Was an normalen Wochentagen über die Autobahnen der Republik bügelt, ist wenig sehenswert. Neben unzähligen VW Passats sind es ganze Heerscharen von dezent eingefärbten Mittelkasse-Audis, die Kilometer um Kilometer fressen. Damit ist nun Schluss. Audi hat dem besten Freund aller Außendienstler eine Frischzellenkur verpasst. Auf dem Pariser Automobilsalon erlebt der Audi S4 seine Weltpremiere.
Dezent protzen
Wie die restlichen Sportler des Hauses trägt auch der S4 seine Potenz nicht öffentlich zur Schau. Silberfarbene Außenspiegel und der chrombesetzte Kühlergrill müssen als Signale reichen, um den vorausfahrenden Verkehr auf die rechte Spur zu zwingen. Ein weiteres S4-Merkmal wird erst sichtbar, wenn der flotte Ingolstädter sein Opfer bereits passiert hat: die beiden chromblitzenden Auspuffendrohre, die frech aus dem hinteren Stoßfänger funkeln.
Sportlichkeit mit Tradition
Neu ist die Wandlung vom A4 zum S4 keineswegs. Bereits vor dem A4-Facelift sorgte ein mutierter Mittelklasse-Audi für das nötige Überhol-Prestige. Der alte S4 bezog seinen Unterhaltungswert jedoch aus einem 2,7-Liter starken V6-Biturbo, der sowohl in Sachen Fahrleistung und Geräuschpegel alles andere als dezent war.
Bekannte Power mit neuem Gesicht
Der frische S4 geht mit dem Thema Leistung wesentlich souveräner um. Anstelle eines, bis an seine Leistungsgrenzen aufgewerteten Turbotriebwerks beansprucht nun ein mächtiges V8-Kraftpaket jeden Zentimeter Platz im recht engen Motorraum. Der Kraftprotz ist ein alter Bekannter. Ursprünglich sorgte der 4,2-Liter schwere V8 im Riesen-Sportler S8 für den nötigen Vortrieb. Nach einigen Renovierungsarbeiten (hinten liegender Kettenantrieb für Nockenwelle und Nebenaggregate) ist der 344 PS-Motor jetzt um die fünf Zentimeter kürzer, die ihm bisher eine Mittelklasse-Karriere verbaut hatten.
Allrad serienmäßig
Dass Audi so viel Power und Drehmoment (410 Newtonmeter) nicht nur über eine Achse auf die Straße lässt, ist klar. Wie bei allen Audi-Sportlern sorgt auch im S4 der serienmäßige Allradantrieb für die nötigen Sicherheitsreserven. Zusätzlich kümmert sich ein Torsen-Differential darum, dass jedem der 18-Zoll-Räder die richtige Dosis Kraft zur Verfügung steht.
Viel Leistung - wenig Gewicht
Probleme, möglichst schnell von A nach B zu kommen, dürften S4-bewehrte Außendienstler nicht mehr haben. Den 344 V8-PS stehen 1.660 Kilo Fahrzeuggewicht entgegen, das heißt, jedes Pferdchen muss sich mit 4,8 Kilo S4 herumschlagen. Beeindruckende Fahrleistungen sind die Folge. Wer mit dem serienmäßigen Sechsgang-Getriebe virtuos umzugehen versteht, sieht die 100 Stundenkilometer-Marke nach gerade einmal 5,6 fallen. Bei 250 Klamotten wird der Geschwindigkeits-Orgie ein elektronischer Riegel vorgeschoben.
Was dem Außendienseinsatz im Wege steht? Vielleicht der Verbrauch. Im Drittelmix gönnt sich so ein S4 mindestens 13,3 Liter auf 100 Kilometer. Vielleicht aber auch der Preis. Um die 52.000 Euro muss man schon anlegen, um sich mit so einem exklusiven Mittelklasse-Sportler zu schmücken.
Jochen Knecht