E10 war stets das Superbenzin für Sparfüchse, denn es war billiger als das normale E5 Super. Aber dieser Preisunterschied ist in diesem Jahr verschwunden, vielerorts sind beide Spritsorten gleich teuer. Der traditionelle Preisunterschied von etwa zwei Cent sollte Autofahrer dazu verlocken, mehr E10 zu tanken.
Denn je höher der "E"-Anteil ausfällt, umso nachhaltiger ist der Sprit, so zumindest die Meinung der Bundesregierung. Denn E steht für Ethanol und dieser Biosprit wächst nach. Durch den Preisnachlass brachte es E10 auf 13 Prozent Anteil, bei gleichem Preis dürfte dieser Wert deutlich sinken. Für den einzelnen Autofahrer bringt E10 keine Vorteile, im Gegenteil. Der Energiegehalt von Ethanol ist etwas geringer als der von Benzin, das heißt, je mehr Bio im Gemisch ist, umso höher wird der Verbrauch. Zusätzlich argwöhnen viele Autofahrer, dass ein hoher Ethanol-Anteil auf Dauer dem Motor schaden könnte.
Hohe internationale Nachfrage
Die Ursache für den Preisanstieg an der Zapfsäule ist schnell ausgemacht. Ethanol ist im Jahr 2019 etwa 15 Prozent teurer geworden, zugleich sind Benzinprodukte billiger geworden. Das führt zu einer weiteren relativen Verteuerung des Ethanol-Anteils.
Ursache für den Preisanstieg sind die internationalen Märkte. Der Geschäftsführer des Bundesverbandes der deutschen Bioethanolwirtschaft (BDBe) Stefan Walter sagte der "Berliner Morgenpost", dass nun auch Dänemark und Ungarn mit Bioethanol versetzte Kraftstoffe eingeführt worden sind. Und auch in den USA wird dem Benzin immer mehr Ethanol beigemischt, die Nachfrage steigt weltweit schneller als die Produktion.
Der Absatz von Bioethanol unterliegt außerdem nicht normalen Marktgesetzen. Durch den hohen Steueranteil bei Brennstoffen können die Nationalstaaten den Absatz des Biosprits durch eine entsprechende Steuergesetzgebung steuern. So kann es zu abrupten Änderungen der Nachfrage kommen.
E-Anteil wird weiter steigen
In Deutschland stehen die Mineralölkonzerne vor einem Problem. Verkaufen sie nicht genug Ethanol, drohen ihnen Zwangsgelder. Doch eventuell nehmen einige Unternehmen diese Strafen in Kauf. "Dass E10 und E5 gleich viel kosten, könnte ein Beleg dafür sein, dass die Mineralölunternehmen derzeit weniger von dem verteuerten Bioethanol absetzen wollen“, sagte Elmar Baumann, Geschäftsführer des Verbandes der Deutschen Biokraftstoffindustrie zur "Welt". Die eingesparten Kosten für das Ethanol und die Logistik von zwei Spritsorten könnten die Strafen aufwiegen.
Shell bleibt anders als etwa Aral bei dem traditionellen Preisabstand. "Zum einen ist es günstiger, Biokraftstoffe beizumischen als die gesetzlich fällige Ausgleichsabgabe für rein fossile Kraftstoffe zu bezahlen“, sagte Shell-Chefvolkswirt Jörg Adolf zur "Welt". Zum anderen würde bei einer Preisgleichheit kein Anreiz mehr bestehen, überhaupt E10 zu tanken. Der Anteil könnte also auf null sinken.
Tatsächlich dürfte es nur kurze Zeit funktionieren, die Klimapolitik der Bundesregierung durch die Preise an der Zapfsäule auszubremsen. Zum gleichen Preis wird kein E10 verkauft, also werden die Preise auf Dauer auch wieder auseinanderdriften. Der Gesetzgeber hat zum Jahreswechsel einen Anstieg der Quote verordnete. Biokraftstoffe müssen nun mindestens sechs Prozent – vorher vier Prozent - des verkauften Sprits einnehmen. Außerdem wird intensiv über die Einführung von E20 mit noch höherem Ethanol Anteil beraten. Dann wäre immerhin ein Fünftel des Superbenzins nachhaltig.
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