komplizierter geworden ist. Im Mittelpunkt dieser neuen Welt sehen wir das Ehepaar Christine (Christiane Paul) und Konrad (Charly Hübner). Sie gut verdienende Ärztin und Familienernährerin, er vollberuflich Vater ihrer zwei Kinder Käthe (10) und Emma (5). Auf den ersten Blick ist hier alles wie früher - mit dem Unterschied, dass Mutti arbeitet und Vati die Kinder hütet.

Doch das ändert sich, als der freischaffender Theaterregisseur Konrad eine Produktion angeboten kriegt - er soll Hebbels "Niebelungen" inszenieren. Eine Riesenchance! Weil aber Christine in der Klinik unabkömmlich ist, engagiert das Paar ein Au-Pair-Mädchen aus Argentinien. Doch damit beginnt der Ärger erst. Denn die kommt schwanger in Deutschland an, klagt über heftige Übelkeit und kann der Familie nicht helfen.

Schnell zeigt sich, wie dünn das Eis ist, sobald beide Eltern arbeiten. So muss Konrad die Kinder mit ins Theater nehmen, wo es ohnehin nicht gut läuft. Die Proben geraten zur Katastrophe, unter Stress kommt es zum heftigen Streit - und schon liefert sich das scheinbar glückliche Paar heftige Wortgefechte: "Du klingst wie ne frustrierte Ehefrau aus den 50ern", wirft Christine ihrem Mann an den Kopf. "Aber dann bist du der passende Mann dazu", kontert der.

Kurzerhand zieht der Regisseur ins Theater und lässt die Mutter mit den Kindern alleine. Es beginnt eine kurze, aber lehrreiche Phase. An deren Ende steht nicht etwa - wie so oft in deutschen Filmen - eine klare Lösung. Es ist die Stärke dieses Films, dass er keine Illusionen schürt. Für die Schwierigkeit, Beruf und Familie unter einen Hut zu bekommen, gibt es auch keine Patentlösung.

Wie in seinen früheren Arbeiten ist die Stärke von Regisseur und Autor Robert Thalheim ("Netto"), seine Figuren sehr genau zu beobachten. Charly Hübner und Christiane Paul glänzen in den Rollen des überforderten Ehepaars, die Dialoge sind sehr realitätsnah, die Geschichte kommt zudem ohne unnötige Dramatisierungen aus.

Dass dieser Film als Komödie funktioniert, liegt vor allem daran, dass hier die klassischen Rollen vertauscht sind - die Frau macht Karriere, der Mann kümmert sich um die Brut. Dass das auch in der heutigen Zeit leider noch eine Ausnahme ist, auch das zeigt "Eltern". Egal ob auf dem Kindergeburtstag oder auf dem Spielplatz - immer sind es Mütter, die auf die Kinder aufpassen.

Und so müssen wir wohl noch eine Weile auf eine Komödie warten, die auch dann funktioniert, wenn die Mutter die Kinder hütet, während der Mann Karriere macht - und sich vor der Kinderbetreuung drückt. Noch funktioniert der Witz nicht, weil es alltäglich ist.

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