Feuergefährdete Akkus Sonys Millionen-Desaster

Rauch und Funkenschlag: Die Serie an Rückrufen von bei Sony hergestellten Notebook-Batterien reißt nicht ab. Und nun drohen offenbar Schadenersatzforderungen. Ein Millionen-Desaster.

Die Rückrufaktion für feuergefährdete Laptop-Akkus des japanischen Elektronikkonzerns Sony hat sich nochmals ausgeweitet. Neben Sony selbst kündigte der weltweit drittgrößte Laptop-Hersteller Toshiba an, mehr Batterien als bisher geplant aus Sicherheitsgründen auszutauschen. Trotz des Finanz- und Imageschadens denkt Sony nach eigenen Angaben aber nicht daran, sich aus dem Akku-Geschäft zurückzuziehen. Allerdings wird der Verlust von Marktanteilen befürchtet.

Auch Vaio-Laptops betroffen

Statt der bisher angekündigten 90.000 Rückrufe in Japan und China nannte Sony nun die Zahl von weltweit 250.000 fehlerhaften Batterien in Laptops seiner Marke Vaio. Die globale Dimension der Rückrufe bei seinen eigenen Geräten hatte das Unternehmen bislang offen gelassen. Toshiba hob die Zahl seiner von dem Rückruf betroffenen Geräte auf 870.000 von 830.000 an. Nach Angaben von Sony war dies jedoch bereits in der Gesamtzahl von 9,6 Millionen fehlerhaften Akkus in Geräten verschiedener Hersteller inbegriffen, die vergangene Woche genannt wurden.

Die hohe Zahl der zurückgerufenen Akkus überfordere die Sony-Produktionskapazität, räumte Vize-Exekutivpräsident Yutaka Nakagawa ein. Es könnten nicht ausreichend neue Batterien hergestellt werden, um schnell für Ersatz zu sorgen - insbesondere da auch die reguläre Nachfrage befriedigt werden müsse. Sony sei im Gespräch mit anderen PC-Herstellern, um sie an der Produktion der neuen Akkus zu beteiligen.

Auf die Frage, ob er es für möglich halte, dass einige PC-Hersteller ihre Abhängigkeit von Sony-Akkus auf Dauer reduzieren würden, erklärte Nakagawa: "Wir denken, dass diese Wahrscheinlichkeit besteht." Von einer derartigen Entwicklung könnte etwa der im vergangenen Jahr weltgrößte Hersteller von Lithium-Batterien, Sanyo Electric, profitieren.

Kosten in Höhe von 340 Millionen Euro

Die Kosten der Rückrufaktion beziffert Sony auf umgerechnet rund 340 Millionen Euro. Mögliche Rechtsstreitigkeiten sind darin aber noch nicht berücksichtigt. Toshiba hat bereits angekündigt, wegen des Imageschadens und potenzieller Umsatzeinbußen Schadensersatzforderungen zu prüfen.

Nakagawa schloss Sonys Abrücken von der Akku-Herstellung aus. "Das Batterie-Geschäft ist eine sehr wichtige Angelegenheit für uns", sagte er. "Wir haben keine Absicht, es aufzugeben oder zu verkleinern." Zum Volumen des Geschäftsbereichs machte der Konzern keine Angaben. Der Experte Masahiro Ono von Morgan Stanley schätzte es vergangenen Monat auf 180 Milliarden Yen (1,2 Milliarden Euro) im laufenden Geschäftsjahr, rund zwei Prozent des Sony-Gesamtumsatzes.

Gewinnprognose musste gesenkt werden

Die Sony-Batterien können sich nach Firmenangaben überhitzen und im Extremfall in Flammen aufgehen. Auch weitere Computerhersteller wie Apple und Dell hatten deshalb umfangreiche Rückrufe gestartet. Vorige Woche zwangen die Probleme den in Tokio ansässigen Sony-Konzern außerdem, seine Gewinnprognose für das laufende Geschäftsjahr um 62 Prozent auf 50 Milliarden Yen (rund 334 Millionen Euro) zu senken. Zu dem Schritt trugen auch Verluste im Geschäft mit Spielkonsolen bei.

Die Sony-Aktie schloss am Montag im Tokioter Handel 1,3 Prozent im Plus bei 4830 Yen und entwickelte sich damit besser als der Branchenindex, der 0,51 Prozent zulegte.

Reuters
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