Scheibes Kolumne Crazy things to do

Passend zum neuen Jahr nimmt sich die ganze Nation vor, etwas am eigenen Leben zu ändern. Was für ein Blödsinn, meint Stern.de-Kolumnist Scheibe. Er schaut lieber zurück und unternimmt in den verbleibenden Tagen des Jahres noch ganz rasch etwas, was er schon das ganze Jahr über tun wollte.

Kaum steht das neue Jahr vor der Tür, werden alle Menschen plötzlich ganz rührselig und versprechen sich und ihren Freunden, in den kommenden zwölf Monaten alles ganz, ganz anders zu machen. Sie möchten mit dem Rauchen aufhören, dem Schnaps abschwören oder mehr Zeit der Familie widmen. Nur mein Freund Robert hat Pläne, die sich auch tatsächlich verwirklichen lassen. Er schaut mir tief in die Augen und sagt: "Im nächsten Jahr möchte ich jeden scharfen Hasen vernaschen, der nicht bei drei auf dem Baum ist, mehr Geld verdienen und mindestens drei Mal in den Süden verreisen."

Ich habe es ja nicht so mit den Vorsätzen. Ich bin eher der nostalgische Typ, der zurückschaut und darüber sinniert, was er alles noch nicht getan hat. Und da gibt es so einiges, was ich noch rasch erledigen könnte, ohne dabei vom Schreibtisch aufzustehen. Gerne teile ich meine ganz persönliche Top-5-Liste mit allen Lesern dieser Kolumne und fordere sie dazu auf, es mir gleichzutun. Vielleicht können wir ja rechtzeitig vor Silvester noch ein gemeinsames Abenteuer erleben - und dabei ganz nebenbei den Schreibtisch aufräumen.

1. Schreibtisch auf die harte Tour aufräumen

Ich bin eine männliche Schlampe, ganz ehrlich. Mein Schreibtisch sieht immer aus wie eine Müllkippe (siehe www.dreckigerschreibtisch.de). Das ganze Jahr über räume ich ihn immer wieder auf. Im Nu ist er aber wieder verkruschtelt. Das liegt daran, dass ich die Sachen nur neu stapele, aber nicht endgültig entsorge. Mein Traum wäre es, einen Papierkorb unter die Tischkante zu setzen, um dann mit dem ausgestreckten Arm alles in den Korb zu schieben, was zurzeit auf meiner Tischplatte liegt. Egal, ob es sich dabei um Müll, wichtige Briefe, volle Cola-Flaschen oder USB-Sticks handelt: Einmal im Leben möchte ich alles blitz und blank haben. Sodass man mal wieder feucht über die Platte wischen könnte.

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Mein dreckiger Schreibtisch Müssen eigentlich alle Kreativen kleine Dreckferkel sein, was die Ordnung auf ihrem Schreibtisch anbelangt? Fast scheint es so! Carsten Scheibe sammelt die "schlimmsten" Tatsachenfotos aus der ganzen Welt. Staunen, Erschrecken, Mitmachen: DreckigerSchreibtisch.de

2. Tastatur umdrehen

Haben Sie eine Ahnung, was im Verlauf eines einzelnen Tages in den Zwischenräumen der Tasten auf der Tastatur landet? Kopfschuppen, abgeschnittene Fingernägel, Brotkrumen, Chipspulver, allgemeiner Staub, Papier - es ist ganz schön eklig. Ich habe meine Tastatur jetzt wieder so lange am Stück benutzt, bis auf 12 Tasten keine Buchstaben mehr zu erkennen sind. Während dieser Zeit habe ich sie nie sauber gemacht - im Gegensatz zur Maus, wo ich immer mit der gebogenen Nagelschere den Schmodder aus den Ritzen kratze. Also soll ich es wagen und die Tastatur umdrehen, um ihr dann kräftig auf den Rücken zu klopfen? Sicherlich könnte man das dabei zum Vorschein kommende Pulver zusammenkratzen und grammweise an jeden süchtigen Junkie verkaufen. Ganz bestimmt knallt der "Stuff" auch, wenn man ihn raucht. Übrigens: Ich schwöre bei meiner kaum vorhandenen Brustbehaarung, dass ich schon einmal einen lebendigen Mehlwurm aus meiner Tastatur geholt habe. Keine Ahnung, wie der da reingeraten ist.

3. Monitor antatschen

Ich habe auf meinem Schreibtisch zwei Flachbildschirme stehen. Alle Welt wird ja immer gleich hysterisch und behauptet, dass diese Monitore so unglaublich empfindlich sind. Deswegen darf die Putzfee da nicht dran, und ich nutze immer Spezialflüssigkeit aus einem Data-Becker-Testpaket, um die Oberfläche zu reinigen. Jetzt, zum Ende des Jahres, will ich endlich mutiger werden. Ich möchte den Finger ausstrecken und so fest auf das Display drücken, bis sich unter meinem Finger farbige Schlieren ausbreiten. Danach nehme ich meine Flasche mit dem Fensterreiniger, den ich immer zum Reinigen meiner Brille verwende, und spritze damit den Monitor voll. Das wische ich dann ab und gut ist. Wer hat da "Hemmung! Hemmung!" gerufen?

4. Peinliches Foto versenden

Wann haben Sie Ihre letzte Mutprobe gemeistert? Sicherlich ist es schon ziemlich lange her. Ich denke über eine ganz moderne Mutprobe nach: ein fürchterlich hässliches Foto zu nehmen und es dann kommentarlos per Mail an ALLE Kontakte aus dem eigenen E-Mail-Adressbuch zu senden. Anschließend muss man alle Antwortbriefe lesen. Ich habe da zwei Fotos in der engeren Auswahl. Auf dem einen Bild bin ich vielleicht 14 Jahre alt und stehe als Spargeltarzan mit Trichterbrust in einer hautengen Badehose in Leopardenmuster (argh!) in einem See. Das andere zeigt mich mit 16 - pickelig in der Pubertät, mit arg fettigen, ungekämmten Haaren und schielenden Augen, wie ich einen No-Bock-Aufkleber hochhalte. Ein Grauen, das eigentlich niemand mehr sehen darf. Und wenn niemand mitmacht, dann mache ich das auch nicht.

5.

Den Quatsch hier bei Stern.de veröffentlichen

Naja, zumindest die fünfte Sache habe ich ja bereits erledigt.

Eine Glosse von Carsten Scheibe, Typemania

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