Wisconsin, 1985. Ken Imhoff sieht sich "Cannonball Run" an, einen Film über ein illegales Autorennen quer durch die USA. Sofort ist er von dem roten Lamborghini Countach begeistert, der schon das Titelbild des amerikanischen Film-Klassikers ziert. Imhoff beginnt, eine tiefe Leidenschaft für den italienischen Sportwagen zu entwickeln, träumt von einem eigenen Modell für die heimische Garage.
Den Wagen zu kaufen, kommt für den Autofan jedoch nicht in Frage - schon allein aus finanziellen Gründen. Aber auch die mahnenden Worte seines deutschen Vaters, den er selbst als Perfektionisten beschreibt, bringen ihn auf eine andere Idee. "Ich kann nicht verstehen, warum jemand etwas kauft, was er auch bauen könnte", hatte dieser immer gesagt. Also fängt Imhoff an, nach passenden Teilen zu suchen. Aus Geldmangel kommt er anfangs nur schleppend voran, doch dann bekommt die Arbeit an seinem Traumauto und damit sein Leben eine entscheidende Wendung. Der Autonarr verliebt sich in ein junges Mädchen, dieses leiht ihm das nötige Kleingeld für die ersten Einzelteile, die beiden heiraten und ziehen in ein kleines Häuschen mit dazugehöriger Garage.
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Allerdings nutzt Imhoff die unbeheizte Garage nicht für sein Langzeit-Projekt. Zu groß scheint ihm die Gefahr, im Winter nicht an seinem Auto arbeiten zu können. "Und der Winter in Wisconsin dauert gefühlte sechs Monate", begründet Imhoff. Er beginnt die ersten Teile, unter anderem ein ZF-Getriebe, in seinem Keller zu bearbeiten und zusammen zu schrauben. Dann macht sich der Lamborghini-Liebhaber an die Karosserie, versucht sich am Aluminium-Schweißen – zunächst mit mäßigem Erfolg. "Trotz stundenlangen Übens habe ich den Dreh nie wirklich rausgekriegt", sagt Imhoff über die Anfangsphase.
Nachdem sich der Hobbybastler einige Ratschläge von Autokennern eingeholt hatte, ersetzt er seinen Gasschweißer durch ein elektronisches Schweißgerät, mit dem er wesentlich besser zu recht kommt. Über die Jahre formt Imhoff sich die Karosserie seines Traumautos von Hand, kauft original Lamborghini Rück- und Standleuchten sowie Frontscheibe und das Emblem des italienischen Sportwagenbauers, um dieses stolz auf der Kühlerhaube präsentieren zu können. Da drunter schlummert ein leistungsstarker Ford-Motor mit 514 PS, der nur darauf wartet, endlich zeigen zu können, was er drauf hat. Die silberne Grundlackierung bekommt das Rohrrahmen-Fahrzeug noch in Imhoffs Keller, aber der "Lambo" ist schon heiß auf die Straße. "Als ich zum ersten Mal den Startknopf drückte, explodierte das Leben im Motor. Egal, wie vorbereitet du da bist, so was überrumpelt dich einfach", schwärmt der Autonarr von seinem rassigen Gefährt.
Nach über siebzehn Jahren Bastelei ist der Traum nun endlich wahr geworden. Sein eigener Lamborghini steht vor ihm, allerdings noch im Keller. Durch das kleine Holzfenster, die einzige Öffnung des kleinen Raums, wird der Sportwagen wohl kaum passen. Die Lösung: Mit der Hilfe einiger Freunde gräbt Imhoff seinen Garten um und durchbricht die Wand, hinter der sein Traumauto wartet. "Ich fühlte mich wie ein werdender Vater", sagt Imhoff über diesen Moment. Penibel mit Decken abgedeckt und gepolstert, um mögliche Schäden so kurz vorm Ziel auszuschließen, wird der Wagen aus dem Keller gezogen. Endlich sieht der in Amerika zusammen gebaute Italiener das Tageslicht. "Ich war wie ein Künstler, der sein Meisterwerk enthüllte", sagt der Halb-Deutsche mit spürbar stolzer Stimme. Nach so vielen Jahren der mühsamen Kleinarbeit steht das Traumauto endlich in einer richtigen Garage, doch Imhoff konstatiert, am Ende sei der Besitz seines Lieblingsgefährts gar nicht der entscheidende Punkt, sondern die Herausforderungen, die er auf dem Weg dahin gemeistert habe.