Der Einfluss von Social Media auf das öffentliche Leben ist inzwischen für fast alle Menschen groß, unabhängig von ihrem Alter oder sozialen Status. Doch soziale Netzwerke wie TikTok, Facebook, Twitter/X, Telegram oder Instagram zeigen im Alltag auch negative Seiten. Einige der schwerwiegendsten davon, nämlich Desinformation und Hassbotschaften, will die Unesco nun mithilfe staatlicher Regulierung bekämpfen.
Die UN-Organisation sieht den schwer durchschaubaren Mix echter und unseriöser News in den Netzwerken ebenso mit Sorge wie die Nutzer. Einer Studie des Instituts "Ipsos" zufolge konsumieren 56 Prozent der Befragten aus verschiedenen Ländern ihre Nachrichten inzwischen vorrangig in den sozialen Netzwerken. Deutlich mehr als über das Fernsehen oder die gedruckte Presse. Allerdings sagten 68 Prozent der Befragten auch, dass in den sozialen Netzwerken die Menge der Falschinformationen am höchsten sei.
Befragte wissen um Fake-News im Netz
Mehr als 85 Prozent der Menschen, die "Ipsos" interviewte, fürchteten den Einfluss von Fake-News im Netz. Ganze 87 Prozent glauben sogar, dass derartige Falschinformationen bereits ihrem Land geschadet hätten. Und auch die Unesco fürchtet, dass unkontrollierte Fake-News Einfluss auf Wahlen haben könnten – mit strengeren Regeln will die Organisation diese zukünftig besser vor Manipulation schützen lassen. Dazu fordert sie etwa die Schaffung unabhängiger öffentlicher Regulierungsbehörden: Diese müssten aber mit einem klaren Auftrag und ausreichend Mitteln zur Umsetzung ihrer Aufgaben ausgestattet werden, hieß es am Montag in Paris bei der Vorlage des Konzepts.
Seriöse News oder bloße Meinungsmache?
Die entsprechenden nationalen Behörden müssten untereinander eng zusammenarbeiten, um jegliche Form des "ethischen Dumpings" zu vermeiden, so die Unesco. Von den Plattformen selber verlangt die Organisation mehr Initiativen zur Schulung ihrer Nutzer, damit diese einen kritischen Blick auf die ihnen ausgespielten News erlernen. In "sensiblen Phasen" wie etwa bei Wahlen müssten Regulierungsbehörden und Plattformen zusätzliche verstärkte Schutzmaßnahmen ergreifen.
Außerdem müssten bei den verwendeten Algorithmen Transparenz und eine Rechenschaftspflicht eingeführt werden. Die Moderation von Inhalten müsse in allen Regionen und allen Sprachen möglich und wirksam sein. Die Auswirkungen auf die Menschenrechte müssten "der Kompass für alle Entscheidungen bei der Ausgestaltung der Plattformen sein". Konkret verlangte die Unesco von den Plattformen, dass diese qualifizierte Moderatorenteams in ausreichender Zahl bereitstellen.
Unesco stellt weitreichende Forderungen
Diese sollen alle Hauptsprachen der sozialen Medien beherrschen, um eine zuverlässige und wirksame Kontrolle der hochgeladenen Inhalte durchführen zu können. Auch während Notsituationen wie bewaffneten Konflikten und Katastrophen müsse gewährleistet werden, dass die Plattformen angemessen funktionierten. Soweit der "Wunschzettel", der den Betreibern der entsprechenden Plattformen sicher nicht gefallen wird – besonders, was die Transparenz der Algorithmen betrifft.
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Desinformation und Hassreden verbreiteten sich derzeit mit beispielloser Geschwindigkeit und destabilisierten die Gesellschaften, erklärte die Unesco. Das Regulieren digitaler Plattformen sei deshalb nötig. Mit zwei Milliarden Menschen weltweit, die im kommenden Jahr zu Wahlen aufgerufen seien, sei 2024 ein entscheidendes Jahr für die Meinungsfreiheit und den Zugang zu verlässlichen Informationen. Eine erste weltweite Konferenz von Regulierungsbehörden digitaler Plattformen will die UN-Kulturorganisation Mitte nächsten Jahres organisieren.
Quellen: Studie, "Guardian", dpa