Es ist ein unscheinbares kleines Knöpfchen. Aber drückt man in der "Karten"-App von Apple auf das Fernglas, bietet sich nach wenigen Sekunden ein relativ aktueller Rundblick auf nahezu jede Straße in Deutschland. Damit hat Apples "Umsehen"-Funktion schon jetzt deutlich mehr zu bieten, als Googles "Street View" es je hatte. Denn Google hatte zwar fast ein Jahrzehnt Vorsprung, stellte in Deutschland aber wohl frustriert irgendwann die Arbeit ein. Der Grund: Zu viele Menschen wollten ihre Häuser verpixeln, sodass die Kamerafahrten durch viele Straßen irgendwann dem verschwommenen Heimweg nach einer durchzechten Nacht glichen.
Trotz Datenschutz: Apple wagt erneuten Anlauf
Umso erstaunlicher, dass Apple unter gleichen Voraussetzungen einen erneuten Versuch wagt, Deutschland abzulichten. Dabei hält das Unternehmen einige Regeln ein: Gesichter von Menschen sind ebenso unkenntlich gemacht, wie Nummernschilder. Aber nicht alle Informationen sind ausgeblendet: Namen an Häusern sind natürlich noch zu lesen.
Um sich selbst auf die Reise zu begeben, reicht ein einziger Klick. Sobald auf der Karte der App ein kleines Fernglas zu sehen ist, steht für den Ausschnitt das "Umsehen"-Feature bereit. In der Version für MacOS finden Sie das Fernglas in der oberen Menüleiste. Ist dies dunkelgrau, können Sie sich umschauen. Oft hilft Zoomen, um eine geeignete Stelle zu finden.

Wer sich darüber informieren möchte, wo die Fahrzeuge von Apple – oder Menschen mit einem Rucksack – unterwegs sind, findet auf der Informationsseite des Konzerns eine aktuelle Liste mit Zeitfenstern, in denen Mitarbeiter mit Kameras in bestimmten Kreisen unterwegs sind.
So verpixeln Sie Ihr Haus
Auf dieser Seite finden Sie auch Hinweise, was Apple tut, um die Privatsphäre der Menschen zu schützen und wo man sich melden kann, wenn man ein Problem mit den Aufnahmen hat. Es heißt: "Wenn Du Kommentare oder Fragen zu diesem Vorgang oder zu Deinen Datenschutzrechten hast oder die Verpixelung eines Gesichtes, eines Nummernschilds oder Deines eigenen Hauses beantragen möchtest, wende Dich bitte an uns." Hinter diesem Hinweis steckt die E-Mail-Adresse "MapsImageCollection@apple.com", die man kontaktieren kann.
Das sind die 20 spannendsten Orte in Google Maps

Mit der Katastrophe von Tschernobyl wurde das nahegelegene Prypjat zur nuklearen Geisterstadt. In den letzten Jahren wird es zur Touristen-Attraktion. Wer es gerne ohne den ständigen Blick auf den Geigerzähler erkunden will, kann das bei Maps tun.
Durch den späten Start der Funktion hat Apple den Konkurrenten Google schon jetzt überholt – denn das Kartenmaterial von Google ist sehr alt und damit kaum noch für aktuelle Recherchen zu nutzen. Eine vergleichbare Aufnahme, wie sie im Aufmacher zu sehen ist, datiert Google beispielsweise mit 2008. Die Aufnahmen von Apple stammen aus 2020 – sind also knappe zwei Jahre alt.
Es bleibt spannend, ob sich Deutschland erneut gegen die Aufnahmen von Häusern derart zur Wehr setzt, wie es 2010 zum Start von Street View der Fall war. Deutschland gilt als das einzige größere westeuropäische Land, für das es weder aktuelle noch flächendeckende Street-View-Aufnahmen gibt – oder geben wird.