Die Polizei hat die Auswertung des Rechners fortgesetzt, der beim Programmierer des Computerwurms "Sasser" beschlagnahmt worden war. "Das wird längere Zeit dauern", sagte der Sprecher des niedersächsischen Landeskriminalamtes, Detlef Ehrike, in Hannover. Zunächst müssten "mehrere hundert Seiten" aus dem PC ausgelesen und in einen Zustand gebracht werden, der sie verwertbar vor Gericht mache. Der "Sasser"-Programmierer, ein 18-Jähriger aus Niedersachsen, ist seit seinem Geständnis am Freitag auf freiem Fuß.
Laut Ehrike arbeitet eine Spezialgruppe der Polizei an dem Computer, auf dem sich alle Versionen des "Sasser"-Wurms sowie des Virus’ "Netsky" befinden sollen. Diese Fachgruppe sei auch schon bei der Durchsuchung dabei gewesen.
250.000 Dollar von Microsoft
Auf die Spur des 18-jährigen Schülers aus dem Kreis Rotenburg führten Hinweise von Informanten an den betroffenen amerikanischen Software-Riesen Microsoft. Dessen Vizepräsident Brad Smith versprach den Informanten 250.000 Dollar, sobald der Urheber der Computerwürmer verurteilt sei. Dem 18-Jährigen drohen wegen Computersabotage bis zu 5 Jahre Haft.
Die Polizei hatte am Freitag das Elternhaus des jungen Mannes durchsucht und dort den selbst gebastelten PC sichergestellt. Der mutmaßliche Täter legte ein Geständnis ab. "Sasser" hat nach Schätzungen Millionen von Rechnern in Unternehmen und Privathaushalten infiziert. Er nutzt eine Sicherheitslücke in den Betriebssystemen Windows 2000 und Windows XP aus und infiziert den PC allein durch den Anschluss ans Netz. Ein befallener Rechner muss immer wieder neu starten, so dass man nicht mehr mit ihm arbeiten kann.
"Sasser E" - eine bisher unbekannte Variante
Nach Angaben von Microsoft hat Sven J. noch vor seiner Entdeckung eine bisher unbekannte fünfte Variante des PC-Schädlings über das Internet verbreitet. Bei dieser Form erscheint ein Hinweis auf die Schutzprogramme von Microsoft gegen "Sasser", wie Unternehmenssprecher Sascha Hanke am Montag mitteilte. "Das war guter Wille, hatte aber die gleichen schädlichen Auswirkungen", sagte der Sprecher. So komme es auch bei "Sasser E" dazu, dass der PC sich ausschalte.
Laut Microsoft sind alle Computer vor "Sasser E" geschützt, auf die das kostenlose Schutzprogramm von der Homepage des Softwareriesen geladen wurde, oder die einen Firewall-Schutz haben. Microsoft war auf die neue Variante durch betroffene PC-Benutzer aufmerksam geworden und durch eine Firma, die Virenschutzprogramme anbietet.
Laut Hanke geht die schädliche Auswirkung des "Sasser"-Wurms - das ständige eigenmächtige Ausschalten des PC - möglicherweise auf eine fehlerhafte Programmierung des Virus durch den 18-Jährigen zurück. Es müsse aber noch ermittelt werden, ob es sich dabei um Absicht oder Unvermögen handele. Dass die Variante "Sasser E" auch von dem 18-Jährigen stamme, sei aber sicher: "Das haben forensische Untersuchungen gezeigt", meinte er.