Smart Forfour Fünf vor Vier

Ein Smart hatte vier Räder, zwei Sitze und Heckantrieb. Hatte? Hatte! Ab Frühjahr 2004 wird alles anders. Dann kommt der Forfour. Wir durften vor Produktionsstart einen Blick auf den ersten Smart mit vier Sitzen werfen.

Ein Smart hatte vier Räder, zwei Sitze und Heckantrieb. Hatte? Hatte! Ab Frühjahr 2004 wird alles anders. Dann kommt der Forfour. Wir durften vor Produktionsstart einen Blick auf den ersten Smart mit vier Sitzen werfen.

Schwerer Start

Smart-Chef Andreas Rentschler ist Schwabe und als solcher stolz auf die Früchte seiner Arbeit. Das war nicht immer so. Zu Beginn der Smart-Story machten die kleinen Spaßmobile mit einigen Fehltritten von sich reden. Das ausbrechende Heck, streikende Getriebe und eine miserable Verarbeitung wollten nicht zur glorreichen Zukunft passen, die DaimlerChrysler für die neue Junior-Marke vorgesehen hatte. Einer der neuen Zweisitzer legte sich bei einem harmlosen Fahrmanöver gar spektakulär auf den Rücken. Super-Gau und Neubeginn auf einen Schlag.

Mit kippelnden Autos kannte sich DaimlerChrysler schließlich aus. Eine einfache Version des Schleuderverhinderers ESP aus der ebenfalls umgefallenen A-Klasse machte den Straßenknubbel idiotensicher. Eine neue Werbe-Kampagne sprach vom Smart als kompromisslose Fahrmaschine - "reduce to the max". Keine Rede mehr von einem revolutionären Mobilitätskonzept und großen, mit Smarts vollgestopften Park&Ride-Parkplätzen.

"Erweitere deinen Horizont"

Der Rest ist Geschichte. Das Cabrio und ein nackter Smart namens "Crossblade" vergrößerten die Fangemeinde, der Roadster beendete die Ein-Auto-Strategie. Inzwischen hat sich die DaimlerChrysler-Tochter selbst in die Riege der ernsthaften Autoherstellern einsortiert und sich ein neues Motto zugelegt. "Open your mind" - "Erweitere deinen Horizont". Danke für die Warnung.

Geburt im "Smart-Terminal"

Wie sich Smart diesen erweiterten Horizont vorstellt, durfte eine internationale Journalistenhorde auf dem Züricher Flughafen erleben. In einem noch nicht eröffneten Bereich des Airports, passenderweise "Smart-Terminal" getauft, gewährte das einstige Auto-Startup einen Blick auf den Forfour, den Smart für vier. Ein echtes Auto also.

"Mit dem Smart City-Coupé ist es uns gelungen, zahlreiche Kunden davon zu überzeugen, dass vollwertige Fahrzeuge nicht unbedingt vier Sitze benötigen. Mit dem Smart Roadster haben wir bewiesen, dass Fahrspaß nicht von der PS-Zahl abhängt. Mit dem Smart Forfour wollen wir zeigen, dass ein echter Smart auch mehr als zwei Sitze haben kann", wusste der oberste Mercedes-Fahrer Jürgen Hubbert zu berichten. So kann man eine Markenphilosophie auch über Bord werfen.

Smart Forfour

Motor

Drei- und Vierzylinder-Triebwerke

Hubraum

1100 bis 1.500 ccm

Leistung

68 - 109 PS

Länge/Breite/Höhe

3.752/ 1.684/ 1.450 Millimeter

Grundpreis

ab ca. 12.500 Euro

Von der Masse abheben

Der Zweisitzigkeit und dem Heckantrieb trauert an der Smart-Spitze offensichtlich niemand hinterher. Andreas Rentschel schwäbelt viel lieber von Emotionalität, niedrigem Leistungsgewicht und Kunden, die sich von der Masse abheben. "Obben mainded, äben!".

