Sicherheitsexperte Chris Roberts Das ist der Flugzeug-Hacker

Der Hacker Chris Roberts soll angeblich die Kontrolle über ein Flugzeug übernommen haben - aus der Kabine. Doch wer ist der Mann, der Millionen Fluggäste auf der ganzen Welt in Angst versetzte?

Bis vor wenigen Tagen war der Name Chris Roberts allerhöchstens Sicherheitsexperten ein Begriff. Der jetzt von der US-Bundespolizei FBI erhobene Vorwurf, ein Flugzeug in der Luft und aus der Kabine heraus übernommen zu haben, hat ihn mit einem Schlag weltweit bekannt gemacht. Doch wer ist der Mann, der Millionen Menschen vorgeführt hat, dass flugzeugentführende Terroristen heutzutage nicht mehr unbedingt eine Waffe an Bord bringen müssen?

Reduziert man Roberts auf sein Äußeres, wirkt der stämmige US-Amerikaner zunächst einmal leicht martialisch. Mit seinem geschorenen Kopf und dem langen Bart könnte der in Colorado lebende Sicherheitsexperte auch als Islamist durchgehen. Zumindest wenn er sich nicht einmal wieder den eigentlich grauen Bart lila eingefärbt hat. Denn obwohl Roberts sein Herzensthema IT-Sicherheit sehr ernst nimmt: Der Experte beweist in Interviews und bei Twitter einen recht trockenen Humor - und lacht gerne und viel.

Etablierter Sicherheits-Experte

Bereits seit 2009 beschäftigt sich Roberts mit dem Thema Flugsicherheit. Damals waren ihm und einem Kollegen nach Angaben des Tech-Magazins "Wired" öffentlich zugängliche Anleitungen und Dokumente zur Verkabelung von Flugzeugen in die Hände gefallen. Die Sicherheitsexperten erkannten einige mögliche Wege, die Systeme zu überbrücken. Mit nachgebauten Systemen experimentierten sie, was sich mit den Netzwerken alles so anstellen ließ.

Seit 2010 hält Roberts Vorträge über mögliche Sicherheitslücken in Flugzeug- und Auto-Systemen. Gegenüber den Flugzeugherstellern und dem FBI zeigte sich der Hacker stets auskunftsfreudig: Er informierte sie über Lücken und mögliche Angriffswege. Ihm scheint es tatsächlich vor allem darum zu gehen, Sicherheitslücken zu entdecken, bevor diese missbraucht werden.

Auch das von ihm gegründete und mitgeleitete Unternehmen Open World Labs hat sich die Sicherheitsberatung auf die Fahne geschrieben. Die Firma berät Unternehmen und Behörden bei der richtigen Sicherheitsstrategie und verkauft dafür notwendige Software-Lösungen. Roberts selbst ist ebenfalls als Experte gefragt: Bevor er durch seinen angeblichen Hack selbst in die Schlagzeilen geriet, trat er als Sicherheitsexperte regelmäßig bei verschiedenen US-Fernsehsendern auf.

Der Flugzeug-Hack als drastisches Exempel?

Die Frage, ob Roberts die Maschine tatsächlich übernommen hat, ist weiterhin ungeklärt. Betrachtet man seine Reputation als Sicherheitsforscher, erscheint es unwahrscheinlich, dass er das Leben unbeteiligter Passagiere riskiert, um ein Experiment durchzuführen. Undenkbar ist es aber nicht.

Vielleicht ist es tatsächlich so, wie Roberts gegenüber "Wired" behauptete, und das FBI hat verschiedene seiner Aussagen aus dem Kontext gerissen. So könnte der Beamte die Beschlagnahmung von Roberts Equipment ohne Durchsuchungsbefehl rechtfertigen wollen. Eventuell hatte der Experte aber auch schlicht genug davon, von den Flugzeug-Herstellern ignoriert zu werden - und wollte es ihnen mit einem drastischen Beispiel beweisen.

mma

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