Anbieter von gepanzerten Autos, Überwachungskameras oder Leibwächtern machen derzeit ein Bombengeschäft in Beirut. Denn die libanesische Hauptstadt ist ein gefährliches Pflaster geworden. Denn Sicherheit ist heiß begehrt, nicht zuletzt wegen wachsender Ängste vor einem neuen Bürgerkrieg. Und der Wunsch nach Diskretion ebenso. Selbst der bislang ungesicherte Wagen lässt sich kugelsicher umrüsten. Das bietet zumindest eine kürzlich in mehreren libanesischen Zeitungen veröffentlichte Anzeige an. Dazu eine Telefonnummer, der Name des Unternehmens bleibt ungenannt.
"Wir sichern unseren Kunden absolute Diskretion zu - zu ihrer eigenen Sicherheit", sagt ein Mitarbeiter dem Anrufer, ohne seinen Namen preiszugeben. "Unsere Kunden sind meist Regierungsvertreter, Banker und andere hoch gestellte Persönlichkeiten, die um ihr Leben fürchten." Auf die Frage, warum seine Firma denn die Anzeige schalte, wo doch vollständige Diskretion gewahrt werden solle, meint er: "Das Geschäft boomt. Die Nachfrage steigt, und wir wollen, dass die Leute wissen, dass wir ihnen helfen können."
Attentatswelle ohne Beispiel
Das Land, das einst als "Schweiz des Nahen Ostens" galt, wird derzeit von der schwersten politischen Krise seit dem Ende des 15 Jahre dauernden Bürgerkriegs 1990 erschüttert. Im Januar kam es bei einem Generalstreik und Studentenunruhen zu Straßenkämpfen zwischen Anhängern der schiitischen Opposition und der sunnitischen Regierung mit sechs Toten und mehr als 200 Verletzten. Die Gewalt schürt auch die Angst, dass der Libanon zu einem zweiten Irak werden könnte, der von Gewalt zwischen Sunniten und Schiiten zerrissen wird. Zu den Opfern der Gewalt gehörte als erster Ex-Ministerpräsident Rafik Hariri, der vor zwei Jahren durch eine Autobombe starb. Auch andere prominente Politiker und Journalisten wurden inzwischen Opfer von Attentaten.
Teure Sicherheit
Jene, die es sich leisten können, kaufen da doch lieber ein gepanzertes Fahrzeug. Einige Unternehmen führen solche Wagen nun vermehrt aus dem Ausland ein, wie ein Sicherheitsbeamter weiß. Auch Leihfirmen haben sie neuerdings im Programm: für 1500 Dollar (1150 Euro) am Tag. In den vergangenen Monaten sei auch die Nachfrage nach Bodyguards hochgeschnellt, ebenso nach Überwachungskameras, die Banken und Geschäfte sichern sollen. "Wenn man in einem Land lebt, in dem die Gewalt allgegenwärtig sein kann, wo sich Straßen im Null- komma-nichts in Schlachtfelder verwandeln, wollen die Menschen Sicherheit", sagt er.
Aber die wenigsten können diese Sicherheit auch bezahlen. "Die Autos bombensicher zu machen, ist eine teure Sache. Das können sich nur Leute mit Geld leisten", meint der Mann von der Firma für die Umrüstung zum gepanzerten Auto. Auf die Frage zum genauen Preis schweigt er. "Aber man braucht jede Menge Metall, Scheiben und Reifen müssen ausgetauscht werden. Was das kostet, können sie sich ja selbst ausrechnen."
Von Weedah Hamzah/DPA