Zwischen Juli 2021 und Mai 2022 hat es in den USA 367 Unfälle gegeben, an denen ein Auto mit aktiviertem Autopiloten beteiligt war. Bei 273 dieser 367 Unfälle und damit in knapp 70 Prozent der Fälle war ein Tesla-Fahrzeug involviert, wie aus einem am Mittwoch veröffentlichten Bericht der US-Verkehrsbehörde NHTSA hervorgeht.
Der Bericht umfasst Fahrzeuge mit der Funktion zum Autonomen Fahren der Stufe 2. Dies bedeutet, dass das Auto selbstständig beschleunigen, lenken und bremsen kann, auch wenn der Fahrer weiter aufmerksam bleiben muss.
Fünf von sechs tödlichen Unfällen mit Tesla-Fahrzeugen
Bei 11 der 98 Unfälle, bei denen Angaben zur Unfallschwere gemacht wurden, gab es fünf Schwerverletzte und sechs Todesfälle. In fünf der sechs tödlichen Unfälle waren Tesla-Autos verwickelt, wie die US-amerikanische Tageszeitung "The Washington Post" schreibt. In 294 Fällen wurden keine Angaben zu verletzten oder verunglückten Personen gemacht.
Tesla erklärte dazu, dass sein Autopilot sicherer sei als normales Fahren. Der Autohersteller verwies auf die enorme Zahl der jährlichen Verkehrstoten in den USA, die im vergangenen Jahr laut der NHTSA schätzungsweise bei 42.915 lagen. Zu berücksichtigen gilt zudem, dass Tesla in den USA auch die größte Flotte von Fahrzeugen mit Autopilot stellt. Der NHTSA zufolge ist der Autopilot in den USA in rund 830.000 Tesla-Autos installiert.
Insgesamt sind in dem Bericht elf Autohersteller aufgeführt, wobei daraus nicht hervorgeht, wie viele Fahrzeuge der einzelnen Hersteller im Straßenverkehr zugelassen waren. Nach Tesla folgt Honda an zweiter Stelle mit 90 Unfällen und Subaru mit 10 Unfällen. Die Zahl der Unfälle anderer Automarken liegt hingegen im einstelligen Bereich: Ford kommt auf fünf Unfälle, Toyota auf vier, BMW auf drei und etwa VW und Porsche auf jeweils einen.
In 116 Fällen gab es eine Kollision mit einem anderen Fahrzeug, wobei die Schäden an dem Fahrzeug mit autonomer Fahrfunktion meistens im Bereich der Front festgestellt wurden. Informationen zu den genauen Unfallursachen machte die NHTSA in ihrem Bericht nicht.
Bericht nicht repräsentativ für alle Unfälle
Seit Ende Juni 2021 müssen bestimmte Hersteller und Betreiber in den USA Unfälle melden, an denen ein Fahrzeug mit der Funktion zum Autonomen Fahren der Stufe 2 beteiligt war. Der Autopilot musste 30 Sekunden vor dem Unfall aktiviert gewesen sein. Berücksichtigt wurden jedoch nur Unfälle, an denen auch ein Fußgänger, Fahrradfahrer oder Motorradfahrer beteiligt war, wenn es eine tote oder verletzte Person gab, wenn der Airbag aktiviert wurde oder das Fahrzeug abgeschleppt werden musste.
Der Bericht, der seit der Meldepflicht nun zum ersten Mal veröffentlicht wurde, sei nicht statistisch repräsentativ für alle Unfälle, da die Aufzeichnung von Fahrdaten je nach Hersteller unterschiedlich sei, erklärt die NHTSA. Nicht alle Fahrzeuge, welche die Funktion zum Autonomen Fahren besitzen, verfügen demnach über die Möglichkeit, die unfallbezogenen Daten aufzuzeichnen und an den Hersteller zu senden. In solchen Fällen ist der Hersteller auf die Meldung des Unfalls durch den Fahrzeughalter angewiesen. Erfolgt dies nicht, erfährt der Hersteller letztendlich auch nicht davon. Außerdem kann es bei einer Meldung zu Verzögerungen kommen. Aufgrund dessen ist es möglich, dass ein Hersteller mehr Unfälle meldet als ein anderer.
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Zu berücksichtigen ist auch, dass ein Unfallbericht unvollständig oder ungeprüft sein kann, da einer meldepflichtigen Stelle nicht alle Unfalldaten vor dem Ablauf der Meldefrist vorliegen. Darüber hinaus können mehrere Berichte zu einem Unfall existieren, etwa vom Fahrzeughersteller sowie vom Zulieferer des Autopiloten. Das bedeute, dass die Gesamtzahl der eingereichten Berichte nicht gleichzusetzen sei mit der Gesamtzahl der Vorfälle.
Unfälle mit Tesla-Autos sorgen allerdings schon seit einigen Jahren immer wieder für Schlagzeilen. Erst vergangene Woche weitete die NHTSA eine Untersuchung zum Autopilot-System des US-Autoherstellers aus.
Quellen: Summary Report NHTSA, The Washington Post