Dieser April brach alle Rekorde - erstmals seit Beginn regelmäßiger Wetteraufzeichnungen, berichtete der Deutsche Wetterdienst (DWD) ungläubig, hat ein Einzelmonat sowohl in Sachen Temperaturen, Trockenheit und Sonnenscheindauer neue Rekordwerte gesetzt. Grund dafür waren zahlreiche Hochdruckgebiete über Deutschland, die Wolken und Regen auf Distanz hielten. Den Deutschen war's recht - sie genossen den vorgezogenen Sommer. Freibäder, Badeseen und Flüsse hatten Hochkonjunktur.
"Carsten" rettete die Bauern
Mit der Trockenheit stieg auch der Bierdurst: Einige der großen Brauereien verzeichneten im Vergleich zum Vorjahresmonat zweistellige Absatzsteigerungen. Was des einen Freud', ist des anderen Leid: Die Bauern schlugen Alarm. Sie befürchteten, dass ausgetrocknete Flussbetten und verdörrte Böden die Preise für Lebensmittel in die Höhe treiben würden.
Doch ein Tief namens "Carsten" rettet die Bauern und verpasst Deutschland eine kalte Dusche: Mit kalter und feuchter Atlantikluft im Schlepptau zieht es über das Land und ließ es am Wochenende schon im Süden ordentlich regnen - und seit heute auch in ganz Deutschland. Meteorologe Helmut Malewski vom DWD sagt: "Bei immer wieder auftretenden Regenfällen und Temperaturen, die sich zumeist unterhalb der 20-Grad-Marke bewegen, kann sich die Natur von der andauernden Trockenheit wieder erholen."
Mit dem "Frühsommer" ist's erst mal vorbei
Die Bauern sind beruhigt, vor allem in Schleswig-Holstein. Dort meldete der Deutsche Wetterdienst über Nacht Niederschlagsmengen zwischen 3,7 Millimeter und 8,6 Millimeter. Maike Newe vom Bauernverband in Rendsburg meint: "Das reicht noch nicht". So seien besonders die Böden in der Geest ausgedörrt. "10 bis 20 Millimeter Regen wären super. Aber nicht in zwei Stunden, sondern als leichter Landregen. Sonst kann es zu Erosionen kommen."
Newes Wunsch scheint sich zu erfüllen, denn "Carsten" bleibt wohl noch etwas. Wechselhaft mit Regenfällen und kühl soll es laut Vorhersage des DWD nun werden. Das Sommermärchen im Frühling - es scheint erst einmal vorbei zu sein. Denn bis nach dem Muttertag am 13. Mai soll sich das Wetter nicht ändern.
Doch Deutschland darf vom richtigen Sommer träumen, denn "die Oberflächentemperaturen der Nordsee liegen 0,9 Grad Celsius über dem Durchschnitt bis Anfang Mai", sagt Kurt Flechsenhar vom DWD. "Und das", so der Meteorologe, "ist außergewöhnlich viel."
Der Sommer wird "nicht kühl"
Aus der Wassertemperatur können die Wetterfrösche einiges ableiten. Zwar sind die DWD-Meteorologen vorsichtige Menschen und würden niemals das Wetter für Jahreszeiten prognostizieren. Doch mit "gutem Gewissen" könne Kurt Flechsenhar sagen, dass dieser Sommer zumindest "nicht kühl" werden wird. Was uns für gewöhnlich den Sommer vermiest, so Flechsenhar, sind Winde, die vom nordwestlichen Atlantik her kommen und oft kühle und feuchte Luft mit sich bringen. Und wenn sie auf ihrem langen Weg über wärmeres Wasser ziehen müssen, dann nimmt das den Sommermiesmacher-Winden gehörig den Wind aus den Segeln.