Spritpreise auf Talfahrt Rutscht Diesel bald unter die 1-Euro-Grenze?

Die Preise an der Tankstelle sind so niedrig wie seit vier Jahren nicht mehr. Und sie werden weiter fallen. Angesichts der Rohölpreise könnte Diesel die Marke von einem Euro erreichen.

Die Scheichs fluten den Ölmarkt mit schwarzem Gold und die Preise an den Rohölbörsen gehen in den Keller. Für Putin ist der Preisrutsch ein Alptraum, für den Ölboom in den USA, der auf teuren Fördermethoden beruht, eine Katastrophe. Und für den Verbraucher? Für ihn sieht es durchwachsen aus. Er profitiert von Preisrückgängen, der ADAC stellte die geringsten Durchschnittspreise seit vier Jahren fest. Aber der Verbraucher darf sich auch ärgern, weil der Preisverfall sich nicht Eins-zu-Eins in der Tankquittung niederschlägt. Das Öl muss verarbeitet, transportiert und vor allem versteuert werden. Ein hoher Steueranteil verhindert prinzipiell, dass der Preisverfall so beim Kunden ankommt, wie es die abstürzende Kurve an den Ölbörse suggeriert. Jürgen Albrecht, Sprit-Preisexperte vom ADAC bringt es auf die Formel: "Ein halber Rohölpreis führt leider nicht zu einer Halbierung an der Tankstelle. Beim Super macht der Steueranteil etwa 80 Cent aus, dieser Sockel puffert Preisschwankungen ab."

Hinzu kommt eine weitere Bremse, und sie ist der Grund für den Ärger: Nämlich die Geschäftspolitik der Ölmultis. Steigen die internationalen Ölpreise, schlägt sich der Anstieg sofort an der Tankstelle durch. Manchmal sogar in vorauseilendem Gehorsam. Die Begründung dafür lautet dann in etwa, dass "die Märkte" einen weiteren Preisanstieg erwarten, der eben sofort bezahlt werden müsse.

Multis lassen sich Zeit

Fällt der Ölpreis dagegen, geht es weitaus gemächlicher zu. Die Ölgesellschaften nutzen den Preisrückgang, um einen kleinen Teil an die Verbraucher weiterzugeben, der Löwenanteil dient aber dazu, die eigene Marge nach oben zu treiben. Derzeit liegt er bei Rekordwerten. Nach Berechnungen der "Welt" müsste der Liter Superbenzin lediglich 1,20 Euro kosten - gemessen an den reinen Rohstoff- und Steuerkosten. Das sind 27 Cent weniger als an der Zapfsäule.

Das Heizöl macht es vor

Das ist ärgerlich, aber die Treibstoffpreise haben dennoch deutlich nachgegeben. Anfang 2014 lag der Dieselpreis noch bei fast 1,40 Euro. Anfang Dezember lag der niedrigste Wert für Diesel bei 1,19 Euro. Auch wenn sich der Rohölpreis an den Börsen auf der jetzigen Linie von etwa 70 Dollar das Barrel stabilisieren sollte, werden die Spritpreise noch etwas weiter bröckeln. Früher oder später kommt der Rest des Preisrutsches beim Kunden an. Ein baldiges Ansteigen des Rohölpreises, befürchtet ADAC-Experte Albrecht nicht, an einen weiteren Erdrutsch gluabt er allerdings auch nicht: "Einen Absturz auf vierzig oder fünfzig Dollar für das Barrel halte ich für wenig wahrscheinlich."

Wie weit der bisherige Preisverfall reicht, kann man an den Heizölpreisen erkennen. Hier kommen Preisnachlässe schneller als bei Super und Diesel beim Kunden an. Heute kosten 100 Liter Heizöl gerade noch 64 Euro, das sind 17 Euro weniger als im Sommer. Und das mitten in der winterlichen Heizperiode. Bei einer Abnahme von 3000 Litern spart ein Haushalt also 510 Euro. Sollte der Dieselpreis im ähnlichen Maßstab nachgeben und sollte der Rohölpreis unter die 70-Dollar-Marke fallen, wären die Niedrigpreise nach der Bankenkrise im Sommer 2009 wieder erreicht. Einzelne Tiefstpreise könnten dann durchaus wieder bei 99 Cent liegen.