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Russische Invasion Zahlreiche Sanktionen in sechs Kriegsmonaten: Was haben die Maßnahmen gegen Russland gebracht?

Wladimir Putin
Anders als Russlands Präsident Wladimir Putin behauptet, sehen Wirtschaftsfachleute deutliche Folgen der Sanktionen für die russische Wirtschaft
© Mikhail Klimentyev / Kremlin Pool / Planet Pix via ZUMA Press Wire / DPA
Die westlichen Sanktionen gegen Russland schaden nur dem Westen – so hört man aus dem Kreml. Doch Statistiken sprechen laut Wirtschaftsfachleuten dagegen.

Nach sechs Monaten Krieg hinterlassen die westlichen Sanktionen deutliche Spuren in der russischen Wirtschaft. Zu diesem Schluss kommt jedenfalls ein Team der rennommierten Yale University. Entgegen der Behauptungen des Kremls und von Kritikern der Sanktionen seien diese keineswegs "unwirksam" oder "enttäuschend", sondern hätten einen "lähmenden Effekt auf die russische Wirtschaft, schreiben die Wirtschaftsexpert:innen vom Chief Executive Leadership Institute der US-Universität. 

"Russlands strategische Positionierung als Rohstoffexporteur hat sich unwiderruflich verschlechtert", [...] da es seine einstigen Hauptmärkte verloren hat." Die Importe seien "weitgehend zusammengebrochen", und das Land stehe vor großen Herausforderungen, wichtige Ersatz- und Bauteile aufzutreiben, "was zu weitreichenden Versorgungsengpässen in der heimischen Wirtschaft führt", schreibt das Team der Yale University. Trotz Putins Behauptungen einer autarken russischen Wirtschaft sei "die russische Inlandsproduktion völlig zum Erliegen gekommen, da es keine Kapazitäten gibt, um verlorene Unternehmen, Produkte und Talente zu ersetzen."

Russische Wirtschaft verliert durch Sanktionen

Durch den Rückzug von Unternehmen hat Russland nach Einschätzung der Forschenden der Yale University 40 Prozent seines Bruttoinlandsproduktes eingebüßt, "wodurch fast alle ausländischen Investitionen der letzten drei Jahrzehnte zunichte gemacht wurden". Für Russland gebe es keinen Weg aus der wirtschaftlich prekären Lage, solange die verbündeten Länder geschlossen den Sanktionsdruck gegen Russland aufrechterhalten und erhöhen. "Defätistische Schlagzeilen, die behaupten, Russlands Wirtschaft habe sich erholt, entsprechen einfach nicht den Tatsachen", schreiben die Wirtschaftsfachleute von Yale.

Auch Osteuropa-Experte Jannis Kluge von der "Stiftung Wissenschaft und Politik" kommt im Interview mit "bundesregierung.de" zu dem Schluss: "Die russische Wirtschaft ist von Februar bis Juni 2022 um rund 6,5 Prozent geschrumpft." Allerdings sei die Wirkung der Sanktionen sehr ungleich verteilt. "In einigen Sektoren der russischen Wirtschaft, wie etwa der Luftfahrt oder der Autoindustrie, geht aktuell fast gar nichts mehr." Der Konsum sei ebenfalls eingebrochen. "Das Geschäft mit dem Erdöl brummt aber weiterhin und auch das wenige Gas, das noch geliefert wird, bringt viel Geld", sagt Kluge. Deshalb stünde auch der Staatshaushalt noch relativ gut da, "trotz der Ausgaben für den Krieg und großer Hilfspakete, die wegen der Sanktionen geschnürt werden müssen."

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"Russland wird deutlich ärmer"

Kluge ist sich sicher: "Die russische Wirtschaft kann die Kooperation mit dem Westen niemals vollständig ersetzen. Russland wird deshalb in den kommenden Jahren deutlich ärmer und technologisch rückständiger werden."

Quellen: "Chief Executive Leadership Institute" der Yale University, Interview mit Jannis Kluge auf "bundesregierung.de".

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