Als Netflix im September auch in Deutschland seine Pforten öffnete, waren Kenner von Videostreaming-Diensten gespannt: Konnte der US-Anbieter dasselbe großartige Angebot aufwarten, das die Kunden in den USA gewohnt waren? Leider lautete die Antwort deutlich: nein. Denn während US-Kunden auf ein über die Jahre immer weiter gewachsenes Repertoire an Filmen und Serien zugreifen können, fiel die Auswahl in Deutschland durch die bestehenden Verwertungsrechte zwar nicht schlecht, aber doch überschaubar aus. Viele Kunden griffen daher auf Tricks zurück, um das US-Angebot nutzen zu können. Und das obwohl alle etwa das gleiche für den Dienst bezahlen. Doch Netflix scheint Ihnen nun einen Riegel vorschieben zu wollen.
Wie die auf Filesharing-News spezialisierte Seite "TorrentFreak" berichtet, unterbindet Netflix einige der populärsten Methoden, sich Zugang zum Angebot anderer Länder zu verschaffen. Denn eigentlich ist das nicht besonders schwierig: Durch eine Manipulation der so genannten "Geolocation", also des eigenen digitalen Standortes, lässt sich dem Dienst vorgaukeln, man befände sich in dem entsprechenden Land. Findige User hatten so bereits seit Jahren Netflix auch aus Ländern genutzt, in denen der Dienst gar nicht zur Verfügung stand.
Rechteinhaber fürchten die "VPN-Piraten"
Besonders beliebt sind so genannte "VPN-Tunnel" und "Proxy-Server", durch die man seine eigene Herkunft verschleiern kann. Nutzer entdeckten in den letzten Wochen, dass die Android-Version der Netflix-App die Einrichtung solcher Proxy-Server nicht mehr erlaubt. Zusätzlich sperrte Netflix die IP-Adressen bekannter VPN-Dienste. Vollständig wird der Dienst das Einloggen über solche Angebote aber wohl nicht zu verhindern sein - denn viele Universitäten und Firmen setzen auf sie.
Bisher werden die Versuche Netflix', Nutzer solcher Lösungen auszusperren, ohnehin nur als Testballons gewertet. Der Konzern selbst scheint wenig Probleme mit ihnen zu haben. Druck machen vor allem die betroffenen Rechteinhaber. Australische Medien hatten die Fremdschauer bereits als "VPN-Piraten" bezeichnet, sie also mit Raubkopierern gleichgesetzt. Netflix ist auf dem Kontinent bisher nicht auf herkömmlichem Wege zu bekommen, trotzdem kam der Dienst in einer Umfrage zum Streaming-Verhalten der dortigen Nutzer auf einen Marktanteil von 27 Prozent.