Cruise Keine Verbindung: In San Francisco bleiben selbstfahrende Autos einfach stehen – und blockieren den Verkehr

Die Cruise-Wagen rollen als vollautomatische Taxis durch die Straßen San Franciscos
Die Cruise-Wagen rollen als vollautomatische Taxis durch die Straßen San Franciscos
© Cruise / Hersteller
Einfach einsteigen und sich zum Ziel fahren lassen - das ist das Versprechen selbstfahrender Autos. In manchen Städten wie San Francisco ist es bereits teilweise Realität. Und hält Tücken für den Rest der Verkehrsteilnehmer bereit.

Ein Taxi ohne Fahrer - das ist das Konzept des US-Unternehmens Cruise. Doch die selbstfahrenden Wagen, die durch San Francisco gondeln, sorgen bei den übrigen Verkehrsteilnehmern immer wieder für Ärger und amüsierte Reaktionen: Sie bleiben teilweise einfach in Gruppen stehen und blockieren den Verkehr.

Das hat das US-Magazin "Wired" in einem großen Stück zu den stoppenden Cruise-Wagen zusammengetragen. Der letzte größere Vorfall war demnach am 28. Juni. Fast 20 Wagen des Unternehmens hatten sich in der Nacht zusammengerottet, standen für nahezu zwei Stunden auf einer Kreuzung herum und blockierten den Verkehr zeitweise vollständig. Erst als Cruise-Mitarbeiter auftauchten und die Wagen manuell umparkten, konnte der durch die Blockade ausgelöste Stau sich langsam wieder auflösen, berichtet das Lokalblatt "San Francisco Examiner". Cruise hatte den Vorfall demnach bestätigt, aber betont, dass es weder Verletzte gegeben hätte, noch Fahrgäste des Unternehmens betroffen gewesen wären.

Server-Probleme legen Straßen lahm

Schuld an der Panne war offenbar ein einfaches technisches Problem: Die selbstfahrenden Wagen des zu General Motors gehörenden Unternehmens hatten schlicht den Kontakt zum Server verloren. Und konnten entsprechend nicht weiterfahren. Aus einem Statement des Unternehmens gegenüber "Wired" geht hervor, dass die Wagen dann vorgehen wie beobachtet: Sobald sie feststellen, dass sie keine Verbindung mehr haben oder die Straße nicht befahrbar ist, halten Sie am Straßenrand und schalten den Warnblinker ein.

Das soll öfter passieren, als man erwarten würde, schrieb ein anonymer Mitarbeiter der Unternehmens in einem Brief an die zuständige Verkehrsbehörde. Es passiere "sehr regelmäßig", heißt es in dem Schreiben, das "Wired" vorliegt. Demnach würden die Wagen häufiger den Verkehr blockieren und sogar das Durchkommen von Rettungswagen verhindern. Einige der Wagen wären nur noch mit Abschleppwagen von ihren Nothalteplätzen abzutransportieren, so der Brief.

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© Waymo
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Notsystem ausgefallen

Tatsächlich soll bei einem weiteren Vorfall Mitte Mai das System sogar vollständig versagt haben: Sämtliche Wagen sollen für 20 Minuten nicht erreichbar gewesen sein, will "Wired" aus internen Dokumenten des Unternehmens erfahren haben. Neben dem autonomen Fahrsystem sei durch einen Verlust der Verbindung auch das Notsystem ausgefallen. Fällt der Autopilot aus, sollen eigentlich menschliche Mitarbeiter über eine Funkverbindung die Kontrolle über den Wagen übernehmen und ihn in eine sichere Parkposition bringen. Stattdessen konnte Cruise nicht einmal mehr orten, wo sich die Wagen genau befinden.  

Bislang hielten sich die Folgen der Ausfälle in Grenzen. Zwar gab es bereits Unfälle mit den Roboter-Taxis, sie hingen aber nicht mit Verbindungsausfällen zusammen, sondern waren reguläre Auffahrunfälle mit anderen Verkehrsteilnehmern. Dass der Effekt der Ausfälle noch klein ist, liegt sicher auch an den Auflagen des Unternehmens: Die Cruise-Wagen dürfen nur zwischen 22 und 6 Uhr ihre Dienste anbieten, bei Nebel und Regen haben sie Fahrverbot. Zudem scheinen sie die meistbefahrenen Straßen zu meiden, berichteten Fahrgäste "Wired".

Wie groß die Probleme tatsächlich sind, will nun auch der Staat genauer wissen: Die nationale Verkehrssicherheits-Behörde hat am Donnerstag eine Ermittlung gegen das Unternehmen begonnen. Allerdings nicht wegen der stehengebliebenen Wagen - sondern wegen ihrer Unfälle.

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