Kann KI kreativ sein? "Selbst ich sah das nicht kommen": Horror-König Stephen King erklärt, warum KI ihn (noch) nicht ersetzen kann

Kann KI kreativ sein?: Mit schaurigen Geschichten kennt er sich aus – an den Horror der KI will Stephen King aktuell aber noch nicht glauben
Mit schaurigen Geschichten kennt er sich aus – an den Horror der KI will Stephen King aktuell aber noch nicht glauben
Seine Werke wurden genutzt, um Künstliche Intelligenz zu trainieren. In einem aktuellen Essay erklärt der König des Horrors Stephen King, warum sie noch nicht an menschliche Autoren herankommt – und wann sich das ändern wird.

In seiner Serie "Der dunkle Turm" versucht ein Zug, der ein Bewusstsein entwickelt hat, die Hauptfiguren zu töten. Autor Stephen King fürchtet sich indes nicht vor den aktuellen Ausprägungen der Künstlichen Intelligenz. Und obwohl er glaubt, dass sich das bald ändern könnte, will er sich ihr nicht in den Weg stellen.

Das erklärt King in einem aktuellen Essay im Magazin "The Atlantic". "Meine Bücher wurden verwendet, um KI zu trainieren", macht schon der Titel des Stücks den Ausgangspunkt seiner Gedanken klar. Vor knapp zwei Wochen war bekannt geworden, dass Sprach-KIs wie ChatGPT auch mit illegal geladenen Büchern gefüttert wurden. King stört das allerdings weniger. Für ihn stellt sich vor allem eine Frage: Kann KI einen menschlichen Autoren ersetzen?

Mehr als die Summe seiner Teile

"Bislang lautet die Antwort: Nein", ist er sich sicher. Das hängt seiner Ansicht nach vor allem an einem Faktor. So seien die aktuellen Programme zwar in der Lage, Unmengen an Literatur zu veschlingen und zu verarbeiten – für King eine der wichtigsten Voraussetzung auch als menschlicher Autor gut zu schreiben. Noch fehle aber die Fähigkeit, "etwas zu schaffen, dass über die Summe dieser Teile hinausgeht".

Als Beispiel nennt er eine Szene aus einem noch unveröffentlichten Buch. In der Szene erschießt eine Figur eine andere von hinten. Statt den Kopf zu durchdringen, bleibt die Kugel im Schädel stecken und veursacht dadurch eine Art Ausbuchtung, die aus der Stirn ragt. "Als ich mich an diesem Tag hinsetzte, wusste ich, dass der Mord geschehen würde, dass er mit einer Schusswaffe ausgeführt würde", führt er aus. "Ich wusste nichts von dieser Ausbuchtung, deren Anblick den Schützen im Laufe der Geschichte verfolgen wird."

Es habe sich um einen echten kreativen Moment gehandelt, beteuert er. "Einer, der sich aus der Geschichte und der Beobachtung dieses Mordes entwickelte. Es war eine komplette Überraschung", schwärmt er von der menschlichen Fähigkeit zu originären Gedanken. "Könnte eine Machine sich so etwas ausdenken? Ich denke nicht. Noch nicht" (Hervorhebung im Original).

Stephen King: (Noch) keine echte Intelligenz

Wie man schon herauslesen kann, hält er diese Art von Kreativität durch Maschinen aber nicht für grundsätzlich ausgeschlossen. Kreativität setzt Kings Ansicht zufolge ein Bewusstsein voraus. "Und es gibt Argumente, dass einige KIs ein solches haben. Dann wäre jetzt oder in der Zukunft auch Kreativität möglich."

Tatsächlich sind Schreibprogramme wie ChatGPT bislang nicht in der Lage, komplett eigene Ideen zu entwickeln. Das liegt auch an ihrer Funktionsweise: Basierend auf Abermilliarden Seiten von Text erraten sie im Prinzip nur, welches Wort als nächstes am wahrscheinlichsten ist. Das ergibt oft erstaunlich gute Texte, verstehen kann der Computer diese bislang aber eigentlich nicht.

Er betrachte die Vorstellung einer tatsächlich kreativ schreibenden KI mit "schauriger Faszination", gibt Schauer-König allerdings zu. Trotzdem würde er selbst dann nicht verhindern, dass seine Werke dazu betragen, wenn das überhaupt möglich sei. "Dann könnte ich genauso wie König Knut die Tide verbieten oder als Maschinenstürmer versuchen, eine Dampfmaschine zu zerstören"; gibt er sich dem Laufe des Fortschritts hin. Er selbst habe vermutlich kein Problem mehr damit, witzelt der 75-Jährige King, vielleicht sei er auch wegen seinem "reichlich forgeschrittenen Alter" in der Frage gelassen.

Quelle: The Atlantic

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