Wie "Mafia" vor einigen Jahren fängt auch EAs rund 15 Millionen teures Action-Adventure die Cosa-Nostra-Atmosphäre perfekt ein und entführt den volljährigen Spieler in eine Zeit, in der Treue, Ehre und Macht als wichtigste Eigenschaften eines Mannes galten.
Angesiedelt ist das Gangster-Game natürlich in New York City, genauer in den fünf Bezirken Little Italy, Brooklyn, Hell's Kitchen, New Jersey und Midtown. Diesen Kuchen teilen sich fünf Mafia-Familien. Der Spieler schlüpft in die Haut eines selbst kreierten Kleinkriminellen, der sich dank seiner Mutter als Handlanger für die Corleones verdingen darf. Zu Beginn mit Botengängen und Schutzgelderpressungen beschäftigt, steigt der sympathische Protagonist mit der Zeit vom "Außenseiter" zum "Capo" auf, um am Ende selbst den Ehrentitel Don zu führen. Wie beschwerlich, gefährlich und brutal dieser Weg ist, kann sich jeder Spieler an seinen zehn Fingern abzählen.
Renitente Ladenbesitzer schüchtert der Jung-Mafioso durch Drohungen ein, Mitglieder anderer Mafia-Familien schlägt er mit Fäusten, Rohren und Baseballschlägern nieder, und über mangelnde Möglichkeiten, sein Waffenarsenal einzusetzen, muss sich der Spieler auch nicht beklagen. Leicht ist das Ganze aber nicht, da die Feinde meist in Gruppen angreifen, Munition rar ist und Waffen äußerst wirkungsvoll sind. Ein Schuss aus der Schrotflinte reicht meist aus, um den Nachwuchs-Gangster in die ewigen Jagdgründe zu schicken.
Tot ist aber nicht tot. Gegen eine kleine Gebühr wacht der Charakter beim Mediziner um die Ecke wieder auf. Die maximale Gesundheit lässt sich im Spiel aber, ebenso wie die Eigenschaften "Kampf", "Schießen", "Tempo" und "Cleverness", durch gewonnene Fähigkeitspunkte nach und nach erhöhen.
Das Gameplay läuft auf zwei Ebenen ab. Zum einen erhält der Spieler von Mitgliedern des Corleone-Clans Aufträge, zum anderen muss er sich um seine eigenen Geschäfte kümmern. Die Pflichtaufgaben sind in eine packende Story eingebunden, in der man auf alle wichtigen Mitglieder der Familie trifft. Er jagt die Mörder von Sonny Corleone, führt im Auftrag von Bruder Michael einen Rachefeldzug gegen andere Clans und erfährt nebenbei auch noch, wie der Pferdekopf in das Bett des Filmmoguls Jack Woltz gelandet ist. Sein Zubrot verdient sich der Spieler durch kleine Nebengeschäfte, darunter Banküberfälle, Übernahmen von Hotels und Casinos sowie das Sprengen von Tresoren. Je mehr solcher Nebenquests erledigt werden, desto dicker das Bankkonto. Und Kohle ist ein essenzieller Bestandteil des Games. Denn abgesehen von Autos, die sich der Mafioso in bester "GTA"-Manier einfach nimmt, müssen Patronen, Medizin und sogar Klamotten bezahlt werden. Wohnungen diverser Preisklassen dienen als Speicherpunkte. Und auch korrupte Polizisten und FBI-Agenten wollen ihren Anteil
Nicht verschwiegen werden darf, dass das Game trotz überragender Grafik, kinoreifer Effekte, perfekter Sounduntermalung und dichter Atmosphäre auch einige negative Aspekte aufweist. An erster Stelle steht die Steuerung. Egal, ob der Spieler sein digitales Abbild per Tastatur, Maus oder Gamepad durch New York City manövriert - die Lenkung lässt zu wünschen übrig. Allerdings nicht aufgrund technischer Mängel, sondern weil der Protagonist einfach zu viele Moves beherrscht. Mit zunehmender Spieldauer als nervig entpuppt sich das Recycling von Gebäuden, Fahrzeugen und Charakteren. Anstatt jedem einzelnen Schauplatz ein einzigartiges Design zu spendieren, sehen viele Ladengeschäfte gleich aus. Wer also einmal das Hinterzimmer eines Zigarren-Händlers geöffnet hat, weiß bei den nächsten Schutzgeldeintreibungen, was ihn erwartet.
Der Pate
Hersteller/Vertrieb | Electronic Arts/Electronic Arts |
Genre | Action-Adventure |
Plattform | PlayStation2, PC, XBox |
Preis | ca. 50 Euro |
Altersfreigabe | ab 18 Jahren |
Im Vergleich zum großen Ganzen sind diese Kritikpunkte aber nicht mehr als ein paar Tropfen Balsamico-Essig auf den Gamaschen eines echten New Yorker Dons. Was zählt ist das Gesamtbild, und hier gibt sich "Der Pate" keine Blöße.