Der Dax steht bei 25.000 und legt jeden Tag ordentlich zu. Menschen zwischen Yokohama und Straßlach-Dingharting lieben es, 26 und mehr Stunden pro Tag an ihrem Handy zu kleben und sich Bildchen anzuschauen und Kurznachrichten von Mutti. Und dann die CeBIT. Nie hätte sie wertvoller sein können als heute.
Der Japaner lebt leider nicht überall
Wäre es nicht so traurig, man würde jubeln wollen über all die Dinge, die derzeit niemand braucht. UMTS – überflüssig, die meisten Telefonierer wollen 2003 wirklich nur telefonieren. Und durchgeknallte Japaner, denen man jeden Mist verkaufen kann, so lange er nur Strom verbraucht, gibt es eben nur in und um Tokio.
Thomas Hirschbiegel
Kolumnist für stern.de seit 1997 - und das H der H&A medien: Redaktion, Public Relations und Online-Konzepte.
Office konnte schon immer zu viel
Bluetooth – war schon 1998 ein alter Hut und 2002 längst die Lachnummer. Drahtlose Verbindungen sind nach wie vor nur theoretisch schön, im realen Leben ist immer irgendeine Wand oder ein Sicherungskasten dazwischen, weswegen das Zeugs nicht richtig funktioniert. Office Soundso oder wie das neue Büropaket von Microsoft auch immer heißt – muss auch keiner haben, weil schon Office 97 viel zu viel Dinge konnte, die sich weltfremde Programmierer in ihren weltfremden Hirnen zurecht gezimmert hatten.
Und plötzlich war da: nullkommanull
Es gab Zeiten, da war die CeBIT tatsächlich das Maß aller Dinge, all der Kram wichtig und fantastisch und Hannover der Nabel der Welt, zumindest was Internet und Visionen rund herum anbelangte. Goldgräberstimmung bei Veranstaltern wie Ausstellern, denn alle waren Teil einer großen Familie, die mit Riesenschritten die Zukunft gestaltete. Bis plötzlich da nur noch Luft war. Nada. Nothing. Nullkommanull.
Manchem bleibt nichts erspart
Bis dahin kannte das nur der böse Kojote, der, den flotten Roadrunner jagend, plötzlich feststellte, dass er bodenlos weiterrannte. Ein kurzer Blick zwischen Verzweiflung und Entsetzen – und schon ging es abwärts in die kilometertiefe Schlucht. Und wenn es besonders schlimm kam, folgte noch ein tonnenschwerer Stein. Manch einem bleibt einfach nichts erspart. Wie der CeBIT. Aber die ist nicht Zeichentrick, sondern echt.
Die am Leben kleben
Warum auch im Jahr 2003 die Messe rund ums elektrische Büro? Weil es seit 1986 gute Tradition ist und Traditionen traditionell am Leben kleben? Weil alle doch noch darauf hoffen, dass das noch etwas wird mit der schönen neuen digitalen Welt? Besonders jenen möchte man es wünschen, dass Wille Berge versetzt. Bis dahin muss man sich aber zufrieden geben mit dem Hightech-Spielzeug, das in diesem Jahr über die Ratlosigkeit allenthalben hinwegtäuschen soll. Oder anders gefragt: Quo vadis CeBIT, wenn Daddelhandy und Riesenbildschirm die Highlights 2003 darstellten? IFA gibt's doch schon.
Aber da war doch noch etwas mit Internet: Und deshalb freuen wir uns schon jetzt auf die CeBIT 2004.