Die US-Spitzenpolitikerin Nancy Pelosi hat ihren Rückzug aus dem Kongress angekündigt. Sie habe das Privileg gehabt, San Francisco über Jahrzehnte im Repräsentantenhaus zu vertreten, sagte die 85 Jahre alte Demokratin in einer Videobotschaft auf der Plattform X. "Deshalb möchte ich, dass Sie, meine Mitbürgerinnen und Mitbürger aus San Francisco, als Erste davon erfahren: Ich werde nicht erneut für den Kongress kandidieren."
2026 werden bei den Kongresswahlen alle Sitze im Repräsentantenhaus neu gewählt. Pelosi vertritt dort seit 1987 San Francisco. Pelosis Entscheidung dürfte ein Ringen innerhalb der Demokraten um die Nachfolge im traditionell fest demokratischen Wahlbezirk auslösen. Ihre Amtszeit endet 2027.
Pelosi war über viele Jahre hinweg (zwischen 2007 und 2011 und erneut zwischen 2019 und 2023) die Vorsitzende des Repräsentantenhauses – als erste Frau in diesem Amt.
Nancy Pelosi: Bidens Stütze, Trumps Schrecken
Sie galt als wichtige Verbündete von Präsident Joe Biden, äußerte sich zuletzt aber auch kritisch, als in der Partei über seine politische Zukunft vor dem Präsidentschaftswahlkampf 2024 diskutiert wurde.
Pelosi sorgte zudem häufig mit ihrer scharfen Kritik an US-Präsident Donald Trump für Schlagzeilen – etwa im Februar 2020, als sie nach dessen Rede zur Lage der Nation im Kongress demonstrativ das Manuskript der Ansprache zerriss. Sie saß damals in ihrer Rolle als Vorsitzende des Repräsentantenhauses hinter Trump. Der verunglimpfte sie im Gegenzug als "verrückte Nancy" und nannte sie einen "Feind im Inneren".
Erst vor wenigen Tagen hatte sie erneut gegen den Republikaner ausgeteilt. Der sei eine "abscheuliche Kreatur" und "das Schlimmste auf der ganzen Welt", sagte sie dem Sender CNN. Er halte sich nicht an die Verfassung und übe massiven Druck auf die Justiz und die freie Presse aus.
Generationenwechsel bei den US-Demokraten
Pelosis Abschied aus der Politik steht sinnbildlich für einen Generationenwechsel bei den Demokraten. Die Partei der früheren Präsidenten Joe Biden und Barack Obama war durch die verlorene Präsidentschaftswahl vor einem Jahr in eine schwere Krise geraten. Neue Hoffnung schöpften die Demokraten aber an diesem Dienstag nach Siegen bei den Gouverneurswahlen in den Bundesstaaten Virginia und New Jersey sowie bei der Bürgermeisterwahl in New York.