Karlsruhe feiert seinen 300. Geburtstag mit jeder Menge Kunst in der Stadt. Darunter befindet sich auch ein verbogener LKW des Verformungskünsters Erwin Wurm, und der steht mitten in der Stadt. Die Vorderreifen bohren sich in den Grund, das hochgebogene Heck krallt sich an einer Wand fest. Also im Halteverbot, folgerte ein städtischer Knöllchenschreiber und heftete einen Bußgeldbescheid an die Windschutzscheibe.
Damit brachte es Karlsruhe zu weltweiter Aufmerksamkeit, allerdings nicht als Stadt der Kunstsinnigen, sondern als Heim der Kunstbanausen. Hohn und Spott ergoss sich über die Beamtenhochburg Karlsruhe.
Eine Richtungskorrektur ließ nicht lange auf sich warten: April, April, heißt es nun aus dem Rathaus - und das Ende Juni. Der Knöllchenschreiber sei nicht der größte Dummkopf der Republik, sondern ein feinsinniger Mitarbeiter. Das Knöllchen sei zwar echt, aber nicht ernst gemeint, so die Erklärung. Spontan habe ein Mitarbeiter entschieden, die "Ironie" mit dem Laster durch das bewusste Knöllchen auf die Spitze zu treiben. Er habe das Ticket ausgefüllt, dann aber sofort bei der Dienststelle angerufen, und das Ticket sei sofort gelöscht worden. Der Mitarbeiter ist gewissermaßen selbst als Aktionskünstler aufgetreten, so die offizielle Lesart.
Nun mag jeder selbst entscheiden, ob er diese Erklärung glauben mag. Gemeinhin würde man die Überwacher des ruhenden Verkehrs wohl eher der Rubrik Betonkopf und nicht der Sparte Kunstfreund zuordnen.
Das Zentrum für Kunst und Medientechnologie (ZKM), das die Installation bestellt hat, muss den Bescheid über 30 Euro jedenfalls nicht bezahlen. Und auch nicht der Vorbesitzer des Nummernschildes, der erschreckt feststellen musste, dass seine alte Nummer an dem Kunstobjekt prangt.
Nun bekommt der Laster ein neues Schild verpasst. "WU-RM 2011", damit jeder an den Künstler Erwin Wurm denkt. Damit hat Karlsruhe die Ordnung wieder hergestellt, und der Facebook-Spott "Karlsruhe ist und bleibt eine Beamtenstadt" bewahrheitet sich aufs Neue.
Weitere Werke von Erwin Wurm: