AUTO Kleinkaliber mit Platz

Dieses Auto ist eine optische Täuschung. Auf den ersten Blick sieht es aus wie eine Großraumlimousine, die zu heiß gewaschen wurde.

Dieses Auto ist eine optische Täuschung. Auf den ersten Blick sieht es aus wie eine Großraumlimousine, die zu heiß gewaschen wurde.

Die Proportionen sind dieselben: kurze Motorhaube, weit nach vorn gerückte Windschutzscheibe, gestrecktes Dach. Aber kann man die Form eines Vans auf einen Kleinwagen übertragen?

In Japan hat der Markt die Antwort schon gegeben: Seit Juni werden davon jeden Monat 18 000 Stück verkauft. Ab Januar 2002 soll dieser Erfolg in Deutschland fortgesetzt werden. Welche Chancen der Jazz hat, ob das Raumkonzept geglückt ist und ob ansonsten ordentlich Musik drinsteckt, klärt der stern-Fahrbericht.

Zeitlos aber ohne Pfiff

Glanz & Gloria: wenig. Optisch ist er ziemlich brav geraten. Alles glatt und sicher auch zeitlos (was dem späteren Gebrauchtwagengeschäft zugute kommt), jedoch auch ohne Pfiff. Allerdings ist es den Designern geglückt, die für viele Autos dieser Klasse typische Niedlichkeit zu vermeiden.

Gas & Spass: flott. Man hat allerdings auch gar keine Wahl, denn für den deutschen Markt wird der Jazz nur mit einer kräftigen Motorvariante (1,4 Liter Hubraum, 83 PS) angeboten. Sie bringt den kleinen Honda immerhin auf eine Spitze von 175 km/h. Weniger oder gar einen Diesel gibt es nicht.

Grund: Weil der Diesel in Japan bei Personenwagen keine Rolle spielt, tüfteln die Ingenieure lieber an sparsamen Benzinern herum. Technische Besonderheit des Jazz-Vierzylinders ist die Doppelzündung.

Sparsamkeit vor Diesel

Statt einer Zündkerze funken in jedem Zylinder deren zwei. Je nach Gaspedalstellung entzünden sie das Gemisch entweder gleichzeitig oder kurz nacheinander, was für eine sehr schnelle und effektive Verbrennung des Kraftstoffs wie auch für einen günstigen Verbrauch sorgt. Der Jazz soll mit 5,5 Litern Super pro 100 Kilometer auskommen.

Geräumiges Innenleben

drum & dran: riesig. Die Idee der Honda-Ingenieure, den Benzintank dort unterzubringen, wo er die Raumaufteilung am allerwenigsten stört, ist genial: unter den Vordersitzen. Deshalb bleibt vor allem achtern viel Platz für Passagiere und Gepäck. Der Kofferraum schluckt immerhin 380 Liter.

Weil außerdem das Dach des Jazz hoch aufragt, reist man zu viert sehr bequem. Eng wird es allerdings, wenn ein dritter Passagier hinten sitzen will, außerdem gibt es dort nur zwei Kopfstützen.

Toll ist die Variabilität des Innenraums. Die hinteren Sitze lassen sich nicht nur flach legen, wenn man eine lange und ebene Ladefläche braucht, sondern auch steil stellen, um den Fußraum zu vergrößern - wenn dort zum Beispiel eine große Topfpflanze stehend transportiert werden soll. Sogar unter der Rückbank gibt's noch Stauraum. Zwei Handschuhfächer und viele Ablagen sind ebenfalls vorhanden.

Einfaches Handling

Schalten & Walten: gut. Dank sehr großer Rundinstrumente und der klaren Anordnung der Hebel und Schalter ist die Bedienung kinderleicht.

Bei der Servolenkung hat sich Honda für die elektrische Variante entschieden. Sie ist kompakter und leichter als die herkömmliche Hydraulik. Im Jazz kommt man mit ihr schnell zurecht, nur geradeaus ist ein wenig Spiel zu spüren.

Gutes Preis-Leistungsverhältnis

Geld & Wert: okay. Den Jazz wird es ab etwa 25 000 Mark und in drei Ausstattungsvarianten (S, LS, ES) geben. Schon bei der Basisversion sind alle wesentlichen Extras an Bord, und ab der mittleren LS-Ausstattung sind elektrische Fensterheber vorn, ein CD-Radio und eine Klimaanlage serienmäßig.

Fazit: Beim Jazz wurden viele Ideen zu einem spritzigen Transportwunder umgesetzt. Wem der einzig lieferbare Motor genehm erscheint, der hat eine einfache Wahl.

Von Frank Warrings