Kaum ein Autohersteller hat sich in den vergangenen zwei Jahren einen ähnlichen Namen machen können wir Rivian. Die US-Marke bekam aus dem Stand ohne nennenswerte Fahrzeugproduktionen einen Marktwert von mehr als 60 Milliarden Euro. Unter den zahlreichen Investoren: die Ford Motor Company und Lieferspezialist Amazon. Rivian mischt die Autowelt speziell in den Vereinigten Staaten so auf, wie es vorher fast nur Tesla getan hat. Die Erfolgsformel des Start-Ups aus Irvine ist einfach: Man nehme eine Plattform für Elektroautos, die viel Leistung und eine große Reichweite verspricht, setze entweder einen SUV oder einen Pick-Up darauf und schon hat zumindest auf dem Heimatmarkt einen gigantischen Erfolg. Basis der beiden PKW-Modelle ist eine Skateboard-Plattform, die ihren Namen aufgrund ihres Aussehens hat und in der die Akkus, die Antriebseinheiten, das Thermosystem, die Bremsen sowie das Fahrwerk untergebracht sind. Letzteres besteht aus einer Doppelquerlenker-Vorderachse und einer Multi-Link Hinterachse, also eine Abstimmung, die eine vernünftige Agilität verspricht. Das ist auch nötig, denn die beiden Karosserieversionen wiegen jeweils knapp 2,7 Tonnen.
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Vier Motoren mit jeweils 147 kW / 200 PS sorgen bei den beiden Modellen R1T und R1S für Vortrieb. Je nach Batteriegröße beträgt die Gesamtleistung 300 kW / 408 PS, 522 kW / 710 PS oder 562 kW / 764 PS. Dementsprechend haben die Akkus eine Kapazität von 105 Kilowattstunden, 135 kWh oder 180 kWh bei der Topversion. Das Drehmoment beträgt 560 Newtonmeter bei der Basisvariante und 1.120 Nm bei den beiden stärkeren Modellen. Die stärkste Version schafft den Standardsprint von null auf 100 km/h in rund drei Sekunden und die Höchstgeschwindigkeit ist auf 201 km/h begrenzt. Geladen wird entweder mit einem elf kW Typ2 Bord-Ladegerät oder einer 160 kW Schnellladestation, mit der innerhalb von 30 Minuten rund 320 Kilometer Reichweite möglich sind.
Den Modellauftakt bildete mit dem 5,48 Meter langen R1T zunächst ein sehenswerter Pick-Up. Die ersten Serienfahrzeuge wurden mit einiger Verzögerung Ende vergangenen Jahres gefertigt. Bevor dies auch mit dem SUV vom Typ R1S geschieht, in dem bis zu sieben Personen Platz finden, wurden beinahe nebenbei die ersten Modelle des Amazon Delivery Vans in Dienst gestellt. Der Rivian Delivery Van ist für normale Kunden nicht zu erwerben, denn er wurde ausschließlich für den Lieferdienstmogul Amazon entwickelt und wird von diesem seit Ende 2021 genutzt. Der Liefergigant hat 2019 zunächst 100.000 der Lieferfahrzeuge bestellt, die den offiziellen Namen EDV - Electric Delivery Van - tragen und bis Ende 2024 ausgeliefert werden sollen. Der Rivian Commercial Van ist als Monoachs- oder Allradantrieb zu bekommen und hat ein Ladevolumen von 12.700 bis 25.000 Litern sowie Nutzlasten zwischen 890 und 2.400 Kilogramm. Sein Wendekreis liegt bei 16,70 Metern. Die elektrisch angetriebenen Modelle sind über ein eigenes Flotten-Betriebssystem für maximale Effizienz und Kostenoptimierung miteinander sowie der Zentrale verbunden. Amazon hält selbst 20 Prozent der Rivian-Anteile; Wettbewerber Ford weitere fünf Prozent. DHL- und UPS-Gegner FedEx hat sich als reiner Paketlieferdienst für die Modelle des Wettbewerbers Bright Drop, einer General-Motors-Tochter, entschieden.
Gefertigt werden die EDV im Rivian-Stammwerk in Normal / US-Bundesstaat Illinois. Das erste Modell, das nunmehr mit einer handvoll Fahrzeuge in Kalifornien in Dienst gestellt wurde, ist der Rivian EDV 700 mit einem Ladevolumen von 700 Kubikfuss, umgerechnet knapp 20.000 Litern Stauraum. Die maximale Reichweite des elektrischen Lademeisters sind 320 Kilometer. Nachgeladen werden kann mit Geschwindigkeiten bis zu 150 kW. Ab Mitte dieses Jahres soll der Rivian Delivery Van auch für andere Flottenkunden zu bestellen sein; die Auslieferungen sind dann ab Anfang 2023 angedacht.