Bierbikes, Bollerwagen und behaarte Bäuche Darum ist der Vatertag so nervig

Am Vatertag lassen es die Männer krachen - klar. Doch einige Dinge gehen wirklich nicht. Gar nicht. Ob Bierbike, Bollerwagen oder behaarte Bäuche: Auf diese Dinge würden wir sehr gerne verzichten.

Spätestens am Vatertag müssen wir uns die Frage stellen, ob der Mensch als Krone der Evolution nicht vollkommen versagt hat. Da strampeln die Vertreter dieser Gattung schwitzend auf Bierbikes über Landstraßen, ziehen sich die Jeans über das Maurerdekolleté und präsentieren bei sonnigem Wetter ihren Bauch - eine Art prallrunde, behaarte Fetttasche. Dieses optische Trauerspiel wird von den Teilnehmern mit Unmengen Bier und Schnäpsen begossen. Ein Hoch auf die Männer!

Der Vatertag, entstanden in seiner jetzigen Form bereits im 19. Jahrhundert, einer Zeit der einbetonierten Geschlechterrollen, sollte junge Männer an die Unsitten erwachsener Kerle heranführen. Und daher lassen sich noch heute pubertierende Bengels und alte Greise gleichermaßen an Christi Himmelfahrt volllaufen. So will es die Tradition.

Sicherlich, eine kleine Tour mit Jungs und ein paar Bieren bei gutem Wetter, das kann ein Riesen Spaß sein. Blöd nur, dass es längst nicht mehr ausreicht, Spaß für sich zu haben. Alle müssen sehen und hören, wie toll es ist Vater oder Fast-Vater oder Bald-Vater oder Später-mal-Vater oder einfach ein Mensch mit Penis zu sein. Und so mutiert die unterhaltsame Landpartie zu einer nervigen Suff-Vorhölle im öffentlichen Raum.

Bierbike oder: Die Schnaps-Schubse

Der Mensch muss nicht auf alle seine Erfindungen stolz sein. Er hat auch viel Schund und Unnützes hervorgebracht hat. Aber für eine Entdeckung muss er sich ganz besonders schämen - und eigentlich bis zum Untergang der Spezies Abbitte leisten: Das Thekenfahrrad, auch Bierbike genannt.

Das erste, was man von diesen rollenden Wirkungstrinker-Tresen mitbekommt, ist der Krach. Denn niemand radelt einfach still mit einer Rutsche Bier an Bord durch den Feiertagsverkehr, wenn er dabei auch sinnlos Brüllen und Johlen kann. Und so wird oben geblökt und gebechert, während unten gestrampelt und getreten wird. Welch anstrengend-hirnrissiges Konzept, das auch noch den Verkehr aufhält. Und den ein oder anderen Choleriker dazu verleiten könnte, an der Kreuzung nicht rücksichtsvoll zu bremsen - sondern das Gas voll durchzudrücken... Diese schlingernde Schnaps-Schupse wurde übrigens von zwei Holländern erfunden. Irgendwie gar nicht überraschend. Und trotzdem: Schämen Sie sich!

Überall Schnitzelfriedhöfe!

Punkt zwei auf der Hate-Vatertagsliste ist leider ein wenig unappetitlich. Daher dürfen Leser mit nervösen Mägen und Übelkeitsattacken jetzt gerne diesen Absatz überspringen. Alle anderen sollten sich klar machen: Der Herrentag ist Mitte Mai, da ist das Wetter gut - und nach drei Bieren und den ersten acht Kurzen kann Papa auch mal sein Shirt ausziehen. Leider. Das heißt für den Rest der Bevölkerung, dass der öffentliche Raum einen ganzen Tag von schmierbäuchigen Schwabbelschwarten überschwemmt wird. Diese haarigen Schnitzelfriedhöfe oder auch Burger-Ranzen schieben sich samt Bollerwagen durchs Land.

Aber warum lassen Väter nicht nur die Hüllen, sondern auch gleich Anstand, Rücksicht und den kläglichen Rest guten Geschmacks fallen? Mütter ziehen an ihrem Muttertag ja auch nicht unkontrolliert blank. Es wird wohl eines dieser unaufgeklärten Rätsel der Menschheit bleiben.

Die Vatertag-Hulks ziehen los

Der Klassiker "Bier und Bollerwagen" ist ja an sich nicht verwerflich. Eigentlich. Mit dem Schnapsglas um den Hals und dem Dosenbier in der Hand promenieren die feinen Herren durch die Grünanlagen oder Naherholungsstreifen - und entwickeln sich zunehmend zum Vatertag-Hulk: Brüllend unterhalten sie sich, um die anderen Gruppen, die bei schlechter Mucke (extra laut natürlich) mitgrölen. Also erwartet uns morgen eine Mischung aus "Smoke on the water" und Ballermann-Hits, während unzählige Nackensteacks auf billigen Rundgrills von der Tanke brutzeln und der süßliche Geruch von verdunstetem Bier und Urin über die Picknickplätze von Flensburg bis zum Bodensee wabert.

Um nicht an Männern zu verzweifeln, lohnt der Blick ins Ausland. Dort bekommen Daddys kleine Geschenke, wie beispielsweise in Italien oder Irland. In der Schweiz wird der Tag traditionell zum Vater-Kind-Tag. "Begreifen wir endlich, dass der emotionale Kult der Tradition nur eine Form unserer geistigen Faulheit ist", sagte einst der polnischer Philosoph Stanisław Brzozowski (ja, der heißt wirklich so). Na dann: Prost!

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