"Gun" Rauchende Colts und jede Menge Feuerwasser

Rache wird am besten eiskalt und mit vielen blauen Bohnen serviert. Activisions Westers-Spektakel "Gun" ist ein beinhartes Action-Game, aber kein zweites "GTA".

"Gun" ist ein bemerkenswerter Versuch, frischen Wind ins Third-Person-Actiongenre zu bringen, indem es die erfolgreiche Spielmechanik der "GTA"-Reihe in den Wilden Westen portiert. Und das klappt erstaunlich gut. Die mehr oder weniger gesetzestreuen Mitbürger in Städten wie Dodge City oder Empire sind dreckig, haben keine Manieren, saufen, verzocken in jeder freien Minute im Saloon ihr weniges Geld und schießen auch schon mal jemand über den Haufen, wenn ihnen gerade danach ist. Keine Frage, hier wird das Klischee zelebriert.

Ähnliches gilt für die unzähligen Nebenaufgaben, die zu erfüllen sind. So darf man mit Colton nicht nur Pferde stehlen, sondern wie in der Zigaretten-Werbung auch durch die staubige Prärie reiten. Ebenso darf der bärbeißige Cowboy als Hilfssheriff Gesetzesbrecher zu Strecke bringen, Indianern zeigen, warum sie lieber bei Feuerwasser geblieben wären, oder auch mal im Saloon sein Poker-Glück versuchen. Zwar bieten diese Nebenjobs, die nicht nur Coltons Fähigkeiten, sondern auch seinen Kontostand aufpolieren, jede Menge Abwechlsung, werden aber irgendwann mal dröge.

Mit einer Hand voll Dollar und vielleicht ein paar Goldnuggets mehr werden Upgrades für die vorhandenen Waffen oder andere nützliche Gegenstände gekauft, die das Überleben als Revolverheld erleichtern. Dank den verbesserten Fähigkeiten nimmt man seine Gegner nicht mehr wie Stevie Wonder aufs Korn oder wird mit der Zeit zu einem berittenen Alonso - was auch nötig ist, denn überall lauern Schießereien oder angriffslustige Rothäute.

Lobenswert ist hierbei, dass die Steuerung überraschend intuitiv gestaltet wurde und jeder Bewegungslegastheniker nach fünf Minuten sein Pferd meisterhaft zu steuern vermag. Nicht ganz so gelungen ist dagegen das Handling während der Schießereien. Zwar lässt sich immer wieder die Zeitlupen-Option "Schnellziehen" nutzen. Ist deren Energie jedoch aufgebraucht, verkommen gezielte Treffer zur Glücksache. Droht Colton das Zeitliche zu segnen, hilft nur noch der Griff zur Whiskey-Flasche. Das Feuerwasser weckt neue Lebensgeister.

Auf diese Art und Weise galoppiert Colton durch die Handlung und liefert sich spannende Duelle mit allerlei Bossgegnern, um die Wahrheit über seinen Vater, sein rätselhaftes Erbe und sich selbst herauszufinden.

Viel ersichtlicher als die - von Randall Johnson (Drehbuch zu "Die Maske des Zorro") geschriebene - Story ist die Multiplattform-Herkunft des Spiels. Angesichts trüber Texturen und klobiger Figuren ist der PC- und Xbox-360-Version anzumerken, dass zugunsten von PS2 und GameCube an der Grafik gespart wurde. Dafür kann jedoch die Sound- und Musikuntermalung vollends überzeugen. Unter anderem traten die US-Schauspieler Thomas Jane ("The Punisher"), Kris Kristofferson ("Blade") und Brad Dourif (Grima Schlangenzunge aus "Herr der Ringe") vors Mikrofon.

Gun

Hersteller/Vertrieb

Neversoft Entertainment/Activision

Genre

Action

Plattform

PlayStation2, PC, XBox, GameCube, Xbox 360

Preis

ca. 50 Euro

Altersfreigabe

ab 16 Jahren

So schafft es "Gun", ein tolles Spielerlebnis zu bieten und eine echte Action-Alternative zu "Total Overdose" zu sein. Wer über die vereinzelten Kritikpunkte hinwegschauen kann, erlebt das momentan wohl beste Western-Spiel, auch wenn für die "ab 16"-Wertung der USK einige Features des Originals blutige Federn lassen musste.

TELESCHAU
Bernd Fetsch/Teleschau

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