"Serious Sam 2" Der Reiz des Hirnlosen ist verflogen

Spieler, die Gefallen an einem der beiden Vorgänger gefunden haben, dürften auch mit "Serious Sam 2" einige hektische Stunden erleben. Alle anderen sollten sich die Demo laden, um herauszufinden, ob ihnen diese Art des Gameplays liegt.

"Serious Sam" hat sich einen Platz in der 3-D-Shooter-Hall-of-Fame verdient. Zum einen zauberte die von den kroatischen Entwicklern selbst programmierte Grafik-Engine eine schier unglaubliche Weitsicht auf den Monitor, dass zwischen dem Abfeuern einer Granate und dem Einschlag in das am Horizont entlang fliegende Zielobjekt locker 20 bis 30 Sekunden vergingen. Zum anderen - und das dürfte rückblickend betrachtet noch wichtiger sein - sprach das Game die niedersten Instinkte aller erwachsenen Shooter-Fans an: Ballern, bis der Zeigefinger schmerzt oder die Maus den Geist aufgibt. Wer sich noch an die legendäre Labyrinthszene erinnern kann, in der der Spieler Hunderten von Gegnern gegenüberstand, weiß, dass Computerspiele doch Auswirkungen auf die Psyche haben ...

Wer aber noch nie in die prolligen Klamotten des muskelbepackten Strahlemanns Sam "Serious" Stone schlüpfte, muss nicht traurig sein. "Serious Sam 2" spielt sich keinen Deut anders als das Originalgame nebst Add-On. Leider. Denn inzwischen ist reichlich Zeit vergangen und die Entwicklung - gerade im Genre der 3-D-Shooter - rasant vorangeschritten. Immerhin lässt sich das Game mit wenigen Sätzen beschreiben: Der Spieler rennt als Hilfs-Duke-Nukem durch großflächige, viel zu steril wirkende Schauplätze und ballert alles über den Haufen, was ihm vor die Knarre kommt. Dazwischen steht das Aufsammeln von Munition, Rüstung und Medi-Packs an. Wer will, kann auch noch nach Secrets suchen und - ganz neu - in Fahrzeuge einsteigen. Mehr ist nicht!

Mehr war aber auch noch nie, schließlich baute schon das Gameplay der beiden Vorgänger auf viele merkwürdige Gegner, noch mehr seltsame Gegner und abartig viele abgefahrene Gegner. Und auch die angesprochene Grafik haut heute keinen Gamer mehr vom Hocker. Klar, die Weitsicht ist nach wie vor beeindruckend, das war sie aber auch in "Half-Life 2", und da stimmte auch die Story.

Hübsch anzusehen - zumindest in der PC-Version - sind die leuchtenden Farben. Aber auch dieser Aspekt kam etwa in "Far Cry" wesentlich besser zur Geltung. Ach ja, eine Multiplayer-Variante ist auch an Bord, allerdings darf nur im Co-op-Modus geballert werden. Ein nicht ganz so hektisches Unterfangen, wie die rund drei Dutzend Level umfassende Single-Player-Kampagne - richtiger Spielspaß will sich dennoch nicht einstellen.

Zudem muss der Gamer viele Server abklappern, bis er Mitspieler findet. Richtig nervig ist die Tatsache, dass in der Xbox-Version eine Zielhilfe permanent aktiviert ist. Der Spieler muss also nur noch strafen, jumpen und ballern.

Serious Sam 2

Hersteller/Vertrieb

Croteam/Take2

Genre

Action

Plattform

PC, XBox

Preis

ca. 35 Euro

Altersfreigabe

ab 16 Jahren

So bleibt unterm Strich ein nach wie vor Adrenalin förderndes Game, das durchaus Spaß macht und aufgrund des typischen Sam-Humors sogar das eine oder andere Grinsen hervorlockt. Als Knüller kann "Serious Sam 2" hingegen nicht bezeichnet werden. Der Publisher hat dies erkannt und verkauft das Game zu einem fairen Preis. Angesichts der nicht vorhandenen Langzeitmotivation eine lobenswerte Einstellung.

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Artur Hoffmann/Teleschau

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