Fernsehen Fußball schauen mit DVB-T klappt nicht immer

Das Spiel mit dem Ball läuft auf dem grünen Rasen. Warum sollten nicht auch die Zuschauer auf einer Wiese liegen, beispielsweise mit dem Notebook am Badesee? Weil es Probleme geben kann.

Die Technik für den Fernsehempfang mit dem Laptop unterwegs ist da: Das als Überall-TV gepriesene digitale terrestrische Fernsehen DVB-T ist in weiten Teilen Deutschlands bereits verfügbar, und feuerzeuggroße USB-Antennen gibt es ab 50 Euro. Experten zufolge können sich in der Praxis aber allerlei Empfangsprobleme ergeben.

DVB-T-Empfänger für Notebooks nutzen entweder den USB-Eingang oder den PCMCIA-Steckplatz. Angeboten werden sie von Herstellern wie Pinnacle, Terratec, Hauppauge oder Avermedia, die im TV-Kartengeschäft vertreten sind und die entsprechenden Empfänger auch als USB-Stick und PC-Karte anbieten. Die Preise für solche Empfänger liegen bei 50 bis 100 Euro.

Die Preisunterschiede erklären sich durch die Qualität der verbauten Teile und den Funktionsumfang der Hard- und Software, sagt Thomas Rau von der in München erscheinenden Zeitschrift "PC-Welt". "Es gibt zum Beispiel Hybrid-Sticks, die zusätzlich noch analoges Fernsehen empfangen können." Mitgeliefert werden in der Regel eine kleine Antenne und eine Infrarot-Fernbedienung sowie die Software.

Programmzeitschrift meistens eingebaut

Dabei handelt es sich in den meisten Fällen um Programme zur TV-Wiedergabe, mit denen sich die Kanäle suchen und auch ordnen lassen. Rund drei Viertel der Programme haben Thomas Rau zufolge einen so genannten EPG - einen elektronischen Programmführer. Damit lassen sich Programminformationen lesen und mit einem Mausklick Aufnahmen programmieren.

Einzig bei der Windows Media Center Edition - dem Multimediabetriebssystem von Microsoft - lässt sich der USB-Stick auch ohne Zusatzsoftware integrieren. Nach dem Kauf heißt es: Plug and play - Einstöpseln und Loslegen. "An den DVB-T-Empfänger kann man auch die Zimmerantenne oder die normale Hausantenne anschließen", erklärt David Schimm vom Hersteller Pinnacle in München. Technische Unterschiede zwischen der PC-Karten-Version und der USB-Variante des Pinnacle-DVB-T-Tuners gebe es aber nicht.

"Für ein Notebook selbst ist der PC-Karten-Slot besser, weil die PC-Karte tiefer im Notebook steckt als der USB-Stick", sagt Thomas Rau. Die PC-Karte lasse sich fast ganz hineinschieben, während der USB-Stick ein paar Zentimeter aus dem Notebook herausragt - was beim mobilen Einsatz zum Problem werden kann. Der USB-Stick hat dagegen den Vorteil, dass er auch an Desktop-PCs verwendet werden kann.

Empfangsqualität variiert

An die Hausantenne oder das Kabelfernsehen angeschlossen, wird das Notebook mit Hilfe solch kompakter DVB-T-Tuner in den eigenen vier Wänden auf einfache Weise zum Zweitfernseher. Wie aber sieht es mit dem mobilen Empfang aus? "Je nachdem wo Sie sich befinden und je nach Antenne variiert die Empfangsqualität", erläutert Rau. Am Baggersee - idealerweise in Sichtweite des Fernsehturms und mit einer guten Antenne - lasse sich ein Fußballspiel sicher problemlos verfolgen. "Wenn Sie aber verdeckt sind von Wäldern und Häusern und die Antenne schwach ist, werden Sie auch nur einen schwachen Empfang haben."

Selbst im Kernbereich der jeweiligen DVB-T-Regionen, in denen laut den Betreibern eine Zimmerantenne ausreichen soll, ist guter Empfang nicht garantiert. Mit den mitgelieferten Stummelantennen ist der ohnehin Glückssache: "Alles was im Weg des Signals ist, kann die Qualität soweit verschlechtern, dass ich keinen Empfang habe", sagt Thomas Rau. In seinen Arbeitszimmer - 2,5 Kilometer vom Münchner Fernsehturm entfernt - bekommt er nur 10 Sender rein, 2 Zimmer weiter hingegen alle 23.

Kritik an den mitgelieferten Antennen

"DBV-T-Sticks holen mit der mitgelieferten Antenne alle kein gutes Bild rein", urteilt Peter Knaak, Technikexperte der Stiftung Warentest in Berlin. "Wir halten das für Spielzeug, die Bildqualität überzeugt nicht, und die Empfangsleistungen sind mager, wenn man auf die eingebaute Antenne setzt."

Wer mit dem Notebook während der Fußball-WM am Baggersee die Spiele verfolgen will, sollte nach Ansicht von Knaak außerdem hoffen, dass dort ein dichter Wald steht - obwohl der ja den Empfang beeinträchtigen kann: "Ansonsten sehen Sie durch den Sonneneinfall nichts. Die Notebookdisplays sind nicht so hell beleuchtet, dass die bei Sonnenlicht eine gute Figur machen."

Damit nicht genug: Laut einem Test der "PC-Welt" (Ausgabe 04/2006) verringert sich die Laufzeit eines Notebooks je nach Strombedarf des verwendeten DVB-T-Empfängers um bis zu ein Drittel. Ein Notebook, dessen Akku normalerweise länger als drei Stunden hielt, machte mit Empfänger nach etwas mehr als zwei Stunden schlapp. Das ist ärgerlich, wenn ein Spiel in die Verlängerung geht und es kurz vor dem Elfmeterschießen heißt: Ende ist, wenn der Akku streikt.

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Arnd Petry/DPA

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