Scheibes Kolumne Suchen Sie einen Job?

Wenn stern.de-Kolumnist Scheibe eins gelernt hat, dann das: Geld kommt nicht ohne Arbeit ins Haus geflogen. Das haben auch viele geldgierige Bürger aus unseren Landen begriffen, die in den letzten Jahren auf die Nigeria Connection reingefallen sind. Und es gibt noch deutlich geschicktere Betrüger.

Mal ganz ehrlich: Es ist ja schon rührend, mit welchem Ehrgeiz die Betrüger der Nigeria Connection versuchen, die Deutschen abzuzocken. Gerade bekomme ich mal wieder eine Mail von Joseph Mbekulu, der mir ganz vertraulich mitteilt, dass er Rechnungsprüfer der Chartered Bank von "Süd Afrika" ist und gerade 14,3 Millionen Euro "gefunden" hat. Die gehörten einem gewissen Herrn Juergen Rosenthal, der vor Ort mit Diamanten gehandelt hatte und nun vor drei Jahren mit dem Flugzeug abgestürzt ist. Erben gibt es keine und das schöne Geld muss ja nun außer Landes geschafft werden. Dabei soll ich helfen. Ich soll mein Konto zur Verfügung stellen, um die 14,3 Millionen Euro zu "lagern". Abgesehen davon, dass mein Banker in Ohnmacht fallen würde, wenn sich mein Konto auf diese Weise von seinen roten Zahlen erholt, würde ich für mein Entgegenkommen satte 30 Prozent von der Summe als Provision erhalten.

Um viele Erfahrungen reicher, jedoch um einige tausend Euro ärmer

Klar, wir alle kennen das Spielchen schon. Wer vor Millionendurst jedes bisschen Intelligenz fahren lässt und auf die Mail antwortet, wird schon bald darum gebeten, einige unbedeutende Auslagen vorzustrecken - und ist am Ende nur um Erfahrungen reicher, aber um einige tausend Euro ärmer. Die Betrugsmails der Nigeria Connection sind leicht zu enttarnen, weil sie immer dem gleichen Prinzip folgen, sehr ausführlich sind und in einer grauenhaft schlimmen deutschen Sprache verfasst werden, die jedem Erstklässler die Haare zu Berge stehen lässt. Kostprobe von Herrn Joseph Mbekulu gefällig? Bitteschön: "Zuerst muß ich um Ihre Zuversicht in dieser verhandlung bitten. Das ist auf Grund seiner lage, als das sein total VERTRAULICH und Geheimnisvoll."

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Nun satteln die Nigerianer anscheinend um. Sie tummeln sich seit geraumer Zeit bei Ebay und gewinnen hier eine hochpreisige Versteigerung nach der anderen. Anschließend bitten sie die Verkäufer noch vor der Begleichung des Kaufpreises darum, iPods, Computer und Fotoapparate doch schon einmal nach Nigeria zu schicken. Ärgerlich ist hier, dass diese Versuche, Waren abzuzocken, richtig großen Schaden anrichten. Denn die Bieter beenden die Auktion und lassen den angefressenen Verkäufer nicht nur auf der Ware, sondern auch auf seinen Kosten für die Auktionseinstellung sitzen.

Die neue Masche

Noch schlimmer ist, dass es inzwischen inoffizielle "Erben" der Nigeria Connection gibt, die deutlich geschickter zuwerke gehen. Sie verschicken zurzeit massenhaft Mails in perfektem Deutsch und seriösem Design, in denen sie den Empfängern eine feste Arbeitsstelle in einer deutschen GmbH in Aussicht stellen. Da wir eine recht hohe Arbeitslosenquote in Deutschland haben, treffen diese Mails natürlich auf fruchtbaren Boden - umso mehr, weil die meisten Anwender noch gar nicht so richtig wissen, wie das nun eigentlich so läuft mit den Bewerbungen im Internet, die doch laut Medien zunehmend in Mode kommen. Wer weiß also, ob es im Web nicht auch gang und gäbe ist, dass Unternehmen per Mail nach neuen Mitarbeitern suchen?

Hinter den Job-Offerten stehen allerdings die Online-Profis der Cybermafia. Die sitzt auf Millionen Euros, die sie mit der Hilfe von Phishing-Betrügereien von den Konten ahnungsloser Bürger abgehoben haben, die zuvor vertrauensselig ihre Zugangsdaten in die gefälschten Webseiten vermeintlich authentischer Bankhäuser eintippen durften. Ziel ist es immer, "Mitarbeiter" für die Buchhaltung zu gewinnen. Am Ende sollen die neuen Mitarbeiter dann ihr privates Konto zur Verfügung stellen, um Bezahlungen entgegenzunehmen und dann wieder an Dritte weiterzuleiten. Auf diese Weise werden betrügerisch eingenommene Gelder über zahlreiche Konten hinweg gewaschen.

So oder so: Es ist eben doch nicht ganz so einfach, ohne harte Arbeit zu Geld zu kommen. Kommt wieder einmal eine solche Mail zu Ihnen ins Postfach, sollte sie schnell gelöscht werden. Wenn schon schneller Reichtum, dann doch bitte preiswerter und straffreier - etwa mit einem Lottoschein.

Eine Glosse von Carsten Scheibe, Typemania

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