Die türkische Regierung hat stern-Korrespondent Raphael Geiger die Verlängerung seiner Akkreditierung verweigert. Grund: "Beleidigung des Staatspräsidenten", wie der stern von der Regierung in Ankara erfahren hat. Geiger selbst ist von der Entscheidung überrascht: "Ich weiß nicht, worauf sich das konkret bezieht", sagte er. Unabhängig von der Verweigerung der Papiere war er bereits vor einigen Wochen nach Athen gezogen. Journalisten benötigen für ihre Arbeit im Ausland eine Pressezulassung.
Geiger berichtete seit 2015 aus der Türkei
Von der türkischen Regierung war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten. Geiger berichtet für den stern über die Türkei, Griechenland und die Nahost-Region. Er war Anfang 2015 in die Türkei gezogen und dort ordnungsgemäß akkreditiert worden. Das Presseamt hatte seinen Anfang Dezember gestellten Verlängerungsantrag für dieses Jahr nie abgelehnt, sagte er, ihm sei aber übermittelt worden, dass die Akkreditierung nicht erneut erteilt werde. Von der türkischen Regierung war bislang keine Stellungnahme zu erhalten.
"Welt"-Reporter sitzt im Gefängnis
Vor gut einem Jahr hatte der damalige "Spiegel"-Korrespondent Hasnain Kazim die Türkei Richtung Wien verlassen, weil auch seine Akkreditierung damals nicht verlängert worden war. Er wurde inzwischen ersetzt. In der Türkei sitzt seit Ende Februar der deutsch-türkische "Welt"-Korrespondent Deniz Yücel unter Terrorverdacht in Untersuchungshaft. Er gehört nach Angaben von Reporter ohne Grenzen zu mindestens 49 inhaftierten Journalisten in dem Land.