Der Öko-Passat unterscheidet sich optisch kaum vom Standardmodell. Nur das kleine Bluemotion-Emblem am Kühlergrill verrät ihn Prototyp mit roter Nummer auf stern-Testfahrt im Wolfsburger Umland. Den Bluemotion-Schriftzug trägt er nicht nur vorne, sondern auch am Kofferraumdeckel.
Volkswagen setzt voll auf Blau. Die Farbe des Himmels, die Reinheit und Natürlichkeit signalisiert, steht bei den Wolfsburgern für sauberes Fahren. "Bluemotion" heißt die Zauberformel. Seit Sommer letzten Jahres gibt es den Polo mit dieser Technik (80 PS, CO2-Emission: 102 g/km, Preis: 16.157 Euro). Ab Juni ist sie auch im Bestsellermodell Passat zu kaufen. Sie verspricht, einen halben Liter weniger Sprit auf 100 Kilometer zu verfeuern als die bislang sparsamste Version mit 5,7 Litern. Außerdem sollen mit dem Bluemotion-Passat nur 136 Gramm Kohlendioxid pro Kilometer in die Luft geblasen werden - 15 Gramm weniger als beim bisherigen Knauser-Passat.
Von den Leistungsdaten her werden Vollgasfreunde wohl eher eine lahme Familienkutsche vermuten und abwinken: Die 105 Diesel-PS wirken auf den ersten Blick mager. Der stern hat einen Prototypen der Öko-Variante Probe gefahren. Mit einem überraschenden Ergebnis: Bei Ampelstarts und Spurwechseln kommt der "blaue" Passat wider Erwarten flott voran; er wird auch nicht zum mobilen Verkehrshindernis für andere; ebenso auf der Autobahn, wo sogar Überholmanöver mit dem Wagen nicht an die oft minutenlangen Elefantenrennen der Lastwagen erinnern. Volkswagen gibt als EU-Norm-Verbrauch 5,1 Liter auf 100 Kilometer an. Erstaunlich für einen großen Fünfsitzer, der leer immerhin 1,4 Tonnen auf die Waage bringt und rund 600 Kilogramm zuladen kann. Doch diese Verbrauchsangabe ist eher theoretisch, weil unter Laborbedingungen auf dem Prüfstand ermittelt. Bei der stern-Stichprobe in der Praxis - Landstraße, Autobahn, Stadt - wurden durchschnittlich 5,7 Liter erreicht.
Ein guter Wert für ein Auto dieser Kategorie, derzeit sogar der beste für eine große Familienlimousine. Geschafft haben das die VW-Techniker ohne chemischen Zaubertrank im Tank (wie Mercedes) und ohne große Operationen am serienmäßigen 1,9-Liter-TDI-Motor. Stattdessen setzten sie auf eine geringere Leerlaufdrehzahl, verbesserte Aerodynamik, ein länger übersetztes Getriebe in den oberen Gängen und Leichtlaufreifen.
Und wenn Bundesumweltminister Sigmar Gabriel im Kampf gegen den Klima-GAU auf sein Dienstwagen-Monster verzichten wollte, wäre der Passat Bluemotion eine Alternative. Nicht nur symbolisch.