Sie gelten als die Streber unter den Entwicklern: Egal, ob "Baldur's Gate", "Neverwinter Nights", "Star Wars: Knights of the Old Republic" oder "Mass Effect" - immer zeigten die Jungs von Bioware der Spielewelt, wie man es richtig macht. Ihr aktuelles Rollenspiel "Dragon Age: Origins" versteht es ebenfalls wieder, erwachsene Gamer von der ersten Sekunde an zu packen - und sie für Monate nicht mehr loszulassen.
Als Grauer Wächter hat man es nicht leicht: Der geheimnisumwitterte Orden wird nicht überall in Ferelden gleichermaßen geschätzt. Oft schlägt einem offene Feindschaft entgegen. Obwohl man eigentlich nur das Beste will: die Welt endlich von der Bedrohung durch die dunkle Brut zu befreien. Nichts scheint im Reich mehr in geregelten Bahnen zu verlaufen. Der König wurde Opfer eines üblen Verrats, und natürlich kommt dem Spieler die übermenschliche Aufgabe zu, die wankende Welt wieder ins Lot zu bringen.
Man beginnt als Mensch, Elf oder Zwerg und entscheidet sich für eine Karriere als Krieger, Magier oder Schurke. Anschließend bekommt der Held im umfangreichen Charaktereditor sein individuelles Äußeres verpasst: Von der Augenbraue bis zum Backenknochen lässt sich jedes Detail wunschgemäß anpassen. Abhängig von der Rasse und Klasse gestaltet sich der Einstieg ins Abenteuer unterschiedlich: Sechs verschiedene Anfänge motivieren dazu, "Dragon Age: Origins" mit unterschiedlich ausgeprägten Charakteren mehrmals durchzuspielen.
Vom ersten Moment an zieht das Mammutwerk den Spieler ganz tief in den Strudel der turbulenten Ereignisse - monumental und hochdramatisch inszeniert mit einem geschickten Wechsel zwischen Spielszenen und filmreif auftrumpfenden Zwischensequenzen, untermalt von bombastischem Orchestersound. Schnell findet der Held ein paar mutige Recken, die ihn und seinen treuen Hund fortan auf wilden Abenteuern begleiten. Was Bioware hier leistet, ist phänomenal: Jeder Charakter, bis hin zum unbedeutenden Bettler am Straßenrand, verfügt über ein ganz individuelles Profil - so entstehen bald Freundschaften und tiefe Antipathien, und in den großartig gestalteten Dialogen tragen die Helden überzeugend ihre Meinungsverschiedenheiten aus. "Dragon Age: Origins" gibt dem Spieler das Gefühl, sich unter beinahe schon real anmutenden Wesen zu bewegen statt unter simpel strukturierten Computer-Kreaturen.
Spannend und klar strukturiert
Anders als das vor Kurzem erschienene "Risen" bietet "Dragon Age: Origins" mit Ferelden keine offene Spielewelt - was sich in diesem Fall aber eher als Vorteil erweist. Man lernt das Königreich häppchenweise kennen und erfüllt so lange durchweg spannende und klar strukturierten Missionen, bis auf der Weltkarte das nächste Gebiet freigeschaltet wird.
Routine schleicht sich dabei kaum ein: Immer wieder unterbrechen unerwartete Ereignisse oder Begegnungen das Geschehen und sorgen für adrenalintreibende Momente. Man fiebert regelrecht mit, wenn sich die Heldengruppe erbitterte Kämpfe mit scheinbar übermächtigen Widersachern liefert. Bioware-typisch darf man in solchen Auseinandersetzungen jederzeit pausieren, um seinen Leuten taktische Anweisungen zu erteilen. Besondere Fertigkeiten oder Heilmittelchen aktiviert man in der Hitze des Gefechts bequem über eine Schnellzugriffsleiste.
Auch sonst herrscht im Heldenleben eines Grauen Wächters überall feinste Ordnung - Charakter-Bildschirm, Gruppen-Inventar, Quest-Tagebuch könnten trotz aller gebotenen Komplexität übersichtlicher nicht sein. So macht es ungeheuren Spaß, seine Heldengruppe allmählich hochzupäppeln und mit jedem Levelaufstieg an der optimalen Fertigkeiten-Kombination zu tüfteln.
Episch, vielschichtig, effektvoll
"Dragon Age: Origins" präsentiert die epische Story äußerst vielschichtig und effektvoll - da fällt es kaum ins Gewicht, dass die 3-D-Grafik nicht auf dem allerneuesten Stand ist und die Helden aus der Nähe betrachtet manchmal etwas hölzern wirken. Auch Landschaften und Gebäude könnten durchaus detaillierter sein. Das gilt für die Xbox-360- und PlayStation3-Versionen des Spiels noch mehr als für die PC-Fassung. Nichts zu mäkeln gibt es hingegen in beiden Versionen an der Steuerung per Gamepad respektive Tastatur und Maus: Auch ungeübte Spieler können sich sofort ins Geschehen stürzen und fühlen sich schnell richtig zuhause in Ferelden.
"Dragon Age: Origins" ist ein echtes Ausnahmespiel, das zum Besten gehört, was das Jahr im RPG-Genre hervorgebracht hat. Anders als seinerzeit "Baldur's Gate" richtet sich Biowares jüngster Streich nicht nur an Hardcore-Rollenspieler, sondern ist auch für diejenigen erfreulich zugänglich, die zum ersten Mal mit einem Spiel dieser Art in Berührung kommen. Entgehen lassen sollte sich dieses gewaltige Abenteuer ohnehin keiner - sofern man über 18 Jahre alt ist. Denn mitunter geht es in der Welt von Ferelden ziemlich ruppig und blutig zu ...
Dark Age: Origins
Hersteller/Vertrieb | Bioware/Electronic Arts |
Genre | Rollenspiel |
Plattform | PC, PS3, Xbox 360 |
Preis | 45 Euro (PC), 60 Euro (Konsole) |
Altersbeschränkung | ab 18 Jahren |