Audi A4 / S4 2012 Mr. Right wird noch richtiger

Audi hat seine komplette A4-Modellreihe für die zweite Halbzeit frisch gemacht. Die Änderungen sind dezent, weil Gutes noch besser gemacht wird.

Alle reden vom Weltauto, Audi hat eins. Der A4 ist das Herz und der Bestseller der Marke. Rund zehn Millionen Autos haben die Ingolstädter von ihm und seinem Vorgänger Audi 80 seit 1972 verkauft; in Europa, in den USA und seit kurzem auch in China. Zur Halbzeit der achten Generation wurde die Modellfamilie renoviert. Zeitgleich rollen Ende Januar 2012 neue Limousine, Avant, Allroad und S4-Version zu Preisen ab 29 900 Euro zum Händler.

"Wir meiden den Begriff Facelift", sagt Audi-Produktmanager Markus Aigner, "weil wir glauben, dass es nach vier Jahren an unserem A4 bestenfalls dezente Änderungen vornehmen müssen". Der selbstbewussten Ansage folgend ist die äußere Erscheinung des neuen Modells auf Linie gebracht. Der A4 sieht A6 und A8 nun noch ähnlicher: Die Motorhaube wölbt sich kräftiger, die oberen Ecken des Singleframe-Grills sind angeschrägt, die Querrippen und die Audi-Ringe treten dreidimensional hervor. Die Scheinwerfer tragen an der Unterkante eine leichte Welle. Im neu gezeichneten Stoßfänger fallen die kantigen Lufteinlässe, die überarbeiteten Gitter und die flachen Nebelscheinwerfer ins Auge. Auf Wunsch liefert Audi Xenon plus-Scheinwerfer sowie adaptives Licht samt dynamischem Kurven- und Abbiegelicht. Der Stoßfänger mit dem Diffusor-Einsatz ist neu gezeichnet und die Abgasanlage mündet nun immer in zwei Endrohren. Auch die Dimensionen sind nur um wenige Millimeter geändert. Limousine und Avant messen jetzt 4,70 Meter, der A4 allroad quattro und der S4 jeweils 4,72 Meter. Der Radstand beträgt bei allen Versionen 2,81 Meter, nur die Höhe variiert je nach Karosserieversion zwischen 1,41 und 1,50 Meter.

Dezente Retouchen

Auch im Innenraum beschränkten sich die Designer auf dezente Retuschen. Die exzellente Verarbeitungsqualität ist mit Händen zu greifen, da sitzt jede Fuge und jede Naht. Eine bessere Bedienbarkeit des Automatikgetriebe, der Klimaanlage, des Fahrdynamiksystems Audi drive select und des Multifunktionslenkrads war Ziel der Überarbeitung. Der Kofferraum der Limousine fasst unveränderte 480 Liter beziehungsweise 962 Liter bei umgelegten Rücksitzen, beim A4 Avant und beim A4 allroad quattro sind es 490 und 1 430 Liter. Auf Wunsch ist für beide Modelle eine elektrische Heckklappe zu haben.

"Die wichtigsten Änderungen finden bei unseren Modellüberarbeitungen traditionell unterm Blech statt", sagt Audi-Sprecher Josef Schlossmacher. Angeboten werden sechs TDI-Diesel und vier Benziner, allesamt aufgeladene Direkteinspritzer, die über die gesamte Palette in Leistung und Drehmoment zugelegt haben, im Schnitt aber 11 bis 18 Prozent weniger Sprit verbrauchen. Möglich wird das durch den werksseitigen Einsatz von Start-Stopp- und Rekuperationssystemen, ein ausgeklügeltes Thermomanagement sowie die neue elektromechanische Lenkung. Serienmäßig mit Sechsgang-Schaltbox ausgerüstet, stehen mit der stufenlosen Multitronic-Automatik oder dem Doppelkupplung S-Tronic-Getriebe gegen Aufpreis insgesamt 23 Motor-Getriebe-Kombinationen zur Wahl.

Neue Arbeiter unter der Haube

Die Basisversion, der 2.0 TDI mit 88 kW/120 PS ab 29.900 Euro, begnügt sich im Schnitt für 100 km mit 4,5 Liter Diesel, was einem CO2-Ausstoß von 119 Gramm pro km entspricht. Neu ist die Version mit 120 kW/163 PS, die auf 100 Kilometer sogar mit 4,4 Liter Diesel (115 CO2 g/km) auskommen soll. Beide Motoren sind für die Limousine und den Avant lieferbar. Die aus europäischer Sicht beste Kombination aus Effizienz und Fahrspaß stellt die neue Top-Version des Vierzylinder-Diesels mit 130 kW/177 PS dar. Mit 380 Newtonmeter stellt sich der laufruhige Selbstzünder sowohl als komfortabler Leisetreter für schaltfaule Zeitgenossen dar als auch als ungestümer Heißsporn für die wilde Kurvenhatz. Ein weiterer Vierzylinder-Diesel 105 kW/143 PS sowie die beiden bekannten V6-TDI komplettieren die Palette. Der 3.0 TDI mit 150 kW/204 PS ist der effizienteste Sechszylinder weltweit in seiner Klasse; in der A4-Limousine soll er im Schnitt nur 4,9 l/100 km (129 CO2 g/km) brauchen. In der zweiten Variante mit 180 kW/245 PS soll es auch eine besonders saubere "clean diesel"-Ausführung (EU6) geben.

Das Highlight bei den Benzinmotoren stellt der neue 1,8 Liter TFSI in A4 Limousine und Avant dar, der mit 125 kW/170 PS und 320 Nm Drehmoment für sportlichen und souveränen Antrieb sorgt. Dank innovativen Thermomanagement und der Integration des Abgaskrümmers in den Zylinderkopf beschränkt sich der 3,5 Kilogramm leichtere Motor in der A4-Limousine im Mittel auf 5,6 Liter pro 100 km, 19 Prozent weniger als der Vorgängermotor. Als Einsteiger-Benziner ist der 1.8 TFSI auch mit 88 kW/120 PS zu haben und als 2.0 TFSI mit 155 kW/211 PS ist er als einziger Ottomotor auch im A4 allroad quattro zu haben. An der Spitze der Modellreihe steht dann der 3.0 TFSI in zwei Varianten. Als V6-Benziner mit 200 kW/272 PS folgt er etwas später, das sportliche Topmodell S4 mit satten 245 kW/333 PS ist sofort ab Marktstart zu haben. Als Limousine und Avant sprintet er in 5,0 Sekunden von null auf Tempo 100 und soll dennoch nur 8,0 l/100 km nach EU-Norm verbrauchen. Der Spagat zwischen Mittel- und Oberklasse ist im A4 aber nicht nur außen und innen zu sehen, sondern auch unterwegs zu erleben - mit Technik und Assistenzsystemen aus dem A8. So kann die gesamte Modellfamilie - selbstverständlich gegen Aufpreis - beispielsweise mit dem Fahrdynamiksystem Audi drive select ausgestattet werden. Optional lassen sich darin weitere Bausteine einbinden - die adaptive cruise control oder die Geschwindigkeitsregelanlage, das Sportdifferenzial, das Fahrwerk mit Dämpferregelung und die Dynamiklenkung. Ein Spurhaltewarner greift, wenn nötig, in die Lenkung ein. Der side assist erkennt per Radar, wenn sich ein Fahrzeug im toten Winkel befindet. An der Spitze der Palette steht Entertainment pur. Zu den Dingen, die alle A4-Varianten ab Werk mitbringen, gehören neben dem ESP, CD-Radio mit acht Lautsprechern und Leichtmetallrädern ein Müdigkeitssensor, der an den Lenkbewegungen Abweichungen vom Fahrverhalten erkennt, den Fahrer warnt und eine Pause empfiehlt.

Bei 30.000 Euro geht es los

Die Preise des A4 verändern sich in den Grundpreisen zwar nur geringfügig. Die Liste beginnt bei 29.900 Euro für die A4 Limousine mit dem Basisdiesel und endet bei 56.550 Euro für die S4 Avant. Doch so vielfältig wie die Motoren-Karosserie-Getriebe-Kombinationen ist auch die 27 Seiten lange Aufpreisliste, die nach Gusto und Geldbeutel für 10.000 bis 20.000 Extra-Euro gut sein kann.

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Frank Wald/MID