Safer Internet Day Die Sicherheitsoffensive fürs Web

  • von Thomas Matsche
In mehr als 40 Ländern findet der "Safer Internet Day" statt. Mit der Aktion der EU sollen Nutzer auf Gefahren aufmerksam gemacht werden, die im Internet lauern. stern.de traf in Leipzig eine Mutter, die ihrer Tochter den richtigen Umgang mit dem Web beibringt.

Die schöne, bunte Welt des Internets birgt einige Gefahren. Vor allem für die Nutzer, die intime Details aus ihrem Privatleben im Netz preisgeben. Fotos, Telefonnummern, Adressen - das kann für die, die damit Geschäfte machen, sehr nützlich sein.

Aufklärung ist also dringend geboten. Dafür findet jedes Jahr im Februar unter der Schirmherrschaft der EU-Kommissarin Viviane Reding in mehr als 40 Ländern der Safer Internet Day statt. Ziel ist es, über Aktionen und Medienkampagnen die Menschen zu mobilisieren, sich mehr für Sicherheit im Internet einzusetzen. Da sind Kinder und Jugendliche, aber auch Eltern und Lehrer gefragt, die oft nicht wissen, was ihre Sprösslinge im Internet treiben. Dienstag fand der Safer Internet Day zum fünften Mal statt. In Leipzig wurde die Stadtbibliothek zu einem sehr sicheren Ort - zumal die Kriminalpolizei anwesend war.

Grundschullehrerin Madlen Scholz und ihre Tochter Marie (Namen von der Redaktion geändert) haben gerade Ferien. Vom Safer Internet Day hatten sie vorher nichts gehört. Eher zufällig haben sie davon erfahren, als sie in der Bibliothek ein Buch für Marie ausleihen wollten. Doch das Thema Internet interessiert sie jetzt doch, denn besonders für die Tochter will sich Madlen Scholz über sichere Internetseiten für Kinder informieren.

Derzeit darf Marie auf Webseiten surfen, die Madlen Scholz vorher für sie geöffnet hat. Auch in der Schule surfen die Kinder auf sicheren und kindgerechten Seiten. "Allerdings lernen die Kinder so nicht die Fallen und Gefahren im Internet kennen", findet die Leipzigerin. Auch Madlen Scholz weiß da nur unzureichend Bescheid und will deshalb die Informationsangebote am Safer Internet Day nutzen.

Das Auge des Gesetzes

Dafür ist extra ein Fachmann der Leipziger Polizei gekommen. Kriminalhauptmeister Sven Reinhardt ist Experte für Betrugsdelikte im Internet und hat viel zu berichten. "Aktuell haben wir sehr mit Missbrauch von Accountdaten zu tun", besonders bei Auktionsbörsen wie Ebay. Vor drei Jahren ging es vornehmlich darum, Phishing-Attacken bei Bankgeschäften zu verfolgen. Dabei werden Computer durch Trojaner und Viren, die in Email-Anhängen versteckt sind, "vorinfiziert". Beim tatsächlichen Bankverkehr im Internet werden dann die persönlichen Daten ausspioniert.

Man kann sich nicht gegen alle Angriffe wappnen. Aber, so beklagt Reinhardt, viele Internetnutzer haben nicht mal einen gängigen Virenschutz installiert oder vergessen die Update-Funktion bei Windows zu aktivieren. Mitdenken sei gefragt. Man sollte sich zum Beispiel auch immer überlegen, ob man bestimmte Emails mit der Abfrage von persönlichen Daten als plausibel einstuft und sich gegebenenfalls durch eine Meldung zum Beispiel bei der Bank rückversichert.

Auf Gefahren hinweisen

Besonders in der Pflicht sieht Reinhardt die Eltern. Wenn Kinder im Internet Daten von sich preisgeben, haftet der Account-Inhaber. "Denn die Hemmschwelle, einen Klingelton herunterzuladen oder ein neues Handy zu bestellen, ist da besonders niedrig für Kinder." Zu wissen, was die Kinder tun, wenn sie im Internet surfen, und sie auf die Gefahren hinzuweisen, ist eine wesentliche Verantwortung der Eltern. Gerade wenn es um sogenannte Chat- und Kontaktportale wie SchülerVZ oder schuelerprofile.de geht.

Kinder müssen lernen, dass sie nicht wissen, wer was mit ihren persönlichen Daten anstellt. Deshalb empfiehlt Reinhardt: "Zuerst sollte man beide Augen drauf haben. Wenn die Kinder dann selbstsicherer im Umgang mit dem Internet sind, reicht auch nur noch ein Auge."

Man trifft sich bei schuelerprofile.de

Wenn die Schule aus ist, geht's zu schuelerprofile.de - einem der großen Kontaktportale für junge Menschen. 100.000 Nutzer melden sich hier im Monat neu an, denn bei schuelerprofile.de können sie sich über den neuesten Freund, die beste Band oder die schwierigsten Hausaufgaben austauschen. "Jugendliche haben einen ungeheuren Kommunikationsbedarf. Da reicht das Schulhofleben gar nicht aus", erzählt Anja Kazda der Leipziger Internetfirma Unister, die schuelerprofile,de betreibt.

Hier kriegen Jugendliche das nötige Feedback für das eigene Leben. Dafür machen sich die Schüler schön, legen ihre Freizeitaktivitäten dar, suchen sich zu vernetzen. "Und natürlich stellen wir fest, dass besonders das Profilfoto häufig angeklickt wird, und wir müssen manche Nutzer darauf hinweisen, dass sie sich nicht zu freizügig ablichten lassen", so Kazda.

Aufmerksamkeit ist aber ein hohes Gut in diesen Portalen. Dafür würden einige Jugendliche alles tun. Bei Verstößen, die in der Regel von den Nutzern gemeldet werden, werden die Betreiber sofort aktiv. "Wir löschen z.B. Bilder, wo Waffen zu sehen sind oder wenn die Freizügigkeit einfach zu weit geht." Was erlaubt ist und was verboten, wird bei der Anmeldung in einem Benimmkatalog geklärt.

Hat's was gebracht?

Madlen Scholz hat besonders die Informationen zum Kinderchat "seitenstark.de" interessiert. Hier moderieren Wissenschaftler der Universität Leipzig einen zeitlich begrenzten Chat für Kinder und Jugendliche. Wer sich da nicht an die "Chatiquette" hält, beispielsweise kein Austausch vonn Handynummern, fliegt raus. Das wird Madlen Scholz demnächst auch für ihre Tochter ausprobieren. Natürlich mit einem wachsamen Auge.

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