In Rotterdam entsteht zur Zeit eine der größten Segeljachten der Welt. Damit ihr Eigner Jeff Bezos sein Schiff aus der Werft in den Ozean fahren kann, muss die Stadt eine historische Brücke demontieren.
2022 darf Jeff Bezos (58) seinen Vorruhestand endlich gebührend einläuten. Der Amazon-Gründer erwartet die Auslieferung seiner neuen Jacht. Die Y721 ist 127 Meter lang und befindet sich aktuell im Dock von Oceanco in Alblasserdam. Doch ein Problem wartet auf einen der reichsten Menschen der Welt: Sein Schiff ist in voller Pracht so groß, dass die Stadt Rotterdam die historische Hubbrücke De Hef temporär abbauen muss.
Das Rijksmonument (niederländisch, wörtlich "Reichsdenkmal") ist seit dem Jahr 2000 denkmalgeschützt und steht seit 1927 in der heutigen Form. Die Brücke hat eine lichte Höhe von 46,5 Metern, zu niedrig für die Masten der Y721. Und obwohl ein Vertreter der Werft erklärte, dass es nicht anders ginge, ist die Kritik an dem Vorhaben groß. Denn eigentlich versprach die Stadt nach der Brücken-Renovierung 2017, dass es keinen weiteren Abbau des Wahrzeichens mehr geben werde.
Die niederländische Partei GroenLinks beantragte eine Dringlichkeitsdebatte im Rotterdamer Rat. Ein Sprecher der Partei fasst die Kritik an dem Vorhaben gegenüber Rijnmond wie folgt zusammen: "Jeff Bezos hat sein Geld mit strukturellem Personalabbau, Steuerhinterziehung, Umgehung von Vorschriften verdient und jetzt müssen wir unser wunderschönes Nationaldenkmal abreißen? Das geht wirklich zu weit."
Dabei ist von Abriss eigentlich keine Rede – die Demontage wäre vorübergehend und für den Projektleiter und Brückenverantwortlichen Marcel Walravens alternativlos. Er erklärt: "Aus wirtschaftlicher Sicht und im Hinblick auf die Erhaltung von Arbeitsplätzen hält die Gemeinde dieses Projekt für sehr wichtig", erklärt er. Teile des Rotterdamer Rats sehen das ähnlich und beschwichtigen: "Was mich beruhigt, ist, dass alle Kosten vollständig erstattet werden. Ehrlich gesagt, ich verstehe die Aufregung, aber wenn das Risiko ausschließlich bei Bezos oder Oceanco liegt, ist die Sache für mich erledigt.", sagt Dennis Take, Stadtrat der Partij van de Arbeid.
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Debatte in Rotterdam: Es geht ums Prinzip
Für einige Kritiker des Vorhabens scheint es auch eine Prinzipienfrage zu sein, wie sehr die Stadt Jeff Bezos entgegenkommen sollte. Der niederländische Journalist und TV-Moderator Tim Hofman schlägt auf Twitter vor: "Wie schön wäre es, wenn die Stadt Rotterdam einfach sagen würde: 'Tut mir leid, das passt nicht', so wie Bezos es zu seinen Lagerarbeitern sagt, wenn sie eine Pause brauchen."
Bei aller Aufregung ist wohl aber damit zu rechnen, dass sich die Stadt Rotterdam das Geld des Milliardärs nicht entgehen lässt – die Planungen zum Abbau der Brücke sind bereits in vollem Gange und an Schaulustigen dürfte es am Tag der Jungfernfahrt auch nicht fehlen.
Sobald Bezos endlich an Bord darf und das Schiff fertig ist, kann er sich damit brüsten, eine der größten Segeljachten der Welt zu besitzen. Genauer gesagt die Zweitgrößte. Denn die Y721 ist rund 20 Meter länger als der bisherige zweite Platz, die Black Pearl des russischen Milliardärs Oleg Burlakov († 72). Größer ist nur die sogenannte SY A des russischen Oligarchen Andrei Melnitschenko mit einer Länge von knapp 143 Metern.
Preis der Jacht von Jeff Bezos bei 500 Millionen US-Dollar
Die Kosten für Jeffs Jacht werden auf rund 500 Millionen US-Dollar geschätzt. Der Blog Superyacht-Fan berichtet, dass die Y721 allerdings im Flottenverband fahren soll. Demnach soll ein zweites Schiff dazu dienen, Teile der Crew, den Helikopter und Teile der Fracht zu transportieren.