Mehr als 8000 Exemplare hätten von dem kleinen Elektroflitzer Think City im kommenden Jahr gebaut werden sollen. Für 2010 sollte die Produktion in der Fabrik in Aurskog, eine Stunde östlich von Oslo, dann um 30 Prozent gesteigert werden. Doch nun ist die Zukunft von Think unsicher. Der norwegische Hersteller von Elektroautos hat wegen der Finanzkrise Schwierigkeiten, an frisches Kapital zu kommen. Das berichtet eine Sprecherin des Unternehmens auf Nachfrage von stern.de. Man sei aber in einem guten Dialog mit der norwegischen Regierung. Die scheint offenbar bereit, Think unter die Arme zu greifen: "Wir haben in Norwegen nur eine kleine Autoindustrie", wird die Ministerin für Transport und Kommunikation, Liv Signe Navarsete, in der Presse zitiert. "Aber wir haben einen Hersteller, der führend auf dem Gebiet der Elektroautos ist. Wir werden im Januar ein Paket vorstellen, zu dem auch die Bereitstellung von Kapital gehört." Bis dahin werde die Produktion ruhen, heißt es aus Unternehmenskreisen. Nach Angaben von Think-Chef Richard Canny benötigt das Unternehmen eine Bürgschaft in Höhe von mindestens 14,5 Millionen Dollar.
Doch nicht alle Mitglieder der Regierung in Oslo sind so optimistisch wie Navarsete. Rikke Lind, stellvertretende Wirtschaftsministerin: "Es gibt viele Unternehmen, die in einer schwierigen finanziellen Situation sind", sagte sie der Agentur Reuters. "Die Regierung kann nicht bei einzelnen Teilhaber werden oder Darlehen bereitstellen."
Elektrokleinwagen mit Straßenreife
Der pfiffige Think-Kleinwagen mit Elektroantrieb gehört in Norwegens Hauptstadt Oslo längst zum Straßenbild. Und es gibt ein neu entwickeltes Modell. Sogar ein Viersitzer ist in der Planung. Bislang wurden vom neuen Modell mehr als 400 Exemplare gebaut. Am Montag vor Weihnachten ging bei Think nach Angaben der Sprecherin noch ein Auftrag über 35 Fahrzeuge für eine Car-Sharing-Gesellschaft ein. "Wir sind trotz der aktuellen Lage guter Dinge und bekommen Zuspruch aus aller Welt", sagt sie.
Die Geschichte von Think ist allerdings sehr turbulent. 1999 kaufte die amerikanische Ford Motor Company unter Vorstandschef Jaq Nasser den kleinen norwegischen Elektroautohersteller. Hintergrund war ein kalifornischer Gesetzesentwurf, nach dem Autohersteller zehn Prozent ihres Fahrzeug-Absatzes mit abgasfreien Autos bestreiten sollten. Doch das Gesetz kam nicht zustande, prompt zogen die US-Hersteller den Stecker. 2003 ging Think an Kamkorp Microelectronics, eine Schweizer Firma für Elektrofahrzeuge und Tochter von Kamkorp mit Sitz in Singapur. 2007 griffen dann Investoren zu, die auch an der norwegischen Solarfirma REC beteiligt sind.
Frank Janßen (mit Agenturen)