Der Motor ist vorne

Von der übrigen Kleinwagen-Konkurrenz unterscheidet sich der Forfour vor allem durch sein Design. Die große Sicherheitszelle hebt sich farblich von der restlichen Karosserie ab, die wie beim kleinen Zweisitzer aus großen Plastikteilen, den so genannten "Panels", besteht. Der typische Smart-Look verteilt auf 3,75 Meter. Neu ist der gesamte Vorderwagen. Zwangsläufig. Immerhin musste dort erstmals ein Motor untergebracht werden. Vier runde Scheinwerfer und zwei große schlitzförmige Lufteinlässe prägen die kurze Forfour-Nase.

Fünf Motorvarianten

Darunter ist genug Platz für fünf Motorvarianten. Neben zwei Dreizylinder-Dieseltriebwerken mit 68 und 95 PS dürfen erstmals auch ausgewachsene Vierzylinder-Motoren (95 und 109 PS) ran. Lediglich der Einstiegs-Benziner schöpft seine 75 PS noch aus den bewährten drei Töpfen.

Wie sich die kleinen Triebwerke in dem kaum 1.000 Kilo schweren XXL-Smart schlagen, bleibt abzuwarten. Noch wollte Andreas Rentschler die neuen Kleinwagen nicht in rohe Journalisten-Hände geben. Das Leistungsgewicht von maximal neun Kilo pro PS spricht allerdings für ein äußerst flinkes Vorankommen .

Kooperation

Auch wenn man es kaum glauben kann - der Smart Forfour und der nächste Mitsubishi Colt sind Zwillinge. 50 Prozent der Teile aus dem Smart finden sich auch im Colt - obwohl der kleine Japaner völlig anders aussieht. Vom Band laufen beiden in Holland bei Nedcar.

Erwachsener Innenraum

Hinter den leichten Türen (auf das "Premium-Plopp" von Mercedes-Türen müssen Forfour-Fahrer verzichten) öffnet sich ein typisches Smart-Cockpit. Er- und gewachsen zwar, aber immernoch typisch Smart. Teile des Armaturenbretts sind mit dem gleichen Stoff bezogen wie die betont sportlichen Sitze. Die Mittelkonsole wird vom großen Display des Radios beherrscht. Gegen Aufpreis lässt sich hier sogar ein Navigationssystem mit Farbbildschirm unterbringen. Ebenfalls nicht kostenlos gibt es ein schickes Sportlenkrad mit Multifunktionstasten. Die Gänge werden im Forfour mit einem manuellen Fünfgang-Getriebe gewechselt. Das automatisierte Sechsgang-Schaltgetriebe "Softouch plus" wurde auf die Aufpreisliste verbannt.

Man mag zu der knallbunten Innenausstattung stehen wie man will - wo Premium draufsteht sollte auch Premium drin sein. Damit konnten die beiden ausgestellten Forfours nicht wirklich dienen. Neben einer teilweise zweifelhaften Kunststoff-Qualität quittierten einige Bauteile bereits nach wenigen Handgriffen den Dienst (Türöffner, Schalthebel-Einfassung). Hoffentlich waren es nur die üblichen Ausfallerscheinungen von Vorserienfahrzeugen?

Variable Rückbank

Nicht weniger bunt geht es auf den Rücksitzen zu. Dafür aber etwas enger. Wer zwei wirklich große Passagiere unterbringen will, muss die Rückbank nach hinten schieben. Maximal 15 Zentimeter geht es so in Richtung Kofferraum. Das ist in diesem Segment nicht neu, aber eben auch nicht Standard. Je nach Stellung der Rückbank stehen zwischen 270 und 910 Liter Stauraum zur Verfügung.

Zusätzlich haben sich die Smarties ein so genanntes "Lounge Concept" ersonnen. Dazu gehören zusätzliche Polster auf der Rückbank und umklappbare Lehnen der Vordersitze. So entsteht eine kitschig-bunte Sitzlandschaft, die den Forfour in einen Party-Schuhkarton verwandelt. Eine Revolution sieht anders aus...

Kleine Schritte

Der Smart für Vier ist ein Auto der kleinen Schritte. Bahnbrechende Neuerungen sucht man vergeblich. Vier serienmäßige Scheibenbremsen und ESP sind eine tolle Sache. Was zählt, ist der Preis. Der liegt im Klassen-Durchschnitt. Inklusive Mehrwertsteuer wird man für einen Smart Forfour um die 12.500 Euro anlegen müssen.

Jochen