Wenn eine neue Netztechnologie ausgerollt wird, rechnen viele Kunden mit Umstellungs-Chaos. Doch seit der Umstellung auf 5G wird das Netz nur immer besser. Das zeigt der ausführliche Netztest, den "Connect" nun für das Jahr 2023 vorlegt. Die gute Nachricht für die Kunden: Alle Anbieter konnten sich verbessern, zum Teil sogar deutlich. Die Bahnstrecken sind aber nach wie vor die Achillesferse der drei Netzbetreiber.
Klarer Sieger im Netztest
Klarer Sieger ist – zum 13. Mal in Folge – die Telekom. Wurde Team Magenta im letzten Jahr als erster Anbieter mit einer "überragenden" Gesamtnote gewürdigt, kann man dieses Jahr sogar noch einmal deutlich zulegen. Mit Siegen in allen Unterkategorien erreicht die Telekom 967 von 1000 möglichen Punkten und überbietet den Rekordwert vom letzten Jahr damit noch einmal um satte 15 Punkte. Ein klar verdienter Sieg.
Auch Platz 2 und 3 sind altbekannt: Vodafone legt um 11 Punkte zu und kommt so mit 925 Punkten der "überragenden" Note immer näher. Dass O2/Telefónica nur einen Punkt auf nun 895 Punkte zulegt, bedeute aber nicht, dass sich der Anbieter nicht ebenfalls deutlich verbessert habe, betont "Connect". Denn tatsächlich haben alle Anbieter ihre Leistung großflächig verbessern können.
5G für (fast) alle
Vor allem die wichtige Datenkategorie, die mittlerweile 48 Prozent des Testergebnisses ausmacht, profitiert von dem rasanten 5G-Ausbau, so die Experten. Die Telekom konnte tatsächlich in 90 Prozent der Testsamples auf dem neuen Standard funken. Auch Vodafone und O2 haben kräftig ausgebaut. Spannend: In Großstädten kann sich die Telefónica dadurch erstmals vor Vodafone schieben. In der Fläche muss man sich aber vorerst noch mit dem dritten Platz begnügen.
Wie groß der Abstand ist, hängt auch vom Testszenario ab. Während die Telekom bei Messungen im Auto klar dominiert, robbt sich Vodafone bei den Walktests mit speziell präparierten Rucksäcken fast an den Dauersieger heran. Unterschiede gibt es in Städten vor allem bei den tatsächlich abgerufenen Datenraten. Auf dem Land ändert sich das Bild aber schnell: Nur die Telekom kann hier fast das Niveau der Großstädte halten, die beiden Konkurrenten fallen dagegen deutlich ab.
Die größte Schwäche bleibt indes: Auf der Schiene bekleckert sich keiner der Anbieter mit Ruhm, es gibt immer noch zu große Löcher. Und die werden nicht unbedingt kleiner: Während die Telekom als einziger Anbieter seine Leistung aus dem letzten Jahr überbieten kann, schneiden Vodafone und O2 sogar schlechter ab. Das könne aber auch mit zahlreichen Umleitungen auf schlechter ausgebaute Strecken zusammenhängen, vermutet "Connect".
Die Telefonie zeichnet ein ähnliches Bild: In Städten liefern alle Anbieter ab, in der Fläche setzt sich die Telekom klar durch. Auf Landstraßen und im Zug haben Vodafone und Telefónica größere Schwächen als der Testsieger.
Aufwendiges Testverfahren
Insgesamt überrascht das Ergebnis, erklären die Experten. "Die massiv gestiegenen Energiepreise und der Klimawandel führen dazu, dass die Mobilfunkanbieter sich stärker auf den effizienten Betrieb ihrer Netze konzentrieren als auf die Jagd nach neuen Spitzenleistungen", so Redakteur Hannes Rügheimer. Entsprechend hätten sie gegenüber der Zeitschrift vorab die Sorge geäußert, sogar schlechter abzuschneiden. Das blieb aber unbegründet. Im Vergleich zu den Nachbarländern sehen die Tester trotz der erfreulichen Fortschritte allerdings noch Luft nach oben: "Die Deutsche Telekom [...] schließt im Leistungsniveau allmählich zu den Netzanbietern aus Österreich und der Schweiz auf", stichelt die Zeitschrift.
Der "Connect"-Test wird jedes Jahr mit großem Aufwand betrieben. Die Tester fahren mit zahlreichen Smartphones 11.110 Kilometer durch Groß- und Kleinstädte sowie über Verbindungsstraßen. Zusätzlich werden mit Testkits in Rucksäcken belebte Plätze wie Bahnhöfe und Einkaufsstraßen in 11 Städten abgelaufen und mit dem Zug abgefahren. Insgesamt wird so ein Gebiet umfasst, dass knapp 16,6 Millionen Einwohner, also etwa 20 Prozent der Bevölkerung ausmacht. Seit einigen Jahren kommen noch Messungen von Freiwilligen hinzu, die nach dem Crowd-Sourcing-Ansatz fast 12 Milliarden zusätzliche Messwerte lieferten.
Den vollständigen Test finden Sie bei "Connect".