Kolumne - Neulich im Netz Dank Porno: Blind und blöd

Der Opa des "kleinen Arschlochs" sitzt wegen Daueronanierens im Rollstuhl. Klarer Fall von Rückenmarksverkrümmung, sagt sein Enkel. Amerikanische Forscher haben jetzt ein anderes Risiko aufgedeckt: Pornobilder, so die Ergebnisse ihrer Arbeit, verstopfen das Gehirn.

Wenn stimmt, was die Doktoren der Uni Yale da aufdeckten, hätte dies weit reichende wirtschaftliche und gesundheitliche Konsequenzen. Oder auch nicht, weil ja bekanntlich keiner Pornobildchen guckt, im Internet schon gar nicht. Und nicht zu McDonald's geht und keine "Bild"-Zeitung liest. Da stand das übrigens. Andererseits heißt es ja immer wieder, die Pornoindustrie treibe neue Techniken an: Videosysteme, das Internet und zuletzt sogar Anonymisierungssoftware - und damit den Verbraucherschutz. Nur mit WAP hat es nicht geklappt, aber das hat andere Gründe.

Also nehmen wir mal an, dass ein großer Teil der Bevölkerung Pornos zumindest schon mal gesehen hat, im maximalen Sündenfall gar regelmäßig verschlingt. Dann wären diese Schmuddelpeter für einige Zeit danach nicht wirklich aufnahmefähig. Dafür gibt es ja durchaus praktische Belege, etwa jenen Brummi-Fahrer, den die Polizei nach einem schweren Unfall mit herunter gelassener Hose und Heftchen auf dem Lenkrad aus dem ramponierten Führerhaus zog.

Guido Augustin

Kolumnist für stern.de seit 1997 - und das A der H&A medien: Redaktion, Public Relations und Online-Konzepte.

Was kann danach noch... kommen?

Auf das Internet bezogen würden darunter vor allem jene Seiten und Programme leiden, die direkt nach den Rotlichtseiten angesteuert werden. Wer also von der drallen Blondine zur spröden Banksoftware wechselt, kriegt seinen Kontostand gar nicht richtig mit. Wer nach der Befriedigung fleischlicher Cyber-Lüste die Steuererklärung am PC ausfüllt, schenkt dem Staat vielleicht viel Geld - sollte unser Finanzminister gar der Pornoindustrie dankbar sein? Übrigens bekam Beate Uhse 1989 das Bundesverdienstkreuz. Finanzminister waren in diesem Jahr erst Gerhard Stoltenberg und dann Theo Waigel.

Zurück zur Software: Wie sinnvoll wäre es, würden Office-Pakete und Finanzprogramme erst einmal eine beruhigende und die Konzentration fördernde Startsequenz einspielen? Vielleicht haben sie das ja schon getan, um Porno-Spätfolgen abzufedern. Ein Blick auf elend lange Startprozeduren wie bei Adobes Acrobat oder Photoshop legen diesen Schluss nahe, rücken zugleich aber auch die Nutzer jener Produkte in die Schmuddelecke.

Und dann haben die US-Forscher noch ermittelt, dass der Verblödungseffekt besonders krass bei ängstlichen und vorsichtigen Menschen ausfällt. Dann gucken Frauen also doch Pornos?

<a class="link--external" href="mailto:stern@ha-net.de">Guido Augustin</a>

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