Alexander Babics "Roadshow" Einsame Helden, endlose Highways

Von Philipp Gülland
Sand, sengende Hitze, weit und breit keine Menschenseele: Die Highways des Australischen Outback sind ein hartes Pflaster und Arbeitsplatz einer Handvoll verwegener Kapitäne. Fotograf Alexander Babic hat sie und ihre Roadtrains auf zwei Kontinenten portraitiert. Ganze Männer, ganze Maschinen.

Selbstbewußt steht er da, der Mann auf dem Cover von Alexander Babics "Roadshow", und doch wirkt er fragil, skeptisch - etwas traurig vielleicht. Gerade noch saß er in seinem Truck, telefonierte. Als der Fotograf ihn anspricht, glänzen Tränen in seinen Augen. Gerade hat seine Freundin ihn verlassen - per Handy, auf einem Parkplatz mitten im Outback. Trotzdem, oder gerade deswegen posiert er für den jungen Deutschen, der sich noch gut an die Situation erinnert: Mit verschwitzter Baseballkappe, Vollbart und löchrigem Unterhemd schaut er irgendwo zwischen Stolz, Trotz und Melancholie in die Kamera, eine Ikone seiner Zunft.

Kühle Romantik, inszenierte Realität

Es ist ein eigenartiges Buch, das Babic da zusammengestellt hat: schlichte, kraftvolle Bilder ohne Kitsch und Klischees fesseln das Auge und erzählen Geschichten von Öl, Schweiß, Motoren und dem rauen Alltag zwischen Sonne und Asphaltband. Die Aufnahmen verströmen kühle Romantik, faszinieren durch subtile Inszenierung und Reduktion auf das Wesentliche. Schlicht, schwarzweiß und technisch atemberaubend im Stile Richard Avedons portraitiert, erzählt jedes Gesicht seine Geschichte. Hier legt jedes löchrige, fleckige Hemd Zeugnis ab von den Härten dieser fremden Welt.

Alexander Babic beweist bei der Inszenierung seiner Protagonisten großes Geschick. Er schafft, so scheint es, mit seinem mobilen Studio nur den Raum zur Selbstdarstellung und überlässt alles Andere den Truckern. Über 100 Männer fotografiert er während seiner Reisen nach Australien und Südafrika. Von jedem nur drei, vielleicht vier schnelle Bilder - 30 davon zeigt das Buch.

Der Autor

Alexander Babic, Jahrgang 1974, studierte nach einer Ausbildung zum Werbefotografen visuelle Kommunikation an der Fachhochschule Bielefeld. Seine Diplomarbeit wurde 2005 mit dem BFF-Nachwuchsförderpreis ausgezeichnet, nach Gruppen- und Einzelaussteullungen in Hamburg, Stuttgart und China erschien sie 2006 unter dem Titel "Roadshow" (Daab-Verlag, 39,95 Euro). Babic lebt und arbeitet als freier Fotograf in Hamburg.

Reportage oder Fotokunst?

Babics Bilder erzählen Geschichten, ohne Zweifel. Subtil und vielschichtig offenbaren sie einem immer wieder Neues und laden die Augen zur Spurensuche ein. Aber eine Reportage zeigt der Band letztlich nicht, denn genauere Informationen über das Gezeigte bleiben dem Leser vorenthalten. Freilich kein echter Makel, aber doch irgendwie schade: So viele interessante Menschen und Orte, aber keine Namen, keine Bildunterschriften um die Geschichte zu komplettieren. Was Mancher als journalistische Fehlleistung bemängeln mag, tut der schlichten Schönheit des Bandes keinen Abbruch.

Den Charakterstudien stellt der Fotograf die Trucks gegenüber: Bullige Maschinen, bis zu 50 Meter lang, mit massigen Stoßstangen - auf einer davon prangt das Warnschild "ABNORMAL". Landschaftsaufnahmen zeigen den natürlichen Lebensraum der Trucker: Endlose Highways, weite Horizonte, karge Raststätten und im grünkalten Neonlicht wartende Tankstellen - die Heimat harter Hunde mit weichem Kern.

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