"Habt ihr gesehen? Drei Fahrfehler. Geht also noch schneller", sagt der hoch gewachsene Rennfahrer mit breitem Grinsen und klatscht die Ingenieure der Opel OPC-Tuningschmiede ab. Mit dem Rundenrekord hat der "weltweit schnellste Serienvan" eine neue "Klassen-Bestmarke für Kompaktvans" gesetzt - auch wenn es die bislang noch gar nicht gab. Im Normalfall werden die variablen Vans für Familien, Freizeit und Fun genutzt und nicht für Hetzjagden über Rennstrecken, auf denen sich schon österreichische Formel-1-Piloten die Ohren abgefahren haben. Doch Opel wollte mit dieser "Spaß-Aktion" zeigen, "welche Performance in den OPC-Modellen steckt", wie Vertriebsvorstand Alain Visser es formuliert. "Sie sind echte Sportwagen, und das bei uneingeschränkter Alltagstauglichkeit." Als grobe Vorgabe hatten sich die Rüsselsheimer für die Ring-Runde eine Zeit unter neun Minuten gesetzt. "Doch das hier ist bislang einzigartig", frohlockt Opel-Sprecher Frank Klaas, der aus einem früheren Leben als Testfahrer für einen Bremsenhersteller die Nordschleife wie seine Westentasche kennt, "ein siebensitziger Van so schnell wie ein Golf GTI".
Sieben Sitze auf der Mörderpiste
Warum denn auch nicht, möchte man zunächst antworten. Immerhin stecken im getunten Zafira 240 muntere Pferdchen (der Golf GTI muss mit 200 PS auskommen), die über einen Turbo beatmet, den Van binnen 7,8 Sekunden auf Tempo 100 und weiter bis zur Spitze von 231 km/h treiben. Wichtiger jedoch als die reinen Leistungsdaten, waren für Rekord-Fahrer Manuel Reuter, der bei allen OPC-Modellen an der Fahrwerksentwicklung beteiligt ist, Handling und Performance des Zafira OPC. "Man merkt dem Auto in jeder Phase an, dass es auf der anspruchsvollsten Rennstrecke der Welt seinen Feinschliff erhalten hat". Was er damit meint, wird jedem sofort klar, der den 20,8 Kilometer langen Eifelkurs, der sich in teilweise atemberaubenden und halsbrecherischen Kurven durch bewaldete Hügel und über 290 Meter Höhendifferenz windet, am Lenkrad erlebt. Hier, in der so genannten "grünen Hölle", lernen Mensch und Maschine das Laufen am Limit.
Nürburring ABC
Wie etwa auf den Streckenabschnitten "Brünnchen" und "Fuchsröhre" - volkstümlich und niedlich klingenden Namen, die es aber in sich haben. An diesen Stellen schießt das Auto jeweils mit hohem Tempo in eine Talsenke ein und wird beim anschließenden Anbremsen gnadenlos zusammengestaucht - gleiches gilt übrigens für Kopf und Magen des Fahrers. Im krassen Gegensatz dazu die Sprungkuppe im "Pflanzgarten", wo das Auto leichter und leichter wird, endlich abhebt und hart wieder aufsetzt. Hier werden Traktion und Balance getestet - und die Nerven des Fahrers. Im "Schwedenkreuz" offenbart das Fahrwerk sein Eigenlenkverhalten bei hohen Geschwindigkeiten, in der nachfolgenden "Aremberg-Passage" wird das Hineinbremsen in enge Kurven abgefragt, "Metzgesfeld", "Wehrseifen" und "Schwalbenschwanz" zeigen, ob das Auto beim Anlenken über die Vorderräder schiebt oder mit dem Heck auszubrechen droht. "Mit seinen Kurvenkombinationen, Steigungen, Gefällstrecken und wechselnden Belägen bildet der Nürburgring die Realität so detailliert ab wie keine andere Strecke der Welt", sagt Opel-Entwickler Otwin Fleischmann. Autos, die den "Ring" ohne größere Blessuren bestehen, machen auch auf öffentlichen Straßen eine sportliche Figur.
Fit für OPC
Doch bevor OPC-Fahrer es dort richtig krachen lassen, will Opel ihnen künftig mit einem Fahrertraining noch ein wenig Nachhilfe geben. Dafür bauen die Rüsselsheimer in ihrem Testzentrum im hessischen Dudenhoden, in dem für gewöhnlich Opels Versuchsträger und Prototypen ihre Zyklen absolvieren, zurzeit eine spezielle Teststrecke mit Slalom-, Handlingparcours und Wasserrundfahrt. Jeder, der in Zukunft ein OPC-Modell kauft, kann dort ab September kostenlos ein Fahrertraining unter Leitung von Manuel Reuter absolvieren. In den Übungen "geht es vor allem um Fahrspaß, Sportlichkeit und Fahrzeugbeherrschung im Grenzbereich", sagt Reuter. Damit der nicht gleich am neuen Auto ausprobiert wird, werden die Test-Fahrzeuge gestellt. Auch allen anderen Opel-Kunden stehen die Tageskurse offen, kosten dann aber 400 Euro. Ob die Marketing-Aktion den OPC-Absatz nach oben treiben wird, bleibt abzuwarten. Spaß macht es ganz sicher.