Cyber-Waffe im Nahen Osten aufgetaucht Computer-Experten warnen vor "Flame"

Angriff per Mausklick: Für Militärstrategen gilt der virtuelle Raum bereits als "fünfte Dimension" der Kriegsführung
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© Frank Rumpenhorst/DPA
Es soll Daten sammeln, das Mikrofon einschalten und Chats aufzeichnen können: Das Computer-Virus "Flame" ist laut Experten bereits seit Jahren unbemerkt aktiv, vorwiegend im Nahen Osten.

Schon der Name klingt bedrohlich: "Flame" haben IT-Spezialisten ein neues, hochkomplexes Computer-Virus genannt, das jetzt entdeckt worden ist, aber bereits seit fünf Jahren sein Unwesen treiben soll. Die Schadsoftware habe Tausende Rechner vorwiegend im Nahen Osten befallen, teilte die auf Anti-Viren-Programme spezialisierten Firma Kaspersky Lab am Montag mit. Sollten sich die Angaben des russischen Unternehmens bestätigen, wäre Flame nach Stuxnet und Duqu die dritte entdeckte Cyber-Waffe, die im großen Stil verbreitet wurde.

Zwanzigmal mehr Code als Stuxnet

Eine iranische Agentur für Datensicherheit teilte über ihre Webseite mit, Flame habe eine "enge Verbindung" zu Stuxnet und sei möglicherweise für Cyberangriffe verantwortlich, die nach iranischen Angaben jüngst kürzlich für umfangreiche Datenverluste in einigen Computersystemen des Landes gesorgt hatten. Flame könne laut Kaspersky Daten sammeln, die Einstellungen des befallenen Computers verändern, das Mikrofon einschalten, um Gespräche mitzuschneiden, Screen-Shots machen und Chat-Konversationen aufzeichnen.

Flame habe zwanzigmal mehr Code als Stuxnet, mit dem iranische Anlagen zur Urananreicherung angegriffen und Zentrifugen zerstört wurden, warnten die Kaspersky-Spezialisten. Sie stehen nach eigenen Angaben bei der Entschlüsselung des Virus noch am Anfang.

5000 Rechner bisher befallen

Betroffen seien bis zu 5000 Computer, vor allem von Unternehmen und Bildungseinrichtungen im Iran, Israel, in den Palästinensergebieten, im Sudan und Syrien. Über den möglichen Urheber der Schadsoftware wollte Kaspersky keine Angaben machen.

Der 2010 entdeckte Stuxnet war für Industrieprogramme entwickelt worden - damals ein Novum. Er hatte vor allem Industrie-Anlagen wie Kraftwerke oder Chemiefabriken, auch in Deutschland, befallen. Betroffen waren auch Kunden, die das Siemens-Steuerungssystem Simatic einsetzten. Allerdings hat Siemens zufolge keines der Unternehmen einen konkreten Schaden dadurch erlitten.

Reuters
fw/Reuters

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