"Es wird hardcore" Musk stellt Twitter-Angestellten ein Ultimatum: extreme Leistung und Überstunden – oder die Kündigung

Elon Musk
Elon Musk regiert bei Twitter mit harter Hand
© Susan Walsh / DPA
In einer E-Mail fordert Elon Musk von den Twitter-Angestellten eine klare Entscheidung: Sie sollen sich zu extremer Leistung verpflichten oder gehen. Die Entscheidung erwartet er bis Donnerstag.

Es ist eine klare Ansage. "Solltest du sicher sein, dass du Teil des neuen Twitter sein möchtest, dann klicke bitte den Link unten an." Wer das nicht bis um 17 Uhr New Yorker Zeit am Donnerstag tue, werde automatisch mit drei Gehältern Abfindung entlassen. So steht es in einer Mail des neuen Twitter-Chefs Elon Musk an seine Angestellten. Und die dürften ziemlich über ihren Schritt zu grübeln haben. 

Denn der Chef tut wenig, um das Bleiben attraktiv wirken zu lassen - im Gegenteil. Twitter werde "extrem hardcore" werden müssen, um die Herausforderungen zu schaffen, glaubt er. "Das bedeutet lange Arbeitszeiten mit hoher Intensität." Halbherzige Arbeiter könne er deshalb nicht brauchen. "Nur Ausnahme-Leistungen werden als ausreichend bewertet."

Extremer Druck

Die gegen Mitternacht abgeschickte Mail erhöht den harten Druck auf die Angestellten noch weiter. Im Laufe der letzten zwei Wochen hatte Musk über die Hälfte von Twitters Belegschaft entlassen, sie teilweise persönlich bei Twitter gefeuert, nachdem sie ihn kritisiert hatten. Auch bei externen Dienstleistern wurde der Rotstift angelegt. Zudem hatte der Chef eine sofortige Rückkehr ins Büro beschlossen, wer nicht erschien, galt ebenfalls als entlassen.

Von den übrig gebliebenen Angestellten erwartet er nun, dass sie mit ihm einen gigantischen Kraftakt schaffen. Mit Fokus auf Entwickler will Musk den Dienst umbauen. Welche Leistung er dabei erwartet, will Bloomberg aus einem internen Meeting erfahren haben. Demnach fordert Musk von seinen Angestellten eine 80-Stunden-Woche und eine "an Manie grenzende Eindringlichkeit". Anders seien die nötigen Änderungen nicht zu schaffen.

Schwere Zeiten bei Twitter

Mindestens ein Teil des hohen Drucks ist selbstgemacht. Um Twitter zu kaufen, nahm Musk hohe Kredite auf, das Unternehmen muss 1 Milliarde Dollar jährlich an Zinsen aufbringen. Und das, nachdem man die letzten beiden Jahre bei einem Umsatz von knapp 5 Milliarden Dollar Miese gemacht hatte. Weil Musks Plan der quasi uneingeschränkten Meinungsfreiheit zudem die Werbekunden verschreckt und wegen der Wirtschaftskrise die Werbeausgaben schon vorher gesunken waren, dürften die Einnahmen eher sinken. Musk setzt deswegen voll auf ein Bezahlabo und Kostensenkungen, etwa durch die Entlassungen.

Für die Twitter-Mitarbeiter ist die Umstellung ein Schock. Der Konzern hatte während der Pandemie erlaubt, von überall auf der Welt zu arbeiten, viele Mitarbeiter leben nicht einmal in der Nähe eines der Twitter-Büros. Auch die Kritikultur, die vorher eine extrem freie Äußerung von der Geschäftsführung abweichender Ansichten erlaubte, ist dahin. Andererseits dürfte Musks Ansage kaum dazu beitragen, neue Talente anzulocken. 

Immerhin kann man nicht sagen, dass der Chef nicht mit gutem Beispiel vorangehe. Er arbeite mittlerweile etwa 120 Stunden die Woche, erklärte er diese Woche bei einer Konferenz. "Ich schlafe, stehe auf, arbeite, schlafe, arbeite, und tue das sieben Tage die Woche." Von seinen Angestellten scheint er nun ähnliches zu erwarten.

